In Sascha Lobos am Freitag erscheinendem, zur Jahrtausendwende spielendem Romandebüt „Strohfeuer“ glimmt sie noch nach, aber in den achtziger, frühen neunziger Jahren war die Welt der Werbeagenturen noch der Feuerball, um den wir kreisten und der uns wärmte.
Jeder Kreative, den ich kannte, wollte Werber werden oder sich zumindest – mit aller gebührenden Verachtung – von deren Geldern alimentieren lassen. Die besten Partys, die großzügigsten Macker, die schönsten Frauen gab es in der Agenturlandschaft. Werbespots prägten die Filmästhetik und die jährliche „Cannes-Rolle“ mit den weltweit besten Clips lief vor ausverkauften Reihen in den Programmkinos, PROGRAMMKINOS!
Doch irgendwann waren der Koksstaub verweht, Beigbeders Nachruf geschrieben und die klügsten und kreativsten Vortänzer insolvent oder aber rechtzeitig ins Callgirl-Milieu oder die Welt der Lohas gewechselt. Die Party ist längst vorbei.
Werber setzen höchstens noch als Fernsehserienfiguren der „Mad Men“ ästhetische Maßstäbe. Kaum jemand würde im Kino Eintritt zahlen, um einen coolen mexikanischen Werbespot zu sehen, steht der doch längst kostenlos online. Welcher ernstzunehmende Künstler würde auch nur daran denken, sich gegen Gelder aus Pharma- oder Zigarettenetats zu prostituieren? Und wenn Werbung heute noch – meist viral – Aufsehen erregt, dann reicht es vielleicht gerade mal für ein Schmunzeln und 140 Zeichen Aufmerksamkeit, aber auch nicht mehr für mehr.
Es ist natürlich purer Zufall, aber nicht ohne Witz, daß die Nacht der Löwen, bei der die besten Werbefilme, Kampagnen und deutschen Teilnehmer des Werbefestivals von Cannes gefeiert werden, ihre Deutschland-Tour ausgerechnet heute abend in München startet, wenn zeitgleich „The social network“, der Schlüsselfilm über Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der Münchner Presse vorgeführt wird. Wer mitreden will, wird sich da kaum für die Löwen entscheiden.
Montag, 13. September 2010
Samstag, 11. September 2010
Wochenplan
Nacht der Löwen / Reithalle, Pressevorführungen „The social network“, „The town“, „Twelve“ und „Somewhere“, PK „Mondrian und De Stijl“ / E.ON und „Zukunft der Tradition“ / Haus der Kunst, UEFA Trophy Tour Village / Marienhof, Wahrheit und Lüge in Theresienstadt – Filme des Ghettos aus den Jahren 1942 und 1944/45 / Filmmuseum, Vernissage Volker Derlath / SPD-Bürgerbüro Stupfstraße, Salzburger Medientag: „Augmented Reality - Digitale Medien und Realität verschmelzen“, Wiesn
Freitag, 10. September 2010
The Hof-Flohmarkt Resurrection
Nach dem schönen Start in der Schellingstraße bin ich morgen mit meinen Bücherkisten, ein paar CDs und einigen Staubfängern in Sendling dabei: Lipowskystraße 30, so von 10 bis 16 Uhr (pdf-Download des Stadtplans aller teilnehmenden Grundstücke).
Samstag, 4. September 2010
Wochenplan
Nadaville-Lesung: „Dem Schorsch seine Kneipe“ / Puerto Giesing, Fashion Stories @ baSH Club Day, Eckhart Schmidts Vernissage „Hollywoodland“ mit Christine Kaufmann / Oriol Gallery, BuchSW-Stammtisch / Lovely Books Gartenhaus, „Digitale Evolution – Herausforderungen für das Informations- und Medienrecht“ / Künstlerhaus, Rumänische Kulturtage, Vernissage Brian Ulrich / Galerie f5,6, Pressevorführungen „Lebanon“, „Vampires suck“, „Carlos“, „Die etwas anderen Cops“, „In ihren Augen“ und „Piranha 3D“, Hof-Flohmärkte Sendling (pdf-Download des Stadtteilpans mit den teilnehmenden Häusern), Premiere „FUNtastisch“ /GOP., Metzgersprung / Marienplatz & Viktualienmarkt
Freitag, 3. September 2010
Literatur in ihren eigenen Worten (1):
„Gefühlte Nähe“ von Harald Martenstein
„Wenn Sie nicht angeln können, dann lernen Sie erst mal angeln, und dann kommen Sie wieder.“ (Seite 150)
„Gefühlte Nähe: Roman in 23 Paarungen“ von Harald Martenstein, Verlag C. Bertelsmann
„Gefühlte Nähe: Roman in 23 Paarungen“ von Harald Martenstein, Verlag C. Bertelsmann
Samstag, 28. August 2010
Wochenplan
Bloggerfiesta / Barer 47, „Clap“-Grillparty, „Lisa“-Talk mit Désirée Nick, Bärbel Schäfer, Jana Ina Zarella, Maria Sandoval und Peter Imhof / B&B Italia Store, Schloß Nymphenburg, Pressevorführungen „Gainsbourg“, „Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives“, „Wallstreet II – Geld schläft nicht“ und „22 Bullets“, Sundowner with Ayzit Bostan and Mirko Hecktor / Goldene Bar, die Sprachspielerin feiert, Klassik Open Air / InterConti Berchtesgaden
Sonntag, 22. August 2010
Bodycount bei Focus (Update)
Falls ich das Unwort des Jahres zu küren hätte, fiele meine Wahl auf Minder- oder Nichtleister, ein Begriff der mir völlig unbekannt war, bis ich ihn heuer immer öfter vernahm, vor allem da, wo Verlagsleiter und Chefredakteure ihre Köpfe zusammensteckten.
Ich weiß nicht, worüber ich mich mehr aufregen könnte: Die Reduzierung von Mitarbeitern auf individuell wie scheinbar objektiv meßbare Leistung? Die Illusion, journalistische Arbeit überhaupt mit einem Leistungsbegriff messen zu wollen? Oder die Unverschämtheit vieler leitender Manager, in ihren Häuser bis zu einem Drittel und mehr Nichtleister zu wähnen?
Natürlich gibt es fähigere und unfähigere Redakteure. Selbstverständlich gibt es auch immer wieder gute Gründe, sich von jemandem zu trennen. Der dann aber, oh Wunder, durchaus in einer anderen Redaktion plötzlich – ohne jede Hirn- oder Herztransplantation – aufblühen kann. Denn Redaktionen sind ein lebendiger Organismus, bei denen jeder unterschiedlichste Aufgaben erfüllt, und die Leistung im Miteinander entsteht oder eben verhindert wird. Die Chemie muß stimmen.
Machte man ein nur aus Edelfedern bestehendes Magazin auf, flöge einem der Laden noch im ersten Monat um die Ohren. Manche schreiben gut, andere schnell, es gibt Recherchegenies und Leute, die nur unter Druck gut sind – oder eben da nicht. Ich habe Manuskripte renommierter Preisträger gelesen, die sahen aus, als ob sie ein Legastheniker unterwegs in der U-Bahn hingeschmiert hätte. Manche zeichnen sich durch Loyalität aus, andere sorgen fürs richtige Betriebklima. Aber keiner funktioniert wie ein Zahnrädchen und bringt immer volle Leistung. Dazu sind wir einfach zu menschlich – und Blattmacher eben auch auf ihre Art Künstler.
Die natürlich auch finanziert sein wollen, und wer mal das Jubiläumsposter mit den Headshots aller „Focus“-Redakteure in der Arabellastraße gesehen hat und zugleich die immer dünner werdenden Verkaufszahlen und Anzeigenumfänge, der ahnte, daß sich da eine immer größer werdende Schere auftat. Die Redaktion hatte Übergewicht. Das konnte nur so lange gut gehen, wie der „Erste Journalist“ im Haus fürs Gegengewicht sorgte.
Doch auch im Jahr von Helmut Markworts Abschied verzichtete man auf ein überfälliges Kettensägemassaker und offerierte stattdessen 280 von 320 Mitarbeitern ein Abfindungsangebot, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. „Für Mitarbeiter zwischen 40 und 60 Lebensjahren soll es einen Sockelbetrag von 15.000 Euro geben, alle übrigen Mitarbeiter erhalten 7.500 Euro. Die Betriebszugehörigkeit spielt eine Rolle, sowie ein Multiplikator von 0,75 auf ein Monatsgehalt“, berichtete die „SZ“.
Summa summarum wohl bis zu 100.000 – noch zu versteuernde – Euro für jeden, der bis 31. Juli von sich aus unterschrieb, zuzüglich einer „Turbo-Prämie“ von 3,5 Monatsgehältern für alle, die bis zum 30. Juni zuschlugen. Thomas Knüwer ist meines Wissens der einzige Kollege, der das für „großzügig“ hält. „Focus“-Betriebsratsvorsitzende Gisela Haberer-Faye wertete das Angebot gegenüber dem „BJVreport“ zurückhaltender: „Es ist kein goldener Handschlag, aber auch kein Fußtritt. Es ist okay.“
Oder um den „Focus“ zu zitieren: „Da die Summen aber in aller Regel nicht für ein sorgenfreies Leben ohne Arbeit ausreichen, müssen Arbeitnehmer sehr genau kalkulieren, ob die Annahme der Abfindung den Verlust des Arbeitsplatzes aufwiegt. So sind Abfindungen in jedem Fall steuerpflichtig. Zudem drohen Sperren beim Arbeitslosengeld. Wer nicht nahtlos zu einem anderen Arbeitgeber wechseln kann, muss einen Teil seiner Abfindung bereits für den Lebensunterhalt während der Arbeitslosigkeit einplanen.“
Niemanden außerhalb der Geschäfts- und Redaktionsleitung dürfte aber überrascht haben, daß keinesfalls die Underdogs nach diesem Knochen schnappten, sondern gerade Entscheidertypen zuschlugen, eben die Mitarbeiter, die genug Selbstbewußtsein, Energie und Perspektiven besitzen, um das Handgeld mitzunehmen.
„Ich frage mich, ob es jetzt für oder nicht doch eher gegen mich spricht, daß ich bleibe“, hört man dann schon im Redaktionsflur. Wer nun tatsächlich das Haus verläßt, wird von den Burda-Schwurblern nicht kommuniziert, und bislang sind auch nur wenige Namen durchgesickert. Also versuche ich mich mal als Kreml-Astrologe.
Wer den morgen erscheinenden „Focus“ 34/10 auf Seite 70 aufschlägt, wird feststellen, daß eine ganze Reihe altbekannter Namen im Impressum fehlen, wie etwa Carolin Rottländer, die für die Markenkommunikation verantwortlich zeichnete. Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich die aus dem Impressum Getilgten für Abgänger halte.
Unter Berücksichtigung der verschiedenen Quellen verlassen offenbar folgende24 29 Mitarbeiter die „Focus“-Gruppe, wobei ich für Korrekturen und Ergänzungen dankbar bin. Schließlich sollen es insgesamt 60 sein. Die Liste wird laufend aktualisiert.
Turi2, 6 vor 9/BILDblog, Rivva, Create or die
Ich weiß nicht, worüber ich mich mehr aufregen könnte: Die Reduzierung von Mitarbeitern auf individuell wie scheinbar objektiv meßbare Leistung? Die Illusion, journalistische Arbeit überhaupt mit einem Leistungsbegriff messen zu wollen? Oder die Unverschämtheit vieler leitender Manager, in ihren Häuser bis zu einem Drittel und mehr Nichtleister zu wähnen?
Natürlich gibt es fähigere und unfähigere Redakteure. Selbstverständlich gibt es auch immer wieder gute Gründe, sich von jemandem zu trennen. Der dann aber, oh Wunder, durchaus in einer anderen Redaktion plötzlich – ohne jede Hirn- oder Herztransplantation – aufblühen kann. Denn Redaktionen sind ein lebendiger Organismus, bei denen jeder unterschiedlichste Aufgaben erfüllt, und die Leistung im Miteinander entsteht oder eben verhindert wird. Die Chemie muß stimmen.
Machte man ein nur aus Edelfedern bestehendes Magazin auf, flöge einem der Laden noch im ersten Monat um die Ohren. Manche schreiben gut, andere schnell, es gibt Recherchegenies und Leute, die nur unter Druck gut sind – oder eben da nicht. Ich habe Manuskripte renommierter Preisträger gelesen, die sahen aus, als ob sie ein Legastheniker unterwegs in der U-Bahn hingeschmiert hätte. Manche zeichnen sich durch Loyalität aus, andere sorgen fürs richtige Betriebklima. Aber keiner funktioniert wie ein Zahnrädchen und bringt immer volle Leistung. Dazu sind wir einfach zu menschlich – und Blattmacher eben auch auf ihre Art Künstler.
Die natürlich auch finanziert sein wollen, und wer mal das Jubiläumsposter mit den Headshots aller „Focus“-Redakteure in der Arabellastraße gesehen hat und zugleich die immer dünner werdenden Verkaufszahlen und Anzeigenumfänge, der ahnte, daß sich da eine immer größer werdende Schere auftat. Die Redaktion hatte Übergewicht. Das konnte nur so lange gut gehen, wie der „Erste Journalist“ im Haus fürs Gegengewicht sorgte.
Doch auch im Jahr von Helmut Markworts Abschied verzichtete man auf ein überfälliges Kettensägemassaker und offerierte stattdessen 280 von 320 Mitarbeitern ein Abfindungsangebot, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. „Für Mitarbeiter zwischen 40 und 60 Lebensjahren soll es einen Sockelbetrag von 15.000 Euro geben, alle übrigen Mitarbeiter erhalten 7.500 Euro. Die Betriebszugehörigkeit spielt eine Rolle, sowie ein Multiplikator von 0,75 auf ein Monatsgehalt“, berichtete die „SZ“.
Summa summarum wohl bis zu 100.000 – noch zu versteuernde – Euro für jeden, der bis 31. Juli von sich aus unterschrieb, zuzüglich einer „Turbo-Prämie“ von 3,5 Monatsgehältern für alle, die bis zum 30. Juni zuschlugen. Thomas Knüwer ist meines Wissens der einzige Kollege, der das für „großzügig“ hält. „Focus“-Betriebsratsvorsitzende Gisela Haberer-Faye wertete das Angebot gegenüber dem „BJVreport“ zurückhaltender: „Es ist kein goldener Handschlag, aber auch kein Fußtritt. Es ist okay.“
Oder um den „Focus“ zu zitieren: „Da die Summen aber in aller Regel nicht für ein sorgenfreies Leben ohne Arbeit ausreichen, müssen Arbeitnehmer sehr genau kalkulieren, ob die Annahme der Abfindung den Verlust des Arbeitsplatzes aufwiegt. So sind Abfindungen in jedem Fall steuerpflichtig. Zudem drohen Sperren beim Arbeitslosengeld. Wer nicht nahtlos zu einem anderen Arbeitgeber wechseln kann, muss einen Teil seiner Abfindung bereits für den Lebensunterhalt während der Arbeitslosigkeit einplanen.“
Niemanden außerhalb der Geschäfts- und Redaktionsleitung dürfte aber überrascht haben, daß keinesfalls die Underdogs nach diesem Knochen schnappten, sondern gerade Entscheidertypen zuschlugen, eben die Mitarbeiter, die genug Selbstbewußtsein, Energie und Perspektiven besitzen, um das Handgeld mitzunehmen.
„Ich frage mich, ob es jetzt für oder nicht doch eher gegen mich spricht, daß ich bleibe“, hört man dann schon im Redaktionsflur. Wer nun tatsächlich das Haus verläßt, wird von den Burda-Schwurblern nicht kommuniziert, und bislang sind auch nur wenige Namen durchgesickert. Also versuche ich mich mal als Kreml-Astrologe.
Wer den morgen erscheinenden „Focus“ 34/10 auf Seite 70 aufschlägt, wird feststellen, daß eine ganze Reihe altbekannter Namen im Impressum fehlen, wie etwa Carolin Rottländer, die für die Markenkommunikation verantwortlich zeichnete. Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich die aus dem Impressum Getilgten für Abgänger halte.
Unter Berücksichtigung der verschiedenen Quellen verlassen offenbar folgende
- Wolfgang Bauer, Reportage/Brennpunkt (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Bettina Bäumlisberger, Deutsche Politik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Katja Nele Bode-Mylonas, Modernes Leben (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Barbara Esser, Deutschland-Ressort (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Frank Gerbert, Modernes Leben (fehlt im Impressum vom 23. August 2010, „werben & verkaufen“) )
- Ulf Hannemann, Forschung & Technik/Medizin (update; UlfHannemann.com)
- Udo Herzog, Bildtechnik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Michael Hilbig, Redaktionsleiter Focus Bayern (update; Quelle: „werben & verkaufen“)
- Kerstin Holzer, Modernes Leben (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Claudia Jacobs, stellvertretende Chefredakteurin „Focus Schule“ – obwohl das Abfindungsangebot laut „Horizont“ gar nicht für „Focus Schule“ galt (Quelle: „text intern“)
- Andrea Kaufmann, Dokumentation/Schlußredaktion (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Martin Kunz, Ressortleitung Forschung & Technik (update; Quelle: „werben & verkaufen“)
- Björn Maier, Titelgrafik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Uli Martin, Leiter Medienressort (Quelle: „Hamburger Abendblatt“)
- Caroline Mascher, Auslandsressort (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Stefanie Menzel, Focus-Daten (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Herbert Reinke-Nobbe, Deutschland-Ressort (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Carolin Rottländer, Leiterin Markenkommunikation (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Marika Schärtl, Modernes Leben (update; Quelle: „werben & verkaufen“)
- Tina Schettler, Grafik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Rainer Schmitz, Kultur/Wissenschaft (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Eric Schütz, Chef der Grafik und Atelierleiter (update; Quelle: „werben & verkaufen“)
- Werner Siefer, Forschung & Technik/Medizin (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Christoph Sieverding, Leiter der Info-Grafik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Christian Sturm, Deutschland-Ressort (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Cornelia Tiller, Pressesprecherin (laut „Kontakter“ via turi2 und Pressemitteilung)
- Claudia Voltz, Marketing Managerin Bildung (Quelle: Kress)
- Andreas Wenderoth, Reportage/Brennpunkt (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
- Thomas Wiegold, Parlamentsredaktion (Quelle: Indiskretion Ehrensache)
- Sandra Zistl, Deutsche Politik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
Turi2, 6 vor 9/BILDblog, Rivva, Create or die
Samstag, 21. August 2010
Petit Déjeuner Musical (83): Jaakko Eino Kalevi
Messieursdames, zwar handelt es sich bei Jaakko Eino Kalevi um einen Finnen, aber für dieses wunderbare Lied „Macho“ ernenne ich ihn zum Franzosen ehrenhalber.
Wochenplan
Bochum-1860 / DSF, Pressevorführungen „Verrückt nach Dir“, „Mammuth“, „Eat Pray Love“, „Ein gutes Herz“ und „Dinner für Spinner“, Monaco Champagner Tasting, Gemma Ray In-Store Gig / Optimal
(Foto: Emiy Beaver/Bronzerat)
(Foto: Emiy Beaver/Bronzerat)
Donnerstag, 19. August 2010
Montag, 16. August 2010
Abgestanden wie ein Noagerl: Klaus Lemkes „Schmutziger Süden“
Mitternacht. Die Zeit, zu der die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten gemeinhin Lemkes aktuelleres Filmwerk ausstrahlen. Da versendet sich so einiges gefahrlos. Andere sitzen um diese Stunde gern im Schumann's. Wie SZ-Redakteur Alexander Gorkow. Man kann ihn dann leicht angetrunken erleben und schwer auf seinen Arbeitgeber schimpfend. Das würde erklären, wieso er auf Seite Drei der „Süddeutschen Zeitung“ vom 24. Juli vorbehaltlos Lemke als „genialen und unterschätzten Filmemacher“ preist und sehr detailliert nur dessen Frühwerk wie „Brandstifter“, „48 Stunden bis Acapulco“ oder „Rocker“ zitiert, den filmmusealen Kanon, der nichts von seiner Kraft verloren hat. Aber eben auch Jahrzehnte alt ist.
Vielleicht kennt Gorkow die neueren Filme überhaupt nicht, die Lemke in diesem Jahrhundert gedreht hat. Laufen ja gegen Mitternacht im Fernsehen – wenn überhaupt. Vielleicht schweigt er auch nur aus Respekt. Mit Sicherheit beneiden Gorkow und Koautor Tobias Kniebe, beides angestellte leitende Redakteure in Sibirisch-Steinhausen, den sympathisch verwahrlosten Regieveteranen: „Klaus Lemke ist der freieste Mensch, den man treffen kann. In Schwabing. In München. Wo auch immer.“ Da bin ich ganz bei ihnen.
Nur macht das höchstens Lemkes Aussteigervita sympathischer, aber seine hingeschluderten Arbeitsmaßnahmen kaum besser. „Schmutziger Süden“ etwa bietet den typischen Mix der letzten zehn Jahre: Unbeholfene Laiendarsteller, wirre Handlungen, ungeschliffene Dialoge, Brutaloschnitte sowie überraschend prüde Altherrenfantasien von vielen Mädchen, die ein und demselben Mann verfallen – wobei Lemke weit weniger Sex zeigt als etwa die Stunden früher ausgestrahlten ZDF-Sommernachtsfantasien, da kann er noch so sehr von Porno fabulieren.
Überhaupt merkt man Lemke die frühe Schwabinger Schule an – er redet viel, man darf ihm wenig glauben. Mal will er Angebote für eine „Tatort“-Regie abgelehnt haben, dann erzählt er wiederum, er würde gern einen drehen, hätte ihn aber noch nicht offeriert bekommen. Festivals interessieren ihn nicht? Wieso reicht er seit Jahren diese Kameraübungen ein und protestiert beim Münchner Filmfest wiederholt mit Mahnwachen dagegen, daß man ihn abgelehnt hätte? „Schmutziger Süden“ liefe auf der Berlinale? Ein Gerücht. Der Bayerische Rundfunk plane eine Serie mit ihm? Wunschdenken. Die Filme kosten fast nichts? Die Musikrechte für Blondie und andere Tracks im „Schmutzigen Süden“ wird er sich kaum mit seinem Standard-Fuffie geleistet haben. Er gewähre nur selten, nicht öfter als zweimal jährlich Interviews? Dann hat er allein schon in den letzten Wochen mit der „SZ“, arte, „Welt am Sonntag“, „Abendzeitung, „Tagesspiegel“ oder dem Studentenblatt „Philtrat“ für die nächsten Jahre vorgearbeitet.
Aber so oft wie er sich dort in seinen – auswendig gelernten? – Statements wiederholt, muß man vielleicht nicht jedes Gespräch einzeln zählen. Die Fragesteller trauen sich auch kaum, nachzufragen, nachzuhaken. Mit Ausnahme von Marina Kumchuk und Nicola Wilcke („Philtrat“), die zwar dabei auch nicht zu Lemkes Kern vordringen, aber zumindest amüsant scheitern. Interessiert es denn keinen, wie licht die Haare unter seiner legendären Schiebermütze sind? Ob Lemke tatsächlich im alten Schumann's Hausverbot genoß, weil er volltrunken an den Tresen gepinkelt haben soll? Und wie viel Rente der 69-Jährige erhält?
Einen Rentenanspruch wird er sich doch sicher aufgebaut haben, auf dem Höhepunkt seiner Karriere in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren, als er eben keineswegs als Filmguerilla low-budget arbeitete, sondern noch als gut bestallter Lohnregisseur. Die Cameo-Auftritte Horatius Haeberles und Michael Graeters im „Schmutzigen Süden“ sind eine kleine Reminiszenz an diese Ära.
1987, bei „Zockerexpress“ (bzw. „Zockerexpreß“) war ich auch mal vorübergehend mit im Lemke-Team. Es war wohl der erste seiner wirklich schlechten Filmen, wenn auch noch als großes Kino angelegt. Allein ich erhielt für die PR-Betreuung um die 10.000 Mark, an der Kamera stand Lothar Elias Stickelbrucks und für die Hauptrolle hatte man den holländischen Star Huub Stapel eingekauft. Ihn als männliche Hauptfigur umgarnte – ähnlich wie im „Schmutzigen Süden“ – ein weibliches Dreigestirn, die Türsteherin Sabrina „Sexkoffer“ Diehl, das persische Model Jasmin Zadeh und – als einzige Profischauspielerin – Dolly Dollar (Christine Zierl).
Wie es sich für die achtziger Jahre gehört, habe ich nur noch recht verschwommene Erinnerungen an die Dreharbeiten: Eingeprägt hat sich mir kein Bild vom Regisseur am Set, sondern wie Lemke nachts mit Produzent Hanno Schilf den Boden des Produktionsbüros nach einem verloren gegangenen Piece absucht. Autor Micha Lampert erschien zu den Scriptbesprechungen im Bella Italia immer mit einem Baseballschläger, weil das Multitalent gerade auch in einen Zuhälterkrieg verwickelt war. Jasmin Zadeh vertrug keinen Alkohol, weshalb ich als PR-Mann alter Schule sie ständig begleiten mußte, aber auch nicht verhindern konnte, daß sie bereits nachmittags mit Champagnerflöten um sich schmiß oder nach einer Nacht im P1 die Tür der Wohnung eintrat, die sie für einen auf Ibiza weilenden Barkeeper hütete, weil sie den Schlüssel nicht finden konnte. Der Standfotograf bewarb sich um seinen Job, indem er mir Bilder einer minderjährigen Nackten am Starnberger See vorlegte. Und finanziert hat das ganze Chaos ein Großgrundbesitzer aus dem Münchner Umland, der sonst eher auf Pferde setzte.
Im Grunde sollte Klaus Lemke keine Filme mehr drehen, sondern sein eigenes Leben verfilmen lassen. Stoff genug gäbe es.
Updates:
Mehr von mir zu Huub Stapel und den Dreharbeiten von „Zockerexpress“.
„Film muss noch nicht mal gut sein“ – Lemkes „Hamburger Manifest“.
Lemke und ich auf Radio m94,5 zum Hamburger Manifest.
Vielleicht kennt Gorkow die neueren Filme überhaupt nicht, die Lemke in diesem Jahrhundert gedreht hat. Laufen ja gegen Mitternacht im Fernsehen – wenn überhaupt. Vielleicht schweigt er auch nur aus Respekt. Mit Sicherheit beneiden Gorkow und Koautor Tobias Kniebe, beides angestellte leitende Redakteure in Sibirisch-Steinhausen, den sympathisch verwahrlosten Regieveteranen: „Klaus Lemke ist der freieste Mensch, den man treffen kann. In Schwabing. In München. Wo auch immer.“ Da bin ich ganz bei ihnen.
Nur macht das höchstens Lemkes Aussteigervita sympathischer, aber seine hingeschluderten Arbeitsmaßnahmen kaum besser. „Schmutziger Süden“ etwa bietet den typischen Mix der letzten zehn Jahre: Unbeholfene Laiendarsteller, wirre Handlungen, ungeschliffene Dialoge, Brutaloschnitte sowie überraschend prüde Altherrenfantasien von vielen Mädchen, die ein und demselben Mann verfallen – wobei Lemke weit weniger Sex zeigt als etwa die Stunden früher ausgestrahlten ZDF-Sommernachtsfantasien, da kann er noch so sehr von Porno fabulieren.
Überhaupt merkt man Lemke die frühe Schwabinger Schule an – er redet viel, man darf ihm wenig glauben. Mal will er Angebote für eine „Tatort“-Regie abgelehnt haben, dann erzählt er wiederum, er würde gern einen drehen, hätte ihn aber noch nicht offeriert bekommen. Festivals interessieren ihn nicht? Wieso reicht er seit Jahren diese Kameraübungen ein und protestiert beim Münchner Filmfest wiederholt mit Mahnwachen dagegen, daß man ihn abgelehnt hätte? „Schmutziger Süden“ liefe auf der Berlinale? Ein Gerücht. Der Bayerische Rundfunk plane eine Serie mit ihm? Wunschdenken. Die Filme kosten fast nichts? Die Musikrechte für Blondie und andere Tracks im „Schmutzigen Süden“ wird er sich kaum mit seinem Standard-Fuffie geleistet haben. Er gewähre nur selten, nicht öfter als zweimal jährlich Interviews? Dann hat er allein schon in den letzten Wochen mit der „SZ“, arte, „Welt am Sonntag“, „Abendzeitung, „Tagesspiegel“ oder dem Studentenblatt „Philtrat“ für die nächsten Jahre vorgearbeitet.
Aber so oft wie er sich dort in seinen – auswendig gelernten? – Statements wiederholt, muß man vielleicht nicht jedes Gespräch einzeln zählen. Die Fragesteller trauen sich auch kaum, nachzufragen, nachzuhaken. Mit Ausnahme von Marina Kumchuk und Nicola Wilcke („Philtrat“), die zwar dabei auch nicht zu Lemkes Kern vordringen, aber zumindest amüsant scheitern. Interessiert es denn keinen, wie licht die Haare unter seiner legendären Schiebermütze sind? Ob Lemke tatsächlich im alten Schumann's Hausverbot genoß, weil er volltrunken an den Tresen gepinkelt haben soll? Und wie viel Rente der 69-Jährige erhält?
Einen Rentenanspruch wird er sich doch sicher aufgebaut haben, auf dem Höhepunkt seiner Karriere in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren, als er eben keineswegs als Filmguerilla low-budget arbeitete, sondern noch als gut bestallter Lohnregisseur. Die Cameo-Auftritte Horatius Haeberles und Michael Graeters im „Schmutzigen Süden“ sind eine kleine Reminiszenz an diese Ära.
1987, bei „Zockerexpress“ (bzw. „Zockerexpreß“) war ich auch mal vorübergehend mit im Lemke-Team. Es war wohl der erste seiner wirklich schlechten Filmen, wenn auch noch als großes Kino angelegt. Allein ich erhielt für die PR-Betreuung um die 10.000 Mark, an der Kamera stand Lothar Elias Stickelbrucks und für die Hauptrolle hatte man den holländischen Star Huub Stapel eingekauft. Ihn als männliche Hauptfigur umgarnte – ähnlich wie im „Schmutzigen Süden“ – ein weibliches Dreigestirn, die Türsteherin Sabrina „Sexkoffer“ Diehl, das persische Model Jasmin Zadeh und – als einzige Profischauspielerin – Dolly Dollar (Christine Zierl).
Wie es sich für die achtziger Jahre gehört, habe ich nur noch recht verschwommene Erinnerungen an die Dreharbeiten: Eingeprägt hat sich mir kein Bild vom Regisseur am Set, sondern wie Lemke nachts mit Produzent Hanno Schilf den Boden des Produktionsbüros nach einem verloren gegangenen Piece absucht. Autor Micha Lampert erschien zu den Scriptbesprechungen im Bella Italia immer mit einem Baseballschläger, weil das Multitalent gerade auch in einen Zuhälterkrieg verwickelt war. Jasmin Zadeh vertrug keinen Alkohol, weshalb ich als PR-Mann alter Schule sie ständig begleiten mußte, aber auch nicht verhindern konnte, daß sie bereits nachmittags mit Champagnerflöten um sich schmiß oder nach einer Nacht im P1 die Tür der Wohnung eintrat, die sie für einen auf Ibiza weilenden Barkeeper hütete, weil sie den Schlüssel nicht finden konnte. Der Standfotograf bewarb sich um seinen Job, indem er mir Bilder einer minderjährigen Nackten am Starnberger See vorlegte. Und finanziert hat das ganze Chaos ein Großgrundbesitzer aus dem Münchner Umland, der sonst eher auf Pferde setzte.
Im Grunde sollte Klaus Lemke keine Filme mehr drehen, sondern sein eigenes Leben verfilmen lassen. Stoff genug gäbe es.
Updates:
Mehr von mir zu Huub Stapel und den Dreharbeiten von „Zockerexpress“.
„Film muss noch nicht mal gut sein“ – Lemkes „Hamburger Manifest“.
Lemke und ich auf Radio m94,5 zum Hamburger Manifest.
Sonntag, 15. August 2010
Berliner Boulevard at it's best – die schrägsten Zeitungsschürzen der 90er Jahre
Bei uns in München stand die „BILD“-Zeitung schon immer im Schatten der großen Boulevardschwestern „tz“ und „Abendzeitung“, aber als ich in den achtziger Jahren das erste Mal nach Westberlin zog, war ich doch überrascht, wie viel unbedeutender Deutschlands größte Tageszeitung dort war. Im Grunde nicht mehr als ein Wurmfortsatz im Springer-Konzern, der an der Spree mit der „BZ“ den Boulevard beherrschte. (Die „Bild am Sonntag“ gab's in Berlin bis zum Mauerfall sogar überhaupt nicht, um die Sonntagsausgabe der „Berliner Morgenpost“ zu schützen.)
Nach der Wende setzten dann Aboblätter wie der „Tagesspiegel“ (Giovanni di Lorenzo, Hellmuth Karasek!) oder die „Berliner Zeitung“ (Erich Böhme, Michael Maier, der Traum von der „deutschen Washington Post“) vorübergehend auf eine Qualitätsofffensive, aber die „BILD“ hatte nun neben der altverhaßten „BZ“ auch noch weitere Konkurrenten: den im Ostteil der Stadt übermächtigen „Berliner Kurier“ sowie – wenn auch nur etwas über ein Jahr lang – die von Burda verbrochene „Super!“ („Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen – Ganz Bernau ist froh, daß er tot ist.“).
Nun kläffen kleine Köter gern besonders laut, wie man an den Schlagzeilen sieht, mit denen die „BILD“ in den neunziger Jahren sich vor allem gegen den hauseigenen Konkurrenten profilieren und die Berliner Käufer locken wollte. Manches klingt, als wären die Redakteure beim Titeln mit dem Kopf gegen den Balken geknallt.
Der Fotograf Henrik Jordan, mit dem ich Mitte der neunziger Jahren für den „Tagesspiegel“ unterwegs war, sammelte die schönsten Zeitungsschürzen der „BILD“ und „BZ“ und veröffentlicht sie jetzt nach und nach auf Facebook. Hier eine Auswahl.
Nach der Wende setzten dann Aboblätter wie der „Tagesspiegel“ (Giovanni di Lorenzo, Hellmuth Karasek!) oder die „Berliner Zeitung“ (Erich Böhme, Michael Maier, der Traum von der „deutschen Washington Post“) vorübergehend auf eine Qualitätsofffensive, aber die „BILD“ hatte nun neben der altverhaßten „BZ“ auch noch weitere Konkurrenten: den im Ostteil der Stadt übermächtigen „Berliner Kurier“ sowie – wenn auch nur etwas über ein Jahr lang – die von Burda verbrochene „Super!“ („Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen – Ganz Bernau ist froh, daß er tot ist.“).
Nun kläffen kleine Köter gern besonders laut, wie man an den Schlagzeilen sieht, mit denen die „BILD“ in den neunziger Jahren sich vor allem gegen den hauseigenen Konkurrenten profilieren und die Berliner Käufer locken wollte. Manches klingt, als wären die Redakteure beim Titeln mit dem Kopf gegen den Balken geknallt.
Der Fotograf Henrik Jordan, mit dem ich Mitte der neunziger Jahren für den „Tagesspiegel“ unterwegs war, sammelte die schönsten Zeitungsschürzen der „BILD“ und „BZ“ und veröffentlicht sie jetzt nach und nach auf Facebook. Hier eine Auswahl.
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