Erst das Bundesverfassungsgericht konnte der Stadt München klar machen, daß Demonstrationsfreiheit ein wertvolles wie gebührenfreies Gut ist, weshalb es einen Gebührenbescheid des Kreisverwaltungsreferats für verfassungswidrig erklärte (BVerfG, 1 BvR 943/02 vom 25.10.2007) und den Vorgang ans Bayerische Verwaltungsgericht zurückverwies. Als ich mich dort nach dem Stand der Dinge erkundigte, erfuhr ich, daß das Verfahren ohne neues Urteil beendet worden sei. Den Grund hat mir jetzt Greenpeace verraten:
„Gegen uns waren zwei Gebührenbescheidsverfahren nach Versammlungsanmeldungen in den Jahren 1998 und 1999 anhängig. Bevor es zu erneuten Verhandlungen vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht kam, hat die Stadt ihre Bescheide zurückgezogen, so dass in einem Fall ein bereits terminierter Gerichtsverhandlungstermin hinfällig wurde.
Bei dem Verfahren des 1998-er Gebührenbescheides war ein Verhandlungstermin für den 04.06.2008 angesetzt. Die Stadt nahm ihren Bescheid am 03.06.2008 zurück.
Bei dem Verfahren des 1999-er Gebührenbescheides (in dieser Sache hatte das BVerfG entschieden) nahm die Stadt ihren Bescheid am 14.04.2008 zurück. Hier war noch kein erneuter Verhandlungstermin vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht anberaumt worden.
Einen Vergleich haben wir zu keinem Zeitpunkt mit der Stadt geschlossen.“
Das Kuriose ist nun aber, daß die Stadt bei anderen Organisationen und Bürgern gleich lautende Gebührenbescheide, die sogar erst nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts erlassen wurden, weiterhin aufrecht erhält, einzutreiben versucht, bis Mai 2008 einen „Bestandsschutz“ für sich reklamiert und von „Rechtssicherheit“ spricht, diese aber offenbar ignoriert. Aber wer sich wie die Landeshauptstadt verfassungswidrig verhält, den stört wohl auch nicht, daß er mit seinen Bescheiden willkürlich verfährt, die einen aufhebt und die anderen nicht...
Dienstag, 8. Juli 2008
Focus doch nicht so zweinullig
(mit Updates!)
Ex-Milchstraßen-Midas Dirk Manthey macht zur Zeit mit seinem nächste Woche startenden Branchendienst Meedia.de eine ziemliche Welle. Und bislang dachte ich, daß dies von Hamburg aus geschieht, „in der alten Piano-Fabrik am Schulterblatt“, wie der gewöhnlich gut informierte Thomas Knüwer nicht nur schreibt, sondern auch mit Bildern belegt. Doch dann las ich heute morgen bei Focus Online, Peter Turi würde „der Berliner Redaktion ein enormes Potenzial“ prophezeien. Also was nun, Hamburg oder Berlin? Vom gestrigen Media Coffee noch ganz aufgepeitscht und überzeugt, in dieser modernen Medienwelt nicht mehr nur Empfänger zu sein, sondern mit den Focus-Onlinern kommunizieren zu können, frug ich dann eben über deren Kommentarfunktion an, was denn nun richtig sei, Berlin oder Hamburg. Und bekam umgehend die Abfuhr: „Ihr Beitrag: Berlin - oder doch hamburg? In der Berliner Redaktion? Sitzt sie nicht am Schulterblatt in Hamburg? wurde von uns nach Prüfung durch einen Administrator nicht veröffentlicht.“ Und d Den Fehler haben Jochen Wegner seine Mannen auch noch nicht inzwischen korrigiert...
Updates: Um 10.19 Uhr hat jemand bei Technorati nach „Jochen Wegner“ gesucht und von dort auf diesen Beitrag geklickt.
Um 10.20 Uhr (oder früher) hat Focus Online den Beitrag korrigiert, aus der Berliner eine Hamburger Redaktion gemacht, aber vergessen, den Berlin-Tag in Hamburg umzuändern.
Ebenfalls um 10.20 Uhr erreicht mich diese Mail:
„Sehr geehrter User,
in der Flut der Kommentare, die uns täglich erreichen lassen sich vereinzelte Fehlentscheidungen leider nicht immer vermeiden. Ihr Kommentar wurde fälschlicherweise nicht als Hinweis an die Redaktion verstanden.
Nachträglich wurde er nun an den zuständigen Redakteuer weitergeleitet.
Vielen Dank für Ihren Hinweis und freundliche Grüße
Die Community-Redaktion“
Hm, also habe ich nicht gegen die Netiquette verstoßen, sondern Focus veröffentlicht grundsätzlich keine Kommentare, die der Redaktion Hinweise geben?
Um 11.44 Uhr hat Focus Online meinen Kommentar doch noch freigeschaltet.
Updates: Um 10.19 Uhr hat jemand bei Technorati nach „Jochen Wegner“ gesucht und von dort auf diesen Beitrag geklickt.
Um 10.20 Uhr (oder früher) hat Focus Online den Beitrag korrigiert, aus der Berliner eine Hamburger Redaktion gemacht, aber vergessen, den Berlin-Tag in Hamburg umzuändern.
Ebenfalls um 10.20 Uhr erreicht mich diese Mail:
„Sehr geehrter User,
in der Flut der Kommentare, die uns täglich erreichen lassen sich vereinzelte Fehlentscheidungen leider nicht immer vermeiden. Ihr Kommentar wurde fälschlicherweise nicht als Hinweis an die Redaktion verstanden.
Nachträglich wurde er nun an den zuständigen Redakteuer weitergeleitet.
Vielen Dank für Ihren Hinweis und freundliche Grüße
Die Community-Redaktion“
Hm, also habe ich nicht gegen die Netiquette verstoßen, sondern Focus veröffentlicht grundsätzlich keine Kommentare, die der Redaktion Hinweise geben?
Um 11.44 Uhr hat Focus Online meinen Kommentar doch noch freigeschaltet.
Montag, 7. Juli 2008
Statt Twitter (10): Unilife live or Tales from the Crypt
Von allen toten Schriftstellern muß ausgerechnet Fritze auf mich stehen...
Kopflose Antworten
Erst hielt ich Peter Schwierz' Angebot für das übliche unverbindliche Geschwurbel, aber beim Media Coffee heute abend wollte mich Peter Turi doch tatsächlich für seinen Koepfe2-Fragebogen vor die Kamera zerren, und auf meine sanften Einwände hin appellierte er sogar an den vermeintlich bloggertypischen Exhibitionismus. Glücklicherweise hatten dann doch Big Shots wie Hans-Jürgen Jakobs (im Bild), Mercedes Riederer und Dirk "Red Socks" Ippen Vorrang und ich konnte mich auf Rumänisch verabschieden. Aber da ich nun mal eine Rampensau bin, hier meine vorbereiteten Antworten auf Turis Fragen.
Was wollte ich als Kind werden?Berufssoldat bei der australischen Armee.
Der beste Rat meiner Mutter?Sag Bescheid, wenn Du Geld brauchst.
Das treibt mich an.Sex.
Das törnt mich ab.PowerPoint-Präsentationen.
Ich habe unterschätzte Talente als…Führungskraft in Medienkonzernen.
Meine heimliche Schwäche...Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker.
Ich würde alles geben für ein Abendessen mit...Sophie Marceau.
Mein Vorbild als Medienmacher.Kurt Nane Jürgensen.
Meine drei persönlichen Lieblingswebsites.Chicksnbreasts, Rivva, Friendfeed
Drei Medien für die einsame InselJörg Fausers Gesamtausgabe. Die „Action“-DVD. Mein iPod.
Eine gute Fee gewährt mir drei Wünsche.ElisabethBurda Furtwängler heiratet mich. Ich komme nach meinen Vorfahren und werde steinalt. 1860 wird erneut Deutscher Meister.
Das will ich am Tag meiner Beerdigung auf keinen Fall hören.Muß das so frühmorgens sein?
Manueller Trackback: Flensburg Online
Was wollte ich als Kind werden?Berufssoldat bei der australischen Armee.
Der beste Rat meiner Mutter?Sag Bescheid, wenn Du Geld brauchst.
Das treibt mich an.Sex.
Das törnt mich ab.PowerPoint-Präsentationen.
Ich habe unterschätzte Talente als…Führungskraft in Medienkonzernen.
Meine heimliche Schwäche...Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker.
Ich würde alles geben für ein Abendessen mit...Sophie Marceau.
Mein Vorbild als Medienmacher.Kurt Nane Jürgensen.
Meine drei persönlichen Lieblingswebsites.Chicksnbreasts, Rivva, Friendfeed
Drei Medien für die einsame InselJörg Fausers Gesamtausgabe. Die „Action“-DVD. Mein iPod.
Eine gute Fee gewährt mir drei Wünsche.Elisabeth
Das will ich am Tag meiner Beerdigung auf keinen Fall hören.Muß das so frühmorgens sein?
Manueller Trackback: Flensburg Online
Samstag, 5. Juli 2008
Bunte hilft dem SZ-Magazin
Sonst schreibt die „Süddeutsche“ gern und nett über Patricia Riekel, jetzt hat sich die „Bunte“ mal revanchiert und schenkt dem „SZ Magazin“ Traffic. Im Online-Voting des People-Magazins wird ein Interview mit den „Tatort“-Kommissaren Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec verquizt, und nicht ganz zufällig ist in der URL von sz-magazin_aid die Rede.
Das Rückgrat der Einzelkämpfer
„Süddeutsche Zeitung: Wie wird man zum Einzelkämpfer?
Dieter Hildebrandt: Indem man bei dem bleibt, was man sich gedacht hat. Das ist ganz einfach. Eines Tages steht man dann allein da.
Peter Gauweiler: Man lebt so auch besser.
Hildebrandt: Eigentlich ja.
Gauweiler: Man lebt irgendwie besser, weil man es nicht dauernd allen recht machen muss.“
Aus dem Doppelinterview der „SZ“ mit dem Kabarettisten und dem CSU-Politiker heute.
Dieter Hildebrandt: Indem man bei dem bleibt, was man sich gedacht hat. Das ist ganz einfach. Eines Tages steht man dann allein da.
Peter Gauweiler: Man lebt so auch besser.
Hildebrandt: Eigentlich ja.
Gauweiler: Man lebt irgendwie besser, weil man es nicht dauernd allen recht machen muss.“
Aus dem Doppelinterview der „SZ“ mit dem Kabarettisten und dem CSU-Politiker heute.
Adieu, Nicolaus
In der Berliner Ludwigkirchstraße, wo er zwischen smaragdgrün gestrichenen Wänden residierte, steht noch sein Name an der Klingel, und in meiner Erinnerung blieb er der alterslose, geistreiche, jugendlich neugierige Erotoman und Akademiker, und allein dieses Begriffspaar in ein und derselben Person vereinigt zu haben, ist eine Lebensleistung. Kennengelernt haben wir uns im Berlin der neunziger Jahre. Seine Mutter, eine Rumänin, hatte zwischen den Weltkriegen einen Salon geführt, in dem unter anderem auch Sergiu Celibidache verkehrte. Und da mein Vater Celi kannte und damals auch als Korrespondent in Berlin war, bildete ich mir stets ein, wie sie alle in dem Grunewalder Salon aufeinandergetroffen sein müßten. Und selbst wenn nicht, war die Spekulation für mich Grund genug, den Sohn, der altersmäßig mein Vater sein konnte, kennenzulernen.
Ich fremdelte in seinem Salon, unter all diesen Akademikern, Bildungsbürgern und Diplomaten. Er fremdelte, wenn ich ihn auf meinen Zug durchs Berliner Nachtleben mitnahm. Wir fremdelten gern miteinander. Dann verließ ich Berlin, um ausgerechnet nach Strasbourg zu ziehen, wo er nach vielen Jahren im europäischen Dienst seine Familie zurückgelassen hatte. Zu Weihnachten fand er auch dorthin zurück und wir trafen uns noch ein letztes Mal in einem Café, 1999? Seitdem war ich öfters in Berlin, traute mich aber nie, ihn anzurufen. Sein Salon fand auch nurmehr sporadisch statt. Die Gesundheit. Ich wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn schätzen und lieben gelernt hatte. Nicht mehr jung, nicht mehr gesund, auch nicht wirklich glücklich, aber unglaublich offen, lebensgierig und agil. Vor ein paar Jahren haben wir dann noch einmal telefoniert, und natürlich fragte er zuerst nach den Mädchen, die er mit mir kennengelernt hatte. Freitag ist Nicolaus Sombart nach einem Jahr im Krankenhaus in der Nähe von Strasbourg gestorben.
Updates: „Dass Günter Grass den Nobelpreis für Deutschland bekommen hat und nicht ich, das sagt doch schon alles über die Welt, wie sie heute ist.“ Sombart, zitiert von Volker Weidermann in dessen Nachruf in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 6. Juli.
„In zunehmend indiskreten Memoirenbänden gab er virtuos und maliziös den geistig-erotischen Abenteurer. Dieses Wunschbild kultivierte der Ergraute gern auch mit einer Corona von Anhängern in seiner Berliner Wohnung - ein Causeur, der wusste, dass er nur fesselte, solange er im Gespräch blieb“, so der „Spiegel“ in seinem Nachruf vom 14. Juli 2008.
Interview mit Arno Widmann anläßlich von Sombarts Tod im DeutschlandRadio Kultur. Eike Gebhardt erinnert sich im Deutschlandfunk an Nicolaus Sombart.
Nachruf von Tilman Krause in der „Welt“. Eva Behrendt in der „taz“ über den Dandy und „Albtraum aller Kellner, Taxifahrer und Krankenschwestern“. Gunnar Decker im „Neuen Deutschland“.
„Tagesspiegel“-Meldung. Alexander Cammanns ausführlicherer Nachruf im „Tagesspiegel“.
Blogs: Shirley Temple, ReadingEase.
„Die Wohnkultur der Schlösser ist bis heute unübertroffen und vorbildlich. Der Schlachtruf 'Friede den Hütten, Kampf den Palästen!' hat nicht dazu geführt, daß alle einen Anspruch darauf haben, in Palästen zu leben. Er hat dazu geführt, daß alle sich mit der Existenz in einer Hütte bescheiden müssen.“ Nicolaus Sombart in einem von mir 1998 bestellten Beitrag über Befindlichkeiten moderner Wohnkultur.
„Diese Veranstaltungen, bei denen der alte Herr in tief gelegenem Sessel sich so setzte, dass er die langen Beine diverser junger Damen, die teilweise den obskursten Gewerben nachgingen, bewundern konnte und von seinen publizistischen wie erotischen Erfolgen erzählte: Sie langweilten doch kolossal. Sie langweilten auch deshalb, weil nie jemand wagte, rhetorisch das Ruder herumzureißen und sich selbst in Szene zu setzen. Aber wo hätten es die Koryphäen aus dem Wissenschaftskolleg oder den Berliner Universitäten auch hernehmen sollen? Sie waren allesamt keine Meister der Konversation, vielmehr ungewandt, linkisch, und, im Gegensatz zum Herrn des Hauses, der wenigstens in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voranging, auch kaum zum Flirten aufgelegt.“ Tilman Krause in der „Welt am Sonntag“ vom 3. Januar 2016 über Nicolaus Sombart und die Kunst, einen literarischen Salon zu führen oder dort zu glänzen.
Fotos: Clemens Menne (oben); privat (unten)
Ich fremdelte in seinem Salon, unter all diesen Akademikern, Bildungsbürgern und Diplomaten. Er fremdelte, wenn ich ihn auf meinen Zug durchs Berliner Nachtleben mitnahm. Wir fremdelten gern miteinander. Dann verließ ich Berlin, um ausgerechnet nach Strasbourg zu ziehen, wo er nach vielen Jahren im europäischen Dienst seine Familie zurückgelassen hatte. Zu Weihnachten fand er auch dorthin zurück und wir trafen uns noch ein letztes Mal in einem Café, 1999? Seitdem war ich öfters in Berlin, traute mich aber nie, ihn anzurufen. Sein Salon fand auch nurmehr sporadisch statt. Die Gesundheit. Ich wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn schätzen und lieben gelernt hatte. Nicht mehr jung, nicht mehr gesund, auch nicht wirklich glücklich, aber unglaublich offen, lebensgierig und agil. Vor ein paar Jahren haben wir dann noch einmal telefoniert, und natürlich fragte er zuerst nach den Mädchen, die er mit mir kennengelernt hatte. Freitag ist Nicolaus Sombart nach einem Jahr im Krankenhaus in der Nähe von Strasbourg gestorben.
Updates: „Dass Günter Grass den Nobelpreis für Deutschland bekommen hat und nicht ich, das sagt doch schon alles über die Welt, wie sie heute ist.“ Sombart, zitiert von Volker Weidermann in dessen Nachruf in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 6. Juli.
„In zunehmend indiskreten Memoirenbänden gab er virtuos und maliziös den geistig-erotischen Abenteurer. Dieses Wunschbild kultivierte der Ergraute gern auch mit einer Corona von Anhängern in seiner Berliner Wohnung - ein Causeur, der wusste, dass er nur fesselte, solange er im Gespräch blieb“, so der „Spiegel“ in seinem Nachruf vom 14. Juli 2008.
Interview mit Arno Widmann anläßlich von Sombarts Tod im DeutschlandRadio Kultur. Eike Gebhardt erinnert sich im Deutschlandfunk an Nicolaus Sombart.
Nachruf von Tilman Krause in der „Welt“. Eva Behrendt in der „taz“ über den Dandy und „Albtraum aller Kellner, Taxifahrer und Krankenschwestern“. Gunnar Decker im „Neuen Deutschland“.
„Tagesspiegel“-Meldung. Alexander Cammanns ausführlicherer Nachruf im „Tagesspiegel“.
Blogs: Shirley Temple, ReadingEase.
„Die Wohnkultur der Schlösser ist bis heute unübertroffen und vorbildlich. Der Schlachtruf 'Friede den Hütten, Kampf den Palästen!' hat nicht dazu geführt, daß alle einen Anspruch darauf haben, in Palästen zu leben. Er hat dazu geführt, daß alle sich mit der Existenz in einer Hütte bescheiden müssen.“ Nicolaus Sombart in einem von mir 1998 bestellten Beitrag über Befindlichkeiten moderner Wohnkultur.
„Diese Veranstaltungen, bei denen der alte Herr in tief gelegenem Sessel sich so setzte, dass er die langen Beine diverser junger Damen, die teilweise den obskursten Gewerben nachgingen, bewundern konnte und von seinen publizistischen wie erotischen Erfolgen erzählte: Sie langweilten doch kolossal. Sie langweilten auch deshalb, weil nie jemand wagte, rhetorisch das Ruder herumzureißen und sich selbst in Szene zu setzen. Aber wo hätten es die Koryphäen aus dem Wissenschaftskolleg oder den Berliner Universitäten auch hernehmen sollen? Sie waren allesamt keine Meister der Konversation, vielmehr ungewandt, linkisch, und, im Gegensatz zum Herrn des Hauses, der wenigstens in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voranging, auch kaum zum Flirten aufgelegt.“ Tilman Krause in der „Welt am Sonntag“ vom 3. Januar 2016 über Nicolaus Sombart und die Kunst, einen literarischen Salon zu führen oder dort zu glänzen.
Fotos: Clemens Menne (oben); privat (unten)
Becksteins Seilschaft mit dem BR
Wer sich fragt, wie es der Bayerische Rundfunk geschafft haben mag, bereits Mitte des Jahres sein Produktionsbudget um 10 Millionen Euro zu überschreiten, sollte sich mal den Trailer unten mit Gerd Rubenbauer für den am Montag zu verleihenden Sportpreis des bayerischen Ministerpräsidenten anschauen, der mit einigem Aufwand in der Kuppelhalle der Staatskanzlei gedreht worden ist. Und ich weiß nicht, ob ich es cool finden soll, wie sich Günther Beckstein für diese Trickserei hergegeben hat, oder ob man sich ärgern soll, wie der Politiker hier den Sportmax markiert.
Manuelle Trackbacks: Turi, Die Gefühlskonserve.
Update: Siehe auch Beckstein als Beckham und Beckstein als Titan.
Manuelle Trackbacks: Turi, Die Gefühlskonserve.
Update: Siehe auch Beckstein als Beckham und Beckstein als Titan.
Liebe oder Staatsraison
Die Vorstellung, daß bei einem europäischen Gipfeltreffen die Wahrheit nicht an den Polizeisperren endet, sondern mitten in das Reich der diskreten Diplomatie und eitlen Selbstdarstellung getragen wird, ist märchenhaft. Aber es ist ein schönes Märchen. Und der britische Fernsehfilm „The girl in the café“ macht es einem leicht, wieder an Märchen zu glauben. Ein kleiner, sensibler, poetischer Film über einen verknöcherten Spitzenbeamten, den eine Zufallsbekanntschaft wachrüttelt. Mit den eh meist großartigen Bill Nighy und Kelly MacDonald auf der Höhe ihrer schauspielerischen Kunst. Um so ärgerlicher ist es, wieviel Ungemach diesem Meisterwerk widerfährt. Sat.1 hat letztes Jahr ein schauderhaftes Remake verbrochen. Die arte-Redaktion deutscht das bittersüße Original für die Ausstrahlung heute abend um 22.45 Uhr als „G8 auf Wolke Sieben“ ein. Und eine „Komödie“ ist es auch nicht gerade, denn nicht alle Märchen enden gut.
(Foto: arte F/Tightrope Pictures/Joss Barratt)
Freitag, 4. Juli 2008
My Generation: Die unbarmherzige Wahrheit
Vorläufig wieder online
Am 23. Juni war der Termin, keine zwölf Tage später stehen die DSL-Leitung und Hardware von 1&1 dann tatsächlich und ich bin wieder online. Wenn auch wohl nur vorübergehend, denn die spekulieren darauf, daß man damit bereits glücklich genug ist, um jedem weiteren Streit aus dem Weg zu gehen. Von wegen. Nächste Woche geht meine Klage auf mehrere hundert Euro Schadensersatz sowie fristlose Kündigung wegen arglistiger Täuschung und Leistungsverzug raus. Arbeite aber bereits an einem parallelen DSL-Anschluß, der dann hoffentlich vom Mitbewerber korrekter installiert wird.
Donnerstag, 3. Juli 2008
Mehr Licht!
Um nicht immer nur über das Zeitalter der Finsternis zu klagen, will ich auch mal loben: „Die Zeit“ digitalisiert alte Beiträge aus der Pre-Web-Zeit wie diese Buchrezension, in der aus dem „Münchner Buch-Magazin“ zitiert wird. Nur Benedikt Erenz' Lob meiner zweisprachigen Ausgabe der Gedichte Emily Brontës im Popa-Verlag aus eben jener Zeit kann ich noch nicht online finden...
Update: Inzwischen ist Benedikt Erenz' Nachlese von der Frankfurter Buchmesse 1984 natürlich auch online:
„Überraschungen? Neue Namen? Das Neue ist zum Teil recht alt: Es sind die Neuentdeckungen, Wiederentdeckungen, Früchte einer Nachlese, die eigentlichen Überraschungen dieser Buchmesse. Im Manesse Verlag die lang schon fällige Neuedition eines Meisterwerks der englischen Literatur, Charlotte Brontës "Villette", und der kleine Münchener Popa-Verlag ergänzt mit Gedichten der Schwester Emily: Erstmals in einer deutschen Übersetzung, vorzüglich besorgt von Elsbeth Orth, eine Auswahl von sechzig Gedichten der Dichterin der "Wuthering Heights".“
Update: Inzwischen ist Benedikt Erenz' Nachlese von der Frankfurter Buchmesse 1984 natürlich auch online:
„Überraschungen? Neue Namen? Das Neue ist zum Teil recht alt: Es sind die Neuentdeckungen, Wiederentdeckungen, Früchte einer Nachlese, die eigentlichen Überraschungen dieser Buchmesse. Im Manesse Verlag die lang schon fällige Neuedition eines Meisterwerks der englischen Literatur, Charlotte Brontës "Villette", und der kleine Münchener Popa-Verlag ergänzt mit Gedichten der Schwester Emily: Erstmals in einer deutschen Übersetzung, vorzüglich besorgt von Elsbeth Orth, eine Auswahl von sechzig Gedichten der Dichterin der "Wuthering Heights".“
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