Samstag, 29. Juni 2024

Die Bahn testet Unisex-Toiletten in der Münchner DB Lounge

Bei aller Dauerkritik setzt die Deutsche Bahn durchaus auch mal positive Zeichen, gerade wenn es um Diversität oder Nachhaltigkeit geht. Vor anderthalb Jahren stellte sie Lokführer*innen und Zugbegleiter*innen frei, ob sie in Rock oder Hose zum Dienst erscheinen. Im Bordbistro gab es einige Zeit lang ein sonst nicht erhältliches Bio-Bier von Spaten. Sie holten Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden als Leiterin Nachhaltigkeit und Umwelt in die Berliner DB-Konzernzentrale. Und neuerdings gibt es den Kaffee oder Tee to go im Zug nicht mehr mit Plastikdeckel, sondern einem Papierdeckel.

Eher unter dem Radar blieb dagegen, dass die Bahn bereits seit April in ihrer DB Lounge im Münchner Hauptbahnhof Unisex-Toiletten testet. Wo sonst wie beispielsweise in der DB Lounge des Berliner Hauptbahnhofs nach Damen und Herren unterschieden wird, prangen in München nurmehr genderneutrale Piktogramme für Urinal, Kloschüssel und Wickeltisch an den Türen.

Die Münchner Pressestelle der Deutschen Bahn findet das auf meine Anfrage hin nicht weiter spektakulär: „Wie Sie wissen, sind Unisex-Toiletten in den Zügen der Deutschen Bahn und anderer Bahngesellschaften seit Jahrzehnten Standard.“

Aber wenn die neuen geschlechtsneutralen Piktogramme tatsächlich kein großes Ding wären, wieso gibt es die Neuerung dann nur testweise im Münchner Hauptbahnhof, während sonst bundesweit weiter nach Damen und Herren unterschieden wird?

Montag, 24. Juni 2024

Wochenplan (Updates)

Ruffini Centrale Pop-up-Store / Rindermarkt; Fest-Symposium 40 Jahre Genzentrum der LMU / Gene Center Munich; Vernissagen „Architektouren“ / Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, Ju Young Kim: „Aeroplastics“ / Galerie Max Görlitz, „Chambre: Dürrenmatt“ / Haus Kunst Mitte sowie „Berlin Talents“: Noah Becker, Fedor Deichmann, Roman Frechen, Lennart Grau & Anna Nezhnaya / Galerie Deschler; Project Space Festival: „Patterns of (In)Security II“ / Die Möglichkeit einer Insel und „Parallel Play“ / Council+; „Fokus Medien: Macht umverteilen! Aber wie?“ / Robert-Bosch-Stiftung Berlin & Live-Stream; Sibylle Bergs „RCE“ / Berliner Ensemble; Arbeitsbesuch des FDP-Bundestagsabgeordneten Christoph Meyer beim Sanierungsprojekt Schloss Charlottenburg; Vorstellung von Detlev Bucks HDF-Kampagne „Kino. Fühlst Du.“ / Zoo Palast; Fußballkultursommer: Dana Cătălina Chițu & Jovanovic Band / Fanzone am Reichstag; Berolinenses: Inga Machel – „Auf den Gleisen“ / Literaturforum im Brecht-Haus & Live-Stream; Tagung „Lebenswelten der radikalen Rechten 1945–2000“ / Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam; Michel Friedmans „Fremd“ / Gorki; Nachtflohmarkt / SO36; „Doris Dörrie – Die Flaneuse“ / arte; Sasha Waltz & Guests: „Sacre“ / Haus der Berliner Festspiele; Flohmarkt / Hanser-Verlag; Stiftungsfest der Ludwig-Maximilians-Universität / Große Aula der LMU; Starter-Filmpreise / Hochschule für Fernsehen und Film; Filmfest München: „Frances“, „The Substance“ (Foto), „Kinds of Kindness“ u. a.; „Europa im Original – eine mehrsprachige Nacht der Literatur“ / Institut Français; Urban Comedy Club: Super Open Air / Olympiasee; Henning Venske erinnert an Erich Mühsam / Lustspielhaus; Crew Call / Praterinsel; Straßenfest der Münchner Kammerspiele / Falckenbergstraße; Artist Talk: Johanna Calle & Judith Csiki / Lohaus SominskyTwo in a Row Sommerfest / Bahnwärter Thiel; Sommerfest / Import Export; Summer Party / Notburg; Bundesverband Regie: „Wer führt hier Regie?“ Präsentation des Diversitätsberichts / Amerikahaus

Montag, 17. Juni 2024

Michael Graeter plant am Viktualienmarkt sein Comeback als Kaffeehausbetreiber

Seit einigen Wochen kursiert in München das Gerücht, Michael Graeter plane mit Hilfe von Investoren sein Comeback als Wirt. Gestern waren nun der Graeter und ich als Sechzger-Fans bei der Mitgliedsversammlung des TSV 1860 München im Zenith. Ideale Gelegenheit, um ihn darauf anzusprechen. Und tatsächlich will Graeter direkt am Viktualienmarkt ein Lokal eröffnen: Café Extrablatt – Das Original. Der Zusatz sei dem Umstand geschuldet, dass sein 1980er-Jahre-Kultcafé an der Leopoldstraße zumindest dem Namen nach oft kopiert worden sei: „Über 80 Mal haben sie mir den Namen geklaut.“ Höchste Zeit also, das Original wiederauferstehen zu lassen. Als Location hatte Graeter sich ursprünglich die ehemalige Douglas-Filiale im Kustermann-Haus ausgeguckt, die direkt gegenüber vom Viktualienmarkt liegt. Besser kann man ein Café kaum platzieren. Doch liegt der Laden nicht nur in Bestlage, sondern ist mit 190 Quadratmetern recht groß und damit zu teuer. Das könne er finanziell nicht stemmen. Und Kustermann bestätigt, dass sich diese Pläne zerschlagen hätten.

Stattdessen denkt Graeter jetzt an eine Location im selben Haus um die Ecke, mit der Adresse Rosental 7. Graeter selbst sprach gestern von der Räumlichkeit, in der Alain Ducasse seine Münchner Filiale von „Le Chocolat“ betreibt. Aber natürlich gibt der Pariser Groß-Gastronom seine erst im Januar letzten Jahres eröffnete Schokomanufaktur nicht auf.

Graeter meinte wohl den kleinen, leerstehenden Laden ein paar Schritte weiter im Kustermann-Haus. Aktuell wird diese Geschäftsfläche von Kustermann immer wieder für Pop-up-Stores genutzt. Mit 141 Quadratmetern und dem zudem deutlich weniger attraktiven Platz wäre die Immobilie günstiger.

Wochenplan (Updates)

Pressekonferenz zum Immobilienmarktbericht des Gutachterausschusses / Bewertungsamt; Maurice Lausberg: „Entrepreneurship and Innovation on Music, Art and Media“ / Wavelab; Feierliche Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Siegfried Benker / Rathaus; Gesellschafts-Talk Künstliche Intelligenz / Pinakothek der Moderne; Podiumsdiskussion „Die hässliche Seite des schönen Spiels - Rassismus und Antirassismus im Fußball“ / Evangelische Stadtakademie; Staatsempfang „Welcome to Bavaria“ für Big-Tech-Unternehmen (Amazon, Apple, Google, Meta & Microsoft), Start-ups und Wissenschaftler der High-Tech-Agenda / Residenz; „House of the Dragon“ – Zweite Staffel (Foto) / Wow & Sky; Prozess gegen die Gruppe Reuß / Oberlandesgericht München; Pressekonferenz zum Münchner Filmfest; Beisetzung und Trauerfeier Nicolai Tregor; Presseführung durch das Sendlinger Wohnprojekt MK6, Queer Quartier Herzog*in & Flexiheim; Vernissagen „Vertriebene 1939“ / Haus des Deutschen Ostens, Nadya Tolokonnikova (Pussy Riot): „Rage“ / OK Linz, „Mythos Urlaubsstraße: N7 & B3“ / Institut Français, Alligator Gozaimasu: „Intervall und Zufall“ / Kunstpavillon, Johanna Calle: „Lineal“ / Lohaus Sominsky, / Caspari, Sabina Sakoh / Ecco Meinekes Gagalerie, Annemarie Faupel: „Naked Truth“ / Stephan Stumpf, „Glamour und Geschichte. 40 Jahre P1“ / Haus der Kunst und Zohar Fraiman, Aneta Kajzer, Marta Vovk & Fritz Poppenberg : „Living on My Own“ / Behncke; Pride Beach Party / Prinzregentenbad; „Es geht durch die Welt ein Geflüster – Zeitzeuginnen (m/w/d) der Revolution & Räterepublik in München berichten“ / Akademie der Bildenden Künste; Richtfest tomorrow; Presserundgang Tollwood; Reopening der Apollon-Stufenbar / Nationaltheater; LUNAparty / Bayerischer Hof; Summer Special Drag / Glockenbachwerkstatt; Jazzfest am Ölberg Rosenheim; The Perfect Runway / Zenith; Bibliotheks- und Hoffest des Lyrik-Kabinetts & der Shakespeare-Forschungsbibliothek; Mahnwache und Strafprozess gegen Mitglieder der Letzten Generation in Zusammenhang mit der IAA / Strafjustizzentrum Nymphenburger Straße; Sachsentrance-Weekender / Rote SonneChristopher Street Day; Zehn Jahre Black Palms; OBVS Sommerfest / Bamberger Haus; Premiere „Elli – Ungeheuer geheim“ / Mathäser 

Montag, 10. Juni 2024

Wochenplan (Updates)

Handelsblatt Summit Zukunft IT / Marriott Schwabing; upnxt Hospitality Festival / Science Kongress Center Garching; The Italian Show by I Love Italian Food / Eisbach-Studios; Vollversammlung des Migrationsbeirats / Rathaus; Stehempfang zum Stadtgründungsfest / Prunkhof des Rathauses; Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ mit Peter Lorre und Gustav Gründgens sowie Claude Millers „Das Auge“ mit Isabelle Adjani (Foto), Michel Serrault, Sami Frey, Stéphane Audran und Guy Marchand / arte; Pressekonferenz mit OB Dieter Reiter, Christian Köning und Christian Scharpf / Ahhh-Terrasse; „Happier than Ever“ – Billie Eilish in Concert / ZDF-Mediathek & ZDF; Presselunch anläßlich einer neuen Kooperation der Philipp-Lahm-Stiftung mit Lego; Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Dieter Reiter zu Vorstellung des künftigen Münchner Wirtschaftsreferenten Christian Scharpf / aahhh; Pressekonferenz mit Markus Söder, Hubert Aiwanger und Markus Blume zum neuen Konzerthaus / Prinz-Carl-Palais; MittDoks: „Niemals allein, immer zusammen“ – fünf Berliner Aktivist*innen in ihrem Alltag / Monopol; Vernissagen „Perdona, estoy hablando“ – autobiografische Comics von Frauen / Instituto Cervantes, Manuela Illera / DG Kunstraum; „Careers by Design – Hendrick Goltzius & Peter Paul Rubens“ / Pinakothek der Moderne, Angela Stauber, Suse Kohler, Steffi Prinz & Susanne Heller: „Starke Frauen“ / Brighter Art, Kohsuke Kimura: „Intertwined Dimensions“ / Micheko, „Mit Euren Spuren“ – Begegnungen mit queeren Senior*innen / Seidlvilla, Marc Christian: „Minimalistischer Pointillismus“ / CafédotKom, „Walk the Line – Sechs Ausstellungen, viele Wege in die Abstraktion“ / Pinakothek der Moderne, Thomas J. Krebs: „Jazz – Momentaufnahmen“ / Bürgerhaus Unterföhring und „Pain of Chocolate“ / Glitch; Sportausschuss / Rathaus; Akademiegespräch mit Sigmar Gabriel, Ursula Münch und Ilse Aigner / Maximilianeum; Südbahnhofkonzerte: Falschgeld, Marina Marie und Robert Wildfeuer / Bahnwärter Thiel; David Letterman: „My Next Guest Needs No Introduction“ ft. Miley Cyrus / Netflix; Soirée Française mit Ballettdirektor Laurent Hilaire / Salon Luitpold; „Erinnerungskultur in psychiatrischen Kliniken und Institutionen“ – Frühjahrstagung des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisation / kbo-Isar-Amper-Klinikum Haar; Spielzeit-Pressekonferenz der Münchner Kammerspiele; Pressegespräch des Landesvereins für Heimatpflege über das bayerische Kasperltheater / Kirchanschöring; Opening Dinner des Freistaats Bayern, der UEFA EURO 2024 und der Landeshauptstadt München zur Eröffnung der Fußball-EM 2024 / Alm auf der Galopprennbahn Riem; Alternativer Medienpreis / Saal im Südpunkt Nürnberg; „Aspekte extra“: Billie Eilish / ZDF; Hofflohmärkte Maxvorstadt und Schwabing; Artist talk mit Sarah Zagefka and Melanie Siegel / Lohaus SominskyWannda Circus Open Air; Mitgliederversammlung des TSV 1860 / Zenith; Disco-Brunch / Import Export; Tony Awards

Sonntag, 9. Juni 2024

Doamnelor și domnilor, dragi ascultători, iubiți prieteni!

Anläßlich des Todes des ehemaligen RFE-Mannes Mircea Carp beginnt der Nachruf von hotnews.ro mit einer längeren Passage von Mircea Morariu über meinen Vater Iani Popa aka Ion Măgureanu: 

„Până prin 1978, Programul politic, una dintre principalele emisiuni cu difuzare zilnică ale Departamentului românesc de la Radio Europa Liberă, a fost prezentat de cel pe care întreaga redacție de la München îl numea Iani Popa. Pentru ascultătorii din România, Ioan/Iani Popa, fostul secretar general de redacție de la Curentul, se numea Ion Măgureanu. Era, din câte se pare, un bonom și de fiecare dată începea programul cu formula de adresare Doamnelor și domnilor, dragi ascultători, iubiți prieteni! 

Iani Popa avea, din câte mi s-a povestit, ceva de bunic poate și fiindcă albise prematur, avea și darul povestirii, fapt care îl obliga foarte adesea pe Noel Bernard, directorul de atunci al postului, să îi mai ceară câteodată să-și scurteze intervențiile cu care introducea subiectele în principal de politică externă. 

Când Iani Popa a ieșit la pensie, pentru o vreme Programul politic a fost prezentat fie de Victor Cernescu (Romilo Lemonidis), fie de Radu Vrancea (Cornel Ianatoș), acesta din urmă transferat de la Radiomagazin.“

Schloss Suresnes oder Schloss Urin? Die Stadt will Wildbiesler mit Pee Back Liquid vertreiben

Einer von Schwabings verborgeneren Schätzen ist das Schloss Suresnes am Wedekindplatz, auch als Werneckschlössl bekannt. Kaum eine*e Münchner*in kennt es. Mitten in Altschwabing gelegen, wird es durch die Schlossmauer und Randbebauung vor neugierigen Blicken geschützt. Nur wer die Werneckstraße entlang flaniert, entdeckt das Lustschloss, in dem Paul Klee ein Atelier nutzte, Ernst Toller sich vor den Häschern versteckte und Reinhard Kardinal Marx übergangsweise residierte. Inzwischen nutzt die benachbarte Katholische Akademie den denkmalgeschützten Bau für Tagungen und Stipendiat*innen.

Weit bekannter, beliebter und vor allem ekelhafter ist dagegen die Schlossmauer von Schloss Urin mit ihren eindeutigen Flecken. Ob die nächtlichen Platznutzer vom Wedekindplatz, die Heimkehrenden aus dem Englischen Garten oder die Gäste der gegenüberliegenden Lokale: An der Wand oder im halbrund der Schlosseinfahrt erleichtern sich seit Jahren viele Männer, während sich die Frauen in den Lücken zwischen den in der Werneckstraße geparkten Autos niederkauern.

Als nun während der Corona-Lockdowns das nächtliche Geschehen im öffentlichen Raum explodierte und damit auch der Harndrang, reagierten der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann und das für Hotspots im öffentlichen Raum und deren Probleme zuständige Allparteiliche Konfliktmanagement (AKIM) des Sozialreferats. Sie stellten erstmalig im Sommer 2020 und seitdem Sommer für Sommer am Wedekindplatz drei mobile Toiletten auf, nachdem die Einrichtung eines Toilettencontainers mit Licht und fließend Wasser an den Bedenkenträgern des Baureferats 2020, 2021, 2022, 2023 und offenbar auch 2024 scheiterte.

Es ist heute keine zwei Wochen her, dass sich die Leiterin von AKIM gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ dafür rühmte, dass sie mit den öffentlichen Toiletten Veränderungen am Platz erreicht hätten, „die jetzt wirkten“.

Unerwähnt blieb, dass heuer erstmalig keine mobilen Toiletten mehr am Wedekindplatz installiert werden. Lars Mentrup (SPD) in seiner Doppelfunktion als Stadtrat und stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann sieht keinen Bedarf mehr dafür, da es ja die Toiletten der zahlreichen umliegenden Lokale gäbe. Abgesehen davon, dass die Wirt*innen ihre Klos lieber den eigenen Gästen vorbehalten, lehrten die letzten Jahre, dass es durchaus auch umgekehrt ist: die Gäste vom Goldkätzchen in der Occamstraße oder der Landstreicher-Bar am Wedekindplatz nutzten erfahrungsgemäß oft die gegenüberliegenden mobilen Toiletten, wenn sie eh schon zum Rauchen draußen waren. Und wenn es während einer Fußballübertragung in der Hopfendolde knallvoll ist, bieseln deren Gäste lieber schnell gegenüber an der Schlossmauer, statt sich durch die Kneipe bis aufs Klo zu kämpfen.

Immerhin setzte der Bezirksausschuss in den Corona-Jahren durch, dass die öffentliche Toilette im U-Bahnhof Münchner Freiheit nicht nur kostenlos wurde, sondern auch – shocking news – nicht mehr um Mitternacht schloss. (Auch so eine Merkwürdigkeit der Landeshauptstadt: die öffentlichen U-Bahntoiletten an nächtlichen Hotspots wie der Münchner Freiheit und dem Ostbahnhof bleiben nachts geschlossen.) 

Es war schnell zu beobachten, dass nicht nur die Platznutzer vom Wedekindplatz und der Münchner Freiheit das Angebot nutzten. Gerade viele Frauen, die nachts in der Leopoldstraße und Umgebung unterwegs waren, suchten gerne die saubere wie sichere U-Bahntoilette auf. Leider längst vergangene Zeiten. Inzwischen kostet die U-Bahntoilette nicht mehr nur, sondern schließt auch wieder um Mitternacht. Was nicht zuletzt zu Lasten des großen Spielplatzes an der Münchner Freiheit geht, dessen Büsche zu den beliebtesten Toiletten im Viertel zählt. 

Ähnlich wie am Josephsplatz, wo man für Millionen eine Parkgarage samt Spielplatz errichtet hat, ohne an die Notdurft der Kinder und Eltern zu denken. Dass die benachbarte U-Bahntoilette dort seit Jahren wegen Umbaus geschlossen ist, rundet das Versagen ab.

Im Parkhaus an der Occamstraße befände sich übrigens Altschwabings einzige öffentliche, kostenlose und theoretisch nachts geöffnete Toilette. Nur kennt die kaum jemand und es fühlt sich auch nicht jede*r wohl, nachts den Hinterhofabort aufzusuchen. Ganz abgesehen davon, dass gerade die Damentoilette der Occam-Garage die letzten beiden Jahre abends geschlossen war.

Nun kann man der Landeshauptstadt aber sicher nicht vorwerfen, untätig zu bleiben. Fast neun Jahre nach St. Pauli hat man auch im Münchner Sozialreferat den neuesten heißen Scheiß entdeckt: Das Pee Back Liquid, das Mauerflächen nicht nur imprägniert, sondern laut der geschickten Werbung und PR des Herstellers sozusagen zurückbieselt. 

Rechtzeitig zu Fronleichnam, wenn sich eh das ganze katholische München aufbrezelt, sollte die Mauer von Schloss Suresnes damit imprägniert werden. Auf Kosten und im Auftrag der Stadtverwaltung, die mit diesem Angebot auf die Katholische Akademie zukam. Und die Kirche lässt sie gewähren. Ob zuvor die fleckige Schlossmauer auf Kosten der Stadt frisch gestrichen wird, wollten weder die Katholische Akademie noch das Sozialreferat verraten.

Wetterbedingt wurde der Gegenangriff auf die Wildbiesler aber auf sommerlichere Tage verschoben. Und wie das Sozialreferat bestätigte, soll nicht nur die Ecke an der Feilitzsch-/Werneckstraße mit Pee Back präpariert werden. Man hätte in München auch noch weitere urinverseuchte Hotspots im Visier.

Update: „Alles schien fein und ausgemacht – und blieb dann in der Schublade liegen. Bis letzte Woche der Münchner Autor Dorin Popa mit seinem ,Nice Bastard Blog' nachhakte.“
„Abendzeitung“ vom 13. Juni 2024

Montag, 3. Juni 2024

Wochenplan (Update)

Bayerischer Halbleiterkongress / Macherei; Pressegespräch zum Zukunftsprojekt Münchner Norden / PlanTreff; Festakt 75 Jahre Deutsche Journalistenschule / Prinzregententheater; Iris Wolff liest aus „Lichtungen“ / Literaturhaus; „Brasch – Das Wünschen und das Fürchten“ / arte; Verhandlungstermin zur Abberufung von Martin Kind als Geschäftsführer von Hannover 96 / Bundesgerichtshof; Präsentation einer Untersuchung zur Schulwegsicherheit / ADFC; Roy – der Augsburger Popkulturpreis / Kongress am Park; Pressekonferenz CSD / Presseclub; Münchener Biennale: Novoflot – „The Gates Are (Nearly) Open“ / Max-Joseph-Platz; „Moden und Konsum“ – ein Kunstgespräch mit Stefanie Scheurell, Stephanie Kahnau und Boris Maximowitz / Maximiliansforum; Vernissagen Lars Deike: „Golden Boys“ / Sub, Gregor Hildebrandt: „Utoquai“ / Klüser, Candida Höfer: „Dresden and elsewhere“ / Schöttle, Gruppenausstellung „Passage“ / TIP – Theory in Practice, „Diva assoluta Maria Callas“ / Pasinger Fabrik, Theresa Hecker, Tom Messavilla, Jiwon Song & Stefanie Winter: „Flüstern“ / Filser & Gräf, Ingeborg Gruner / Steinway & Sons sowie Sarah Neumann & Hannah Mitterwallner: „Rabbit Hole“ / The Tiger Room; Konferenz „Music, Media, and Narrative in the Streaming Age“ / Carl-Orff-Auditorium; Friederike Habermann: „Die Gemeinschaft als Ressource – Commoning im Kultursektor“ / Arge Salzburg & Stream; Obststand-Didi und Münchner Kindl präsentieren ihr Konzept eines Giesinger Brauereiausschanks; Paul Schraders „The Card Counter“ und „Master Gardener“ / Werkstattkino; Zwei Jahre Galerie Soul of Africa; Stadtratshearing „Künstliche Intelligenz in der Stadtverwaltung“ / Rathaus & Livestream; Xplorer Day – KI und XR / Forum der Zukunft im Deutschen Museum; Digitaltag / IT-Referat; Actionella Festival – Women on Stage / Domagk-Viertel; Aufwärmtraining zu „DingDangDöng – Die großen Fußball = Kunst Festspiele“ / Cafébar Mona; Alpen-Film-Festival / Filmtheater am Sendlinger Tor; Mathieu Kassovitz' „Babylon A.D.“ (Foto) mit Vin Diesel, Michelle Yeoh, Mélanie Thierry, Charlotte Rampling, Lambert Wilson, Gérard Depardieu u. a. / Pro Sieben; „Umsturzversuch – Arkadien auf der Freitreppe“ / Pfanner; Großdemo „Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen“ / Königsplatz; Open Space / Food Hub; Europawahl; Sommerfest / Minna Thiel; „Der zerbrochne Krug“ / Volkstheater

Sonntag, 2. Juni 2024

Feine erste Sätze (67)

„Ob die älteste, je in Bayern entdeckte Menschenfigur eine Frau darstellen soll oder einen Penis, das liegt im Auge des Betrachters.“

Jakob Wetzel in seinem Beitrag „Wer jagt, wer sammelt“ über archäologische Funde aus der Steinzeit in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 1./2. Juni 2024.

(Foto: Mauernbilder/Wikipedia)

Freitag, 31. Mai 2024

Bananen-Didi wird Wirt

Als ich hörte, dass Bananen-Didi eine „neue Wirkungsstätte“ im ersten Brauereiausschank von Münchner Kindl bekäme, bin ich erschrocken. Kein Fez mehr an Dieter Schweigers legendärem Obststand an der Ludwig-Maximilians-Universität? Kein Grund mehr für Michael Graeter, dem Viktualienmarkt untreu zu werden und stattdessen in die Ludwigstraße zu kommen, um einen Plausch zu halten? Keinen bairischen Lebensweisheiten mehr auf meinem Weg zur U-Bahn?

Machen es ihm die zahlreichen Knie-Operationen, seine „beschissene“ Gesundheit unmöglich, weiter täglich an seinem Obststand zu stehen?

Keine Sorge, trotz aller Schmerzen bleibt uns Bananen-Didi erhalten. Zumindest vorläufig. Er wird zwar Geschäftsführer des künftigen Lokals in der Tegernseer Landstraße 80 („Wer wie ich 41 Jahre lang einen Obststand betreibt, kann auch das.“), wird aber vorläufig weiter mit seinem sonnigen Gemüt („s'Leben is a Freid“) Obst, Gemüse und jede Menge Sprüche an seinem Standl feilbieten.

Denn so wie es aktuell in der „denkmalgeschützten“ TeLa 80 aussieht, wird es laut Brauereichef Luis Sailer voraussichtlich noch bis Ende nächsten Jahres dauern, bis die Räumlichkeiten renoviert sind und der Brauereiausschank aufmacht.

Update vom 6. Juni 2024: Beim heutigen Pressetermin mit Obststandl-Didi und den Machern der neu gegründeten Münchner Kindl Brauerei, Dietrich, Luis und Leo Sailer, sahen die Räumlichkeiten schon deutlich einladender aus (Fotos unten).

Der Brauereiausschank wird Steyrer Hans heißen, benannt nach dem „bayerischen Herkules“, der Ende des 19. Jahrhunderts mit einem Finger einen 508 Pfund schweren Stein lupfte und gegenüber in der Tegernseer Landstraße eine Wirtschaft besessen haben soll. Porträtbilder von ihm zierten heute das künftige Lokal.

In den Räumlichkeiten befanden sich vor dem Krieg eine Metzgerei und nach dem Wiederaufbau ein Tante-Emma-Laden und später ein Blumengeschäft. Wer erlebt hat, welche Schwierigkeiten andere Wirte hatten, eine Gastronomiekonzession für ehemalige Ladengeschäfte zu erhalten, kann sich nur wundern, wie optimistisch die Sailers sind. Üblicherweise müssen solche neuen Lokalen zu Konzessionsbeginn um 22 Uhr schließen und können froh sein, wenn sie Alkohol ausschenken dürfen.

Die Sailers gehen aber jetzt schon davon aus, bis 1 Uhr nachts oder gar open end in der Wohngegend aufsperren zu dürfen. In Zeiten, in denen in der Tegernseer Landsctraße der Trepperlwirt oder das riffraff schließen mussten, sehen sie ihren Brauereiausschank als „gelebten Milieuschutz“.  

Das bedeutet für sie auch, dass sich jeder das Bier leisten können solle. Ausgeschenkt wird Münchner Kindl Bier vom Holzfass, und wenn es noch nicht frisch angezapft oder bereits leer ist, Flaschenbier. Die Halbe soll unter vier Euro kosten, die Schaumige bzw. der Schnitt weniger, die Stehmaß weniger als zwei Halbe. Alkoholfreies Bier wird es laut Brauereichef Luis Sailer nicht geben. Diesen Trend lehnt man bei Münchner Kindl entschieden ab. Zu essen wird es Bosna-Bratwurst geben.

„Abendzeitung“ vom 7. Juni 2024 dazu.
„Süddeutsche Zeitung“ vom 7. Juni 2024.
„Oberbayerisches Volksblatt“ vom 7. Juni 2024.









Bravo-Bar kommt nach Schwabing

Die Münchner Bravo-Bar ist für ihre Sommerfeste legendär. Das nächste könnte aber in Schwabing statt in der Fraunhoferstraße stattfinden. Nicht etwa, dass Damir Stabek und Marlon Schuler mit ihrem Lokal umziehen. Sie vergrößern sich und eröffnen einen weiteren Laden.

Auf Instagram und Facebook teasen sie seit etwa zehn Tagen ihre Follower*innen mit vagen Ankündigungen: „Coming soon“, „Schwabing“. Aber aufmerksamen Leser*innen reichten die wenigen Schnappschüsse, um die Räumlichkeit zu identifizieren.

Der Ableger, der deutlich größer als das Stammhaus ausfällt und dementsprechend Bravo Grande heißen wird, befindet sich in der Friedrichstraße 27 / Ecke Hohenzollernstraße. 

Wo sich bis Silvester noch eine Filiale der Restaurantkette HeimWerk befand, sind die Handwerker bereits eifrig am Schaffen, um die Räumlichkeiten bravomäßig aufzustylen. Italian Chic statt Schnitzel-Burger-Ambiente! Und in den Sozialen Medien wird mit Stellenanzeigen nach Servicekräften, Barleuten und Köchen gesucht.

Für ein Sommerfest würde man sogar über eine große Freischankfläche verfügen.

Update vom 21. November 2024: Heute Abend um 19 Uhr ist die Eröffnung des Bravo Grande Monaco, das Grand Opening.

Montag, 27. Mai 2024

Felix Müller und die Leser der „Abendzeitung“

Mal rufen Leser*innen in der Redaktion an (bevorzugt abends, wenn es daheim einsam wird), mal schreiben sie. Mal loben sie, mal schimpfen sie. Grade in letzterem Fall schwingen sie sich gelegentlich in kreative Höhen auf, dass ich sie schon fast für den Boulevard verpflichten würde. Felix Müller, Lokalchef der Münchner „Abendzeitung“, sammelt diese Beleidigungen und veröffentlicht gelegentlich die „Lustigen“ in seinem Facebook-Account: 

„Zuerst schuf Gott Idioten. Das war zur Übung. Dann schuf er AZ-Lokalchefs.“ 

„AZ-Lokalchefs und Windeln haben eines gemein: Sie sollten regelmäßig gewechselt werden.“

„Die AZ verfügt über in allen Themengebieten über ausgebildete Volljuristen. Hr. Müller ist mal Verkehrsjurist, dann wieder Experte für Migration, dann renommierter Wissenschaftler für Parkplatzvernichtung und jetzt auch Strafverteidiger. Ich wünschte wir hätten in unserer Firma solche qualifizierten Syndikus Anwälte.“

„Gehen Sie bei diesem schönen Wetter besser spazieren, dann richten Sie wenigstens in den Medien keinen Schaden an.“

„Die wirkliche Gefahr für ein sicheres und friedliches Zusammenleben in München sind aggressive Demagogen und Agitatoren wie die Felix Müllers dieser Stadt.“