Donnerstag, 31. Mai 2007

Teddy Tillmans

Bisher habe ich mir den Teddy immer als glücklichen kleinen Knuddelbär vorgestellt, aber seit ich heute Wolfgang Tillmans getroffen habe, weiß ich, daß auch ein langer Lulatsch zum Anbeißen knuffig sein kann. Insbesonders wenn er neben einem Museumsdirektor, dem Subtext schwurbelnden Stefan steht. Unprätentiös und scharfsinnig, charmant und aufschlußreich präsentierte Wolfgang Tillmans seine Fotoausstellung „Beugung“, die morgen abend im Kunstverein München eröffnet wird (DJs Princess Julia und Lovely Jonjo).
Tillmans, der diese Woche auch spektakulärst das sonst so fußlahme Feuilleton der „Zeit“ als Gast verantwortet hat, empfängt die Besucher ganz plakativ mit nackten Tatsachen und verführt sie dann in eine Wunderwelt aus Farben, Formen und Fundsachen, die er ganz wunderbar erklären kann, die aber für sich selbst genommen noch viel wundersamer sind. Dennoch sollte man Sonntag abend unbedingt die Gelegenheit nutzen, Tillmans persönlich im Gespräch mit Christof Siemes zu erleben. Und sich ausnahmsweise mal die „Zeit“ kaufen...

Update: Tillmans' Feuilleton zensiertes Feuilleton liegt im Kunstverein kostenlos aus.

Davorka-Alarm

Bei aller Liebe zum P1 muß ich gestehen, daß ich es nüchtern kaum ertrage. Nun kann ich dort zwar anschreiben lassen, aber zum einen steht dann der Barmann für die Zwischenfinanzierung meines Lasters gerade und nicht das Käfer-ROK-Imperium. Andererseits will ich jetzt, wo ich meine persönlichen Dinge ordne und kaum etwas verdiene, nicht unbedingt Schulden anhäufen. Also derzeit kein P1. Aber heute mache ich eine Ausnahme. Sicher nicht weil die Ofarim-Bälger mit ihrer Band Zoo Army live spielen. Auch nicht, weil Fashion TV Gastgeber spielt, der Sender mit dem nettesten Geschäftsführer und der attraktivsten Art Directorin. Sondern weil wie beim letzten Mal mit Davorka Tavilo Tovilo zu rechnen ist. PR-Leute hassen sie, weil das Partygirl mit nackten prallen Tatsachen den Stars die Show stiehlt. Frauen hassen sie, weil die Kleine die Blicke aller Männer auf sich zieht. Männer hassen sie, weil sie sie nicht kriegen können. Ich liebe sie dagegen, weil München mit ihr jetzt viele Jahre nach Graf Horror Charly und der Nachtigall von Ramersdorf endlich wieder eine schräge Type hat, die man nicht besser erfinden könnte. Und wie eine zuverlässige Quelle berichtet, die früher mit Davorka studiert hat, soll sie auch ausgesprochen smart und intelligent sein...

Mehr zu Davorka hier.

Dienstag, 29. Mai 2007

Der Sieger von Cannes kommt bei uns ins Kino!


Schön, daß ich mich in diesm Fall mal geirrt habe: Cristian Mungius mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Film „Vier Monate, drei Wochen, zwei Tage“ wird dank des Concorde Filmverleihs auch in Deutschland noch dieses Jahr ins Kino kommen. Vorbildlich!

Update: Das Münchner Filmfest wird in drei Wochen Cristian Mungius Film auch präsentieren! Und das wird eine der seltenen Gelegenheiten sein, ihn in der Originalfassung mit Untertiteln erleben zu können.

Montag, 28. Mai 2007

Polen 2.0

Seit gestern existiert die Rzeczpospolita Wiślania, die Republik Wislanien, und was diese, Polen nachempfundene Web-Nation besonders sympathisch macht, ist daß wir uns alle dort einbürgern lassen können, um die Geschicke dieser jungen Republik mitzugestalten und vielleicht sogar für vier Monate Prezydent zu werden.

Abschied vom letzten Bohemien

Nein, mit Kokain und ukrainischen Nutten konnte er nicht aufwarten, weshalb ich bis heute, vier Tage nach seinem Tod, im angeblich so schnellen Internet keine Todesmeldung, geschweige denn einen Nachruf auf Wolfgang Bächler finden kann. Morgen gedenkt immerhin die Print-Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ seiner. Willi Winkler ehrt den „letzten Bohemien der deutschen Literatur“: „Die Depression fraß an ihm, denn der Ruhm, auf den er als Jüngster bei der Gründung der Gruppe 47 nicht wenig Anrecht hatte, beschrieb den großen Bogen um ihn, und wer kann schon vom Gedicht leben? (...) umgänglich war er nicht, wie auch? (...) Sein Verstummen war legendär, auch wenn sich niemand fand, der es dramatisiert hätte.“ Hat sich Bächler tatsächlich, wie Winkler behauptet, übers Pfingstwochenende davongestohlen oder haben sich die Medien nicht vielmehr vor dem angemessenen Respekt gedrückt?

Updates:
taz, Tagesspiegel, Titel-Magazin, Die Welt, weitere Links

Ein Nachmittag mit Fürst Ramigani

Draußen regnet's, drinnen liegt eine Zeitung herum. Und ich muß mit Entsetzen lesen, daß gestern „Der Tiger von Eschnapur“ lief, Fritz Langs exotisches, pathetisches Meisterwerk und sicherlich einer meiner Top Ten Lieblingsfilme. Zum Glück kommt heute um 14.15 Uhr im ZDF noch der zweite Teil, „Das indische Grabmal“, mit Paul Hubschmid, Debra Paget, Walter Reyer und René Deltgen. Draußen regnet's, doch ich werde dem naßkalten München entfliehen und einen schwül-leidenschaftlichen Nachmittag mit dem Maharadscha Chandra, der Tempeltänzerin Seetha, dem deutschen Ingenieur Harald Berger und Fürst Ramigani haben.

(Foto von Walther Reyer als Fürst Chandra von Eschnapur: ZDF)

Petit déjeuner musical (21): Brigitte Bardot

Messieursdames, Brigitte Bardot (avec l'aimable assistance de Serge Gainsbourg)!

Sonntag, 27. Mai 2007

Start-Ziel-Sieg für Cristian Mungiu


Der rumänische Wettbewerbsbeitrag, das Abtreibungsdrama „4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile“ („4 Months, 3 Weeks and 2 Days“ bzw. „Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage“) von Cristian Mungiu hat in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Nach seiner Vorführung am 17. Mai war die Begeisterung groß, doch schließlich war es gerade mal der erste Tag nach der feierlichen Eröffnung. Trotz eines der offenbar stärksten Wettbewerbe seit langem ist er aber zehn Tage lang in guter Erinnerung geblieben und als bester Film ausgezeichnet worden. Bei uns in Deutschland wird er wohl dennoch nur auf arte, spätnachts im Öffentlich-Rechtlich und in den Cinematheken zu sehen sein...
Updates: Interview mit Mungiu in der „Welt“. Plagiatsvorwurf aus Rumänien auf Hotnews.ro. Porträt des Regisseurs in der F.A.Z. Der Concorde Filmverleih wird den Film in die deutschen Kinos bringen. Und Ende Juni wird er bereits auf dem Münchner Filmfest gezeigt werden.

Petit déjeuner musical (20)

Messieurdames, Najoua Belyzel!

Samstag, 26. Mai 2007

Bitte lächeln: Nimmt Verfassungsschutz Münchner Bad ins Visier?

Zum Tröpferlbad führen mich jede Woche ganz unpolitische Gründe: Wenn ich meine Patenkinder aus der Krippe abhole, radle ich immer am ehemaligen Städtischen Brausen- und Wannenbad in der Thalkirchner Straße vorbei, das inzwischen vielen politischen Gruppen als Treffpunkt dient. Nun wurde bei der Anti-G-8-Demo neulich bekannt, daß der Verfassungsschutz in den gegenüberliegenden Geschäften darum bat, sonn- und feiertags eine Videokamera aufstellen zu dürfen, um das Kafe Marat im Tröpferlbad besser beobachten zu können. Hagen Pfaff, Pressesprecher der Attac-Gruppe München, relativiert das heute in der „Süddeutschen Zeitung“ etwas: „Das ist typische Folklore des bayerischen Innenministeriums. Entweder hat sich der Verfassungsschutz sehr dämlich angestellt, als er den Besitzer des Ladens gegenüber offen fragte, ob er die Kamera installieren dürfe. Oder sie wollen uns ihre Werkzeuge zeigen. Ich glaube, letzteres ist am wahrscheinlichsten.“

Vintage-Lektüre oder: Lost in Tokio

Wie kommt man dazu, an einem schwülen Pfingstwochenende eine alte Zeitung vom 14. Dezember zu lesen? Nun, sobald sich ein Printtitel in meinem Besitz befindet, fällt es mir äußerst schwer, ihn zu entsorgen, ohne daß ich ihn zumindest durchgeblättert und den einen oder anderen Beitrag gelesen hätte. Das führt in Zeiten beruflicher Auslastung, etwa während meiner anderthalb Jahre für die „freundin“, dazu, daß sich das eine oder andere Blatt in meiner Wohnung ansammelt. Das Horten lohnt sich aber, wenn ich dann beim Abarbeiten eben in einer Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ vom letzten Winter Stefan Ninks wunderbare Reisereportage über Tokio lese. Und den Papierberg will ich bis Dienstag durch haben.

Original und Fälschung

Natürlich stimmt es irgendwie, wenn Nikolaus von Festenberg im neuen „Spiegel“ schreibt, daß das Sat.1-Movie „Frühstück mit einer Unbekannten“ „auf einem Plot von Drehbuchautor Richard Curtis beruht. Aber letztlich unterschlägt er in seiner Begeisterung für den Neuaufguß, daß die deutschen Fernsehzuschauer am Dienstag nur das Remake einer mehrfach preisgekrönten und für die Emmys nominierten unter anderem mit drei Emmys ausgezeichneten Fernsehsensation vorgesetzt bekommen: „The girl in the café“, eine großartige Tragikomödie, wie man sie bei einer Koproduktion von der BBC und HBO als Bestleistung erwarten kann, mit Bill Nighy als verklemmter Ministerialbeamter und Kelly Macdonald als engagierte Kämpferin für die Menschenrechte.
Will man da wirklich lieber Jan Josef Liefers und Julia Jentsch sehen? Na, das Sat.1-Publikum wahrscheinlich schon... Den anderen bleibt die DVD des Originals.


(Fotos: HBO, Stephan Rabold/Sat.1)

Kaum in Cannes gefeiert, schon im Fernsehen

Eigens zum 60. Geburtstag des Filmfestivals von Cannes haben 35* der bedeutendsten Regisseure je 3 Minuten lange Kurzfilme realisiert: „Chacun son cinéma“, „Jedem sein Kino“ – und heute abend, nur wenige Tage nach der Weltpremiere an der Croisette, läuft er bereits um 22.35 Uhr auf arte.

Unterm Strich ist „Chacun son cinéma“ nicht nur eine hübsche Liebeserklärung ans Kino und eine Verbeugung vor Cannes. Er ist zugleich ein unfreiwilliges Spiegelbild des Festivals: Freud und Leid liegen hier immer nah beieinander. Bernd Teichmann/„Stern“

Alle Beiträge handeln vom Kino, beschreiben es als einen Ort, an dem gelebt, geliebt und getötet wird. Komisch oder melancholisch, verspielt oder mit blutigem Ernst zeigen sie, wie die Leinwand-Bilder Menschen weltweit bannen, ob in glamourösen Filmpalästen oder staubigen Freilufttheatern. Lars-Olaf Beier/„Spiegel“

Wenn man 35 Filmemacher vom Kino träumen lässt, träumt ungefähr die Hälfte von leeren Sälen, in denen alte Filme laufen, die niemand mehr sieht. „Chacun son cinéma“, das Geburtstagsgeschenk, das Cannes-Veteranen dem Festival zum Sechzigsten gemacht haben, ist so melancholisch, als habe das Kino seine Zukunft schon hinter sich. Susan Vahabzadeh/„Süddeutsche Zeitung“


*Theo Angelopoulos, Olivier Assayas, Bille August, Jane Campion, Youssef Chahine, Chen Kaige, Michael Cimino, Ethan und Joel Coen, David Cronenberg, Jean-Pierre und Luc Dardenne, Manoel De Oliveira, Raymond Depardon, Atom Egoyan, Amos Gitai, Hou Hsiao Hsien, Alejandro Gonzalez Iñarritu, Aki Kaurismäki, Abbas Kiarostami, Takeshi Kitano, Andrei Konchalovsky, Claude Lelouch, Ken Loach, Nanni Moretti, Roman Polanski, Raoul Ruiz, Walter Salles, Elia Suleiman, Tsai Ming Liang, Gus Van Sant, Lars von Trier, Wim Wenders, Wong Kar Wai und Zhang Yimou

Andy Warhols Mini-„Bunte“

Das Original hängt im Foyer der Münchner Burda-Zentrale. Nun kann man bei eBay einen Kunstdruck von Andy Warhols Variation der „Bunte“-Cover ersteigern. Der Startpreis liegt bei stolzen 3.400 Euro. Leider kann ich auf der abgebildeten Schenkungsurkunde nicht erkennen, welcher der 500 von Hubert Burda damit Beschenkten seinen Druck verschachert hat... Hat jemand bessere Augen?

Wolfgang Bächler ist tot

Die Frucht Gestern hab ich den Mond vom Himmel gepflückt und über die Äpfel gelegt. Von Trauer und Licht bewohnt hat er sich leise bewegt. Ich hab ihn zerstückt. Auf blauer Schale ein Rest erloschenen Golds und Brandmale in der Hand blieben vom nächtlichen Fest. Ein Schimmer noch rings an der Wand gemasert ins Holz. Wolfgang Bächler Der Todesanzeige in der „Süddeutschen Zeitung“ von heute entnahm ich, daß Wolfgang Bächler vorgestern gestorben ist. Obwohl gebürtiger Augsburger habe ich den Schriftsteller nur als Münchner Flaneur, Traumreisenden und Wandler durch das Nachkriegseuropa wahrgenommen, aber eben vor allem als Münchner, der diese Stadt noch als Heimat des kleinen Mannes zu schildern, vom Kampf mit Polizei und Gerichtsvollziehern zu erzählen wußte. Ich kannte ihn nicht richtig, habe ihn nur einmal, in Neuhausen, auf der Nymphenburger Straße getroffen und unsere Lebenslinien schnitten sich für einen Tag. Ich war so um die 24, er um die 60 Jahre alt. Wir kamen gleich ins Gespräch. Abends trafen wir uns wieder, und ich nahm ihn mit zu den Grandls ins Park-Café, damals der Club mit der strengsten Tür, und wir folgten darin gebannt dem Treiben der Schönen, Jungen und Reichen. Ein stiller, unscheinbarer, gerade in unserer glamourösen Stadt zu oft übersehener Dichter, der schon zu oft für tot gehalten wurde. Die Trauerfeier findet am Donnerstag, den 31. Mai um 14.30 Uhr im Krematorium an der St.-Martin-Straße statt.

Comeback der Kafiya (6)

Zum mustergültigen Attac-Chic zählt die „Süddeutsche Zeitung“ heute die Kufiya, vorausgesetzt der Palästinenserschal ist wie bei Lala Berlin zu hundert Prozent aus Kaschmir gewebt und mit Swarovskisteinen geschmückt. Das klingt für mich eher nach radikalem After-Work-Club-Schick.
(5, 4, 3, 2, 1)

Tom Kummer im Visier

Während manche Kollegen einfach nur klauen (lassen) und im Nachhinein die Unschuld mimen, fragen andere, ob sie meine flickr-Bilder kommerziell verwenden dürfen und honorieren meine Arbeit auch. In der aktuellen Ausgabe des Medienmagazins „InSight“ wurde die Strecke „I‘m probably lying – Interviewfälscher Tom Kummer meldet sich zurück“ mit einigen meiner Bilder illustriert. Das Heft selbst habe ich noch gar nicht gesehen, aber das Bildhonorar ist bereits auf meinem Konto eingegangen. Vorbildlich!

Freitag, 25. Mai 2007

Microsofts Zune-Team sammelt alte iPods

Im Headquarter von Zune werden die Mitarbeiter aufgefordert, ihre iPods zu entsorgen. Mit durchschlagendem Erfolg, nicht wahr, die Recyclingbox quillt quasi über. Aber vielleicht war das nur ein kleiner PR-Gag, der nach hinten losging... Was war Zune gleich wieder?

(via Pressetext Deutschland)

SPD inzwischen Partei der Besserverdienenden?

1972 war die SPD noch ein Drohszenario für die Reichen, aber inzwischen scheinen abgehalfterte SPD-Politiker das Allheilmittel zu sein, um gut situierte Leser und vor allem die potenten Anzeigenkunden an Land zu ziehen. Im gerade wiedergeborenen „Zeit-Magazin“ ist es Schmidt-Schnauze, der übrigens dem Zweiten Weltkrieg die Schuld an seiner Nikotinsucht gibt. Du böser Krieg, Du! Und „Rich“, die Gratispostille für die oberen 500.000, meldet laut „kress-report“ die Verpflichtung von Björn „Wer was das noch einmal gleich wieder“ Engholm als Edelfeder. Ob seine Redenschreiber Teil des Deals sind?

Update vom 2. Februar 2008: Nach der Insolvenz von „Rich“ zählt laut „werben & verkaufen“ Björn Engholm zu den Gläubigern. Für ein Porträt des Schauspielers Armin Müller-Stahl in der November-Ausgabe stünde noch ein Honorar von etwa 2000 Euro aus.

Mode von Roger Cicero

Nachdem es mit dem Grand Prix nicht so recht geklappt hat, spekuliert Roger Cicero, ob er vielleicht als Stilikone erfolgreicher wäre. Zumindest läßt Warner Music gerade testen, ob eine Modekollektion des deutschen Crooners erfolgversprechend wäre und ob die Fans sie eher bei C&A, H&M oder Zara erwarten würden. Im Kaufhaus!, würde Narziss wohl darauf antworten...

(Foto: Warner Music)

Staatsschutz will schneller als die Presse sein

Bekennerschreiben gehen normalerweise der Presse zu. Aber offenbar wollen Bundesanwaltschaft und Staatsschutz nicht warten, bis sie aus den Medien erfahren, wer wann was warum gemacht hat und beschlagnahmen kontrollieren jetzt einfach mal pauschal, was so an Post in einem Briefzentrum interessant aussieht. Geruchsproben, Briefzensur, was kommt als nächstes aus dem 1x1 der Stasi?

„Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens der Bundesanwaltschaft zur
Aufklärung mehrerer Brandanschläge im Raum Hamburg, die einer
terroristischen Vereinigung zugerechnet werden, hat der
Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs eine räumlich beschränkte
Postbeschlagnahme gemäß § 99, 100 StPO im Briefzentrum 20 in Hamburg angeordnet.
Ziel dieser strafprozessualen Maßnahme waren - entgegen anders
lautender Medienberichte - lediglich Briefe, deren äußeres
Erscheinungsbild aufgrund der bisherigen Erkenntnisse darauf
schließen ließ, dass es sich bei ihrem Inhalt um
Selbstbezichtungsschreiben handeln könnte.
Im Ergebnis wurde daher auch lediglich ein Brief geöffnet. Die
übrigen Postsendungen wurden nur äußerlich in Augenschein genommen* und sodann unverzüglich in den weiteren Postgang gegeben. Soweit in
der heutigen Presse die Behauptung aufgetaucht ist, eine Vielzahl von
Briefen sei geöffnet worden, ist dies unzutreffend.

Über diese Erklärung hinausgehende Auskünfte können beim
derzeitigen Stand der Ermittlungen nicht erteilt werden.

Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof“

* also Empfänger und Absender notiert?

Die schärfste Biene von Cannes

Jerry Seinfeld beim Photo Call für „Bee Movie“.

(Foto: MJ Kim / Paramount / DreamWorks Animation LLC)

Donnerstag, 24. Mai 2007

Comeback der Kafiya (5)

Jetzt hat auch die „Bunte“ heute – wie ich bereits den ganzen März hindurch – das Comeback des Palästinerschals entdeckt und am Beispiel von David Beckham, Kirsten Dunst und Cameron Diaz gefeiert.
(4, 3, 2, 1)

Die feigen Bestien von Harvestehude

„Feige Bestien haben das Auto von BILD-Chef-Redakteur Kai Diekmann angezündet. Eine Greueltat, die nicht nur zynisch und menschenverachtend war, sondern vor allem zutiefst sinnlos. Kai Diekmann war nicht im Auto!“, so Harald Schmidt in seinem einleitenden Stand-up-Monolog. Danach steigerte er sich in der Rolle des MDR-Kommentators Axel Döpfner zu einer mitreißenden, kaum mehr zu überbietenden Suada. Leider ist das Kabinettsstückchen über den Brandanschlag von Harvestehude nicht als Highlight auf Schmidts Website online, aber die Sendung von gestern wird wiederholt: in der Nacht von Freitag auf Samstag um 3.10 Uhr im BR. Und am Samstag um 23.40 Uhr im WDR.

Mittwoch, 23. Mai 2007

Romy Schneiders vermißte DVD

Als Abonnent hat mich der „Spiegel“ kontinuierlich mit DVDs wie „100 Jahre Berlin – Vom Kaiser bis zur Kanzlerin“, „11. September 2001 – Ein Tag erschüttert die Welt“ oder „Der Nürnberger Prozess – Tribunal des Todes“ zugemüllt. Aber kaum gibt es einmal eine interessante Beigabe wie „Der Fall Romy Schneider“ zur aktuellen Titelgeschichte, liegt die DVD nicht der Aboauflage bei.

Neues von der Villa Kunterbunt

Nach der „Süddeutschen“ hat jetzt auch die Münchner „Prinz“-Redaktion das Barer 61 entdeckt und als Villa Kunterbunt angepriesen. Stimmt, da gab's ebenfalls eine, wenn auch nicht ganz so reizende Annika.
Mehr zum Barer 61

Globalisierungskritik 2.0











Meine Lieblings-Webakteure von dropping knowledge haben jetzt im Vorfeld der G8-Freilichtspiele von Heiligendamm ein vielfältig anmutendes Internetportal online gestellt. Das nur als kurze Vollzugsmeldung – mehr, sobald ich die Muße hatte, mir das Projekt en detail anzuschauen.

Wie Felix Kolb heute in der „Süddeutschen Zeitung“ so treffend schrieb, „werden Massenmedien unfreiwillig zum Handlanger von militanten Aktivisten. Während sich radikale Teile der Bewegung in der Wirksamkeit ihrer Aktionsformen bestätigt fühlen, droht der zahlenmäßig weit überlegene Teil der Bewegung die Entmutigung. Ihre kreativen Aktionen und friedlichen Demonstrationen werden immer wieder öffentlich kaum oder gar nicht wahrgenommen.“ Vielleicht trägt dropping knowledge zur Gegenöffentlichkeit dabei – auch wenn das das Manko der klassischen Medien kaum ausgleicht.

Unter Blutsaugern

Die Zecken lieben mich und vor allem mein bestes Stück, da wo es schön warm und ordentlich durchblutet ist. Ob im Schwarzwald, Chiemgau oder in der Walachei, ich hatte schon fast so viele wie die Katze meiner Mutter. Insofern schätze ich seit Jahren die FSME-Immun-Impfungen, nicht erst seit der geschickten PR-Kampagne von Baxter, bin aber wahrscheinlich der am häufigsten unvollkommen Geimpfte. Das letzte Mal habe ich 2003 zwei Teilimpfungen gehabt, aber irgendwie hat man mir nicht gesagt oder hatte ich vergessen, daß man für den vollständigen Impfschutz eine dritte Impfung braucht. Also habe ich letzten Spätsommer von vorne angefangen, aber es nicht einmal zur zweiten Etappe geschafft, weil ich in dem geschäftigen Herbst andere Prioritäten hatte. Vor vier Wochen also der dritte Anlauf und erneut eine erste Teilimpfung. Doch diesmal bringt mich ausgerechnet der Impf-Hype um die zweite Etappe. Denn Zeit hätte ich jetzt genug. Nur das Impfmittel ist zur Zeit nicht lieferbar, weil sich alle Welt schützen will. Meine schweinsteigerschen Knieprobleme hätte das aber nicht verhindern können, denn die Spritzen schützen nur vor FSME und nicht vor Borreliose. Vielleicht werden meine Gelenke aber auch einfach nur altersknirschig.

Schwabinger Lokalschelte

Im Wintergarten? „Da wartest eine Dreiviertelstunde auf eine Halbe“ und die Schinkennudeln sind „labbrig“. Im „Nuova Italia“? „Mampfige Nudeln“. Im „Da Angelo“? Der Wirt „aufgeplustert wie ein Pfau – und dabei nur Mittelklasseküche“. Im „Heppel & Ettlich“ hocken „nur alte Saurier“ und im „Rheinpfalz“ „Alt-68er weinend und nölend“. Cartoonist Michael Heininger hat gestern in der „Abendzeitung“ einige Schwabinger Institutionen abgewatscht und präsentiert bis zum 19. Juni im SPD-Bürgerbüro (Belgradstraße 15 a) die passenden Illustrationen: „Lokalverbot – ein Cartoonzug durch Schwabinger Lokale rund um den Kurfürstenplatz mit 24 bitterbösen Zeichnungen“. Vernissage ist morgen, am Donnerstag, ab 19.30 Uhr.

Heute Demo gegen Münchner G8-Meeting

Da derzeit die Justiz- und Innenminister der G8 im Bayerischen Hof tagen, findet um 17 Uhr eine Gegenkundgebung am Stachus statt, die anschließend zum Hotel marschiert. So wie ich die hiesigen Sicherheitsbehörden einschätze, kann ich mir aber schwer vorstellen, daß die Demo näher als bis zum Lenbachplatz vorgelassen wird. Auch wenn die örtliche Presse nur siebzig Demonstranten in München erwartet.

Update: So kann man sich täuschen. Die Demo mit geschätzten 200 Teilnehmern kam bis auf die dem Bayerischen Hof gegenüberliegende Seite des Promenadeplatzes, ich konnte auch unbehelligt bis zum Hoteleingang vorlaufen und auch sonst war fast alles auf Deeskalation aus. Siehe auch meine Fotos dazu bei flickr.

Monogamie ist keine Lösung

Auch wenn ich inhaltlich anderer Meinung bin, finde ich Julia Seeligers Propaganda-T-Shirt ganz süß. (Zumal sie es in ihrem Blog mit Bikinibildern von sich unterstreicht.) Nachdem der von der Jung-Grünen ausgeschriebene Designwettbewerb keine vorzeigbaren Ergebnisse brachte, hat sie es mit Parteifreund Mathias Mehldau einfach selber entworfen – und das Ergebnis sieht verdammt gut aus. Wäre es nicht so eng geschnitten, würde ich dem Seehofer gleich eines schenken und den ganzen bigotten CSU-Bonzen obendrein...

Wolferine statt Knut

Eigentlich wollte „Vanity Fair“ seine ersten hundert Tage gestern abend im Bode-Museum mit einer Steptanznummer von Knut feiern. Der war aber leider schon auf einer anderen Party, weshalb dann Sigmar Gabriels zweitliebster V.I.P. (very important promoter), die Pianistin und Wolfsmutti Hélène Grimaud auftrat. Mal sehen, wer als erstes erzählt, welche redaktionellen Veränderungen gestern verkündet worden sind. (Aber die Kollegen von „V.i.S.d.P.“ dürften ihre Wette damit jedenfalls verloren haben.)

Dienstag, 22. Mai 2007

Mietnebenkosten von der Steuer absetzbar

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hat mir schon manches Wochenende verschönt. Gestern aber ganz besonders. Denn auf Seite 42 verrät die Steuerfachanwältin Ulrike Höreth, daß man nicht nur Haushaltshilfen absetzen kann, sondern auch Mietnebenkosten wie Schornsteinfeger, Treppenreinigung, Aufzugswartung, Hausmeister oder Gartenpflege. Das Schreiben des Bundesfinanzministeriums gibt's als Download oder über Google als HTML-Dokument.

Update: Das entsprechende Schreiben des Bundesfinanzministeriums hat das Aktenzeichen IV C 4 - S 2296b - 60/06. Falls der Link nicht funktioniert, einfach danach googeln!

jetzt.de setzt die „SZ“-Juristen in Marsch

Bei einer Veranstaltung des Bayerischen Journalisten-Verbands vor fünf Wochen gestand der Redaktionsleiter von jetzt.de, Dirk von Gehlen, wie sehr es ihn träfe, wenn ihn User in einer „Botschaft“, dem Community-internen Mailsystem, doof nennen würden. Vielleicht ist er aber an solchen Einschätzungen auch nicht ganz schuldlos.

Auf meinen Brief hinsichtlich des von jetzt.de geklauten Rose-Porträts antwortete er jedenfalls nicht selbst, unter Kollegen, sondern überließ es dem Leiter Business Affairs / Recht des Süddeutschen Verlags:

Fünf Wochen und zwei Köpfe brauchten dann auch die Juristen, um „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts“ zu signalisieren. Oder in den Worten des Prokuristen Fredinand von Wrede und seiner Mitarbeiterin Yvonne A. E. Schulten:

„Sehr geehrter Herr Popa,

Ihr Schreiben vom 16.04.2007 wurde zuständigkeitshalber an die Rechtsabteilung der Süddeutscher Verlag GmbH weitergeleitet. Für unser Tochterunternehmen, die Magazin Verlagsgesellschaft Süddeutsche Zeitung mbH, nehmen wir wie folgt Stellung:

Das betreffende Foto wurde nicht von einem Redaktionsmitglied, sondern von einem User eingestellt. Auf diesen Vorgang hatte die jetzt.de-Redaktion weder Einfluß, noch war ihr bekannt, dass es sich um ein urheberrechtlich geschütztes Werk eines Dritten handeln könnte und dass eine entsprechend erforderliche Einwilligung zur Veröffentlichung nicht vorlag. Ein Honoraranspruch besteht jedenfalls nicht.

Im Übrigen befand sich das Foto im Zeitpunkt des Erhalts Ihres Schreibens bereits nicht mehr auf der von Ihnen genannten Seite auf jetzt.de. Das Bild war offensichtlich von dem User selbst bereits entfernt worden.“

Ich glaube, jetzt kann ich alles weitere wirklich guten Gewissens meinem Anwalt überlassen...

Feuer und Flamme für Kai Diekmann

Wie „Spiegel online“ meldet, wurde letzte Nacht Kai Diekmanns Dienstm privater Mercedes abgefackelt.

Update: Die offizielle Polizeimeldung dazu.

Weiteres Update mit vielen Details und Korrekturen.

Babewatch: Mischa Bartons Nipple-Show

Wer bitteschön soll das anziehen, regt sich meine Mutter immer auf, wenn Dior & Co ihre Mädels mal wieder halbnackt auf den Laufsteg schicken. Und ich seufze, ja, wer bitteschön wird das anziehen. „InStyles“ bevorzugte Stilikone Mischa Barton hat da nun eine Bresche geschlagen und sich bei nach einem Besuch im Londoner Schickimicki-Lokal Boujis so freizügig präsentiert, daß ich es nicht mehr einen Nipple-Slip nennen würde, sondern einfach offenherzig. Das „O.C.“-Kücken wird flügge.

Montag, 21. Mai 2007

Romy Schneiders verschollener Film

Auf dreizehn Seiten versuchen Matthias Matussek und Lars-Olav Beier sich dem Mythos Romy Schneider zu nähern und konzentrieren sich dabei auf den Kunstgriff, Filmdialoge der Schauspielerin zuzuschreiben und als Ausdruck innerster Gefühle, als Schlüssel zu ihrer Seele zu interpretieren. Sehr liebevoll und voller Bewunderung, aber bei mir löst die Vermischung von Fiktion und Fakten dennoch eher Skepsis aus. Verwundert bin ich dagegen über Jean-Claude Brialys die Titelstory ergänzendes Interview.

„Spiegel: Es heißt, vor der Kamera sei Romy eine Perfektionistin gewesen. War sie eigentlich je mit sich zufrieden?

Brialy: Niemals. Sie war vor allem unglaublich konzentriert. Piccoli und Depardieu brachten sie gern aus der Ruhe und versuchten, sie zu verwirren. Einmal zog Gérard ständig Grimassen. Romy musste lachen: Der ist doch verrückt, der Typ dort, er ist einfach verrückt.“


Nun kann ich mich nicht erinnern, daß Romy Schneider und Gérard Depardieu jemals zusammen einen Film gedreht hätten. Andererseits würde die vielgerühmte Spiegel-Dokumentation doch so ein einen Fehler nie durchgehen lassen. Ah, das läßt mir keine Ruhe...

Piraten gesichtet

Endlich ist das große Geheimnis der Karibik gelöst, wieso der zweite Teil der „Pirates of the Caribbean“ so ungemein öde und ärgerlich war: Sie haben sich alle guten Einfälle für den dritten Teil, „Am Ende der
Welt“, aufgehoben. So gut wie heute morgen in der Pressevorführung habe ich mich schon lange nicht mehr im Kino unterhalten. Es fängt ganz ernsthaft, traurig, pathetisch, brutal mit einer Massenhinrichtung an und steigert sich dann zu einem pausenlosen Feuerwerk brillanter Versatzstücke. Pralles Kino, pflegte man früher zu solch gelungenen Blockbustern zu sagen, mit allem, was gut und intelligent unterhält: Pathos, Witz, Spannung, Selbstironie, Tragik, Tod und sogar eine noch nie dagewesene, natürlich vom Kapitän vorgenommene Trauung während einer Seeschlacht. Von Keith Richards' kleinem, feinen Auftritt als Piratenkönig ganz zu schweigen. Der Sommer wird wunderbar!

(Fotos: Disney Enterprises Inc.)

Sonntag, 20. Mai 2007

Keith Richards auf Piratenkurs

Welcher dieser Herren ist der Rockstar? Natürlich der bunte Vogel! Keith Richards, hier mit Produzent Jerry Bruckheimer, Regisseur Gore Verbinski and Hauptdarsteller Orlando Bloom bei der Weltpremiere des dritten Teils von „Pirates of the Caribbean“ („Am Ende der Welt“) gestern im kalifornischen Disneyland.
Er spielt im Film Johnny Depps Vater, war aber leider im Trailer nicht zu sehen. Bei der Premiere zeigte er sich aber so gut gelaunt, daß ich mich auf die Pressevorführung morgen vormittag (!) freue. Da geht man doch schon mal gern um 10 Uhr früh ins Kino...

(Fotos: Disney Enterprises, Inc.)

Cannes: Neues vom Nazivampir

Während sich die Murkser vom „Goldenen Nazivampir“ kurioserweise im eigenen Blog für eineinhalb Wochen nach Cannes verabschiedet haben, anstatt täglich von der Croisette zu berichten, gibt es jetzt bei der „Welt“ einen Tagebucheintrag des Produzenten Martin Blankemeyer (unter dem „Welt“-Link auf „Das Cannes-Tagebuch“ gehen und dann herunterscrollen, bis Martins Beitrag erscheint).

Petit déjeuner musical (19)

Messieursdames, Mylène Farmer (avec l'aimable assistance de Khaled et Moby)!







Samstag, 19. Mai 2007

Rum-Cola-Revival

Habe ich einen neuen Trend verpaßt? Erst erzählt mir Barry vom 61er, daß er jede Nacht die Cuba Libres (Cubas Libre, Cubas Libres, Cuba Libre – wie auch immer) nur so raushaut, und jetzt lese ich auch noch bei Ariadne von Schirach, daß sie damit ihrem Wodka untreu geworden ist.

Update von Sonntag nachmittag: Auf Radio Energy ist gerade auch ständig von Cuba Libre die Rede!?

Netrebkodämmerung

Okay, okay, ich gebe mich geschlagen. Nachdem Blog Queen und Narziß schon immer meine Schwärmerei für Anna Netrebko bekrittelt haben, verleiht mir Julia Spinola heute in der „F.A.Z.“ den tödlichen Stoß: „Je öfter ich sie gehört habe, desto enttäuschter nahm ich wahr, dass die bezaubernde Stimme einem wunderbar fältchenlosen, verführerisch dunklem Hautteint gleicht, einem weitgehend unbeweglichen Gesicht, das sich Mimik schon aus kosmetischen Erwägungen nicht leisten kann.“ Und es wird dann noch weit ausführlicher und präziser. Selten einen so sinnlichen Verriß gelesen...

Prompt wollte ich mich darauf herausreden, daß ich nicht unbedingt auf Netrebkos Sangeskunst fixiert war, aber da serviert der „Tagesspiegel“ auch noch ein belangloses privates Interview, in dem die Diva etwa verrät, daß sie die Titelmelodie von „Sex and the city“ als Klingelton hat.

Schmallippige Stadtwerke

Nach einer Woche rumänischer Chlorbracke freute ich mich letztes Wochenende auf das gute Münchner Leitungswasser. Doch auch daheim empfing mich ein Hauch des Desinfektionsmittels. Per Pressemitteilung teilten die Stadtwerke mit, daß „sich die starken Regenfälle der vergangenen Woche negativ auf die Trinkwasserqualität“ auswirken könnten und das Trinkwasser daher „ausnahmsweise leicht gechlort“ wäre. Eine kleine Sicherheitsmaßnahme, die aber offenbar großes Unbehagen bereitet. Denn auf der Homepage wird diese Pressemeldung vom 13. Mai einfach unterschlagen, und auf Nachfrage reagierte Pressesprecher Christian Miehling sehr abweisend, wie die „Süddeutsche Zeitung“ gestern berichtet hat. „Das sei doch kein Thema“, wehrte das städtische Unternehmen deren Fragen zu den Hintergründen der Chlorung ab und wies auch die Bitte um ein Interview mit einem Experten zurück. Abschließend wollte „SZ“-Journalist Michael Ruhland wissen, seit wann das Trinkwasser inzwischen wieder chlorfrei sei? Seit Anfang der Woche. Seit wann genau? „Anfang der Woche”, wiederholten die Stadtwerke. Jetzt weiß ich auch endlich, warum Gazprom so scharf drauf ist, hierzulande bei den Stadtwerken zu investieren. Das sind einfach Brüder im Geist.

Künstlerball im Geist der Machtergreifung

Die Münchner Tradition der Künstlerbälle assoziiert man schnell mit Bohème, Freiheit und kreativer Aufsässigkeit. Gestern hat die Bayerische Staatsoper nun mit ihrem ersten Ball der Künste ganz andere Koordinaten gesetzt.

Als Location: das Haus der Kunst, das sicherlich schon lange mit außergewöhnlichen Ausstellungen, Theateraufführungen und dem P1 von sich reden macht, aber nun mal eben als „Haus der deutschen Kunst“ ein Führerbau ist. Wer in der Naziimmobilie feiert, sollte da schon Taktgefühl zeigen.

Ausgesprochen sensibel ist es dann nicht gerade, ausgerechnet Bryan Ferry beim Ball der Künste auftreten zu lassen. Der hat vor zwei Monaten „die Art und Weise, wie sich die Nazis inszeniert und präsentiert haben“, gelobt, aber okay, schließlich hat er sich auch sofort ein paar Wochen später, nachdem seine Bemerkungen auf immer mehr Widerspruch stießen, dafür entschuldigt.

Das wurde aber noch getoppt! Ein gutes Beispiel, wie sich die Nazi ästhetisch präsentiert haben, hatte Hauptsponsor Audi passenderweise gestern abend als Saaldekoration zur Hand: Einen Silberpfeil Typ A der Auto Union. Audi weiß eben, wie man den genius loci angemessen umsetzt. Im Pressetext zu dem breit gestreuten Foto schreiben sie zwar ungewohnt g'schamig, es handle sich um einen „Rennwagen aus den 30er Jahren“, aber wenn ich richtig informiert bin, ist dieses Modell 1934 konstruiert worden.

Das Haus der Kunst, ein die Nazis lobender Stargast, ein Silberpfeil als Deko, alles nicht so tragisch. Aber in der Kombination wohl genau das neue Deutschland, dessen sich die „Vanity Fair“ so brüstet.

(Foto: obs/Audi AG)

Meterweise Tackerware von Ikea

Nicht nur in der Schweiz, sondern auch bei uns in München läßt Ikea es wallen und tackert beispielsweise an der Nordendstraße Stoffproben an die Plakatflächen. Ich hätte nicht gedacht, daß heute noch ein Fetzen davon hängt... Ob's am Muster liegt?

Freitag, 18. Mai 2007

Petersburger Ska

Warum sie ausgerechnet auf Goran Bregovich herumhacken müssen, ist mir ein Rätsel, aber ich werde mal tolerant sein und mir vielleicht dennoch die siebenköpfige St. Petersburger Ska-Squadron von Dva Samoleta Sonntag abend in der Monofaktur zu Gemüte führen...

Cannes: Rumänischer Alltag statt Festivaltalmi











„Ein rumänisches Abtreibungsdrama ist bislang die erfreuliche Überraschung im Wettbewerb von Cannes“
, schreibt „Spiegel“-Redakteur Wolfgang Höbel über „4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile“ und erhebt „diesen Film ohne Fisimatenten und große Kunstanstrengungen zum bisherigen Kritikerliebling“ – was, wie er selber andeutet, nicht schwer fällt, wenn gerade erst einmal zwei, drei Wettbewerbsbeiträge gezeigt worden sind. Aber es ist schon beeindruckend, wie die rumänische Filmproduktion, also die ein, zwei jährlich entstehenden Spielfilme, zu hundert Prozent auf den großen Festivals laufen. Mit der Erfolgsquote kann kaum eine große Filmnation mithalten...

Naziblutrausch von der HFF

Ich bin durchaus dankbar, wenn ein Film der Münchner Filmhochschule mal nicht wie geleckt aussieht. Schließlich können auch nicht alle Studenten nur darauf aus sein, sich bei BMW, Ferrero und den anderen Blendern als Werbefilmer zu verdingen. Aber muß es gleich ein „Goldener Nazivampir von Absam 2“ sein? Die Händler, die sich das mutmaßliche Machwerk Montag nachmittag auf dem Filmmarkt in Cannes antun müssen, bedauere ich jetzt schon. Als hätten wir unter den letzten Führerfilmen nicht schon genug zu leiden gehabt... Letztendlich doch wieder typisch HFF: Die ganzen Marketingschikanen wie Podcast, Paypal-Spenden, YouTube und Exploitation-Kult beherrschen bemühen und darüber den Inhalt vernachlässigen – wobei ich mich natürlich recht weit hinauslehne, da ich den Film noch gar nicht gesehen habe. Trailer und Website haben mir aber gereicht...

Basic Spam


Muß Robert seine kargen Blogeinkünfte jetzt etwa so aufbessern? Ihm würde ich die Pillen sogar abkaufen...

Kein Schwabing und dennoch gut

Nein, lieber Julius Müller-Meiningen von der „Süddeutschen Zeitung“, in unserem Lieblingscafé mag sich zwar tatsächlich die „Schwabinger Szene“ treffen, aber das Barer 61 liegt keineswegs – wie von ihnen heute in der „SZ“ behauptet – „im Südosten Schwabings“, denn Wahnmoching endet an der Georgenstraße, während mein Kiez Univiertel heißt, beziehungsweise seit der Gebietsreform zwangsweise Maxvorstadt.

Und auch sonst kann ich mich über die Lobeshymne nicht so recht freuen. Denn jetzt werden „AZ“, „Prinz“, „Go“ & Co auch in den Choral einstimmen, und die nette Nachbarschaft, mich eingeschlossen, vor lauter Szenetouristen gar keinen Platz mehr in unserem Café finden.

Aber wie ich Barry gestern schon anbot, ich stehe als Käfer-geschulter Türsteher jederzeit bereit.

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Donnerstag, 17. Mai 2007

Wir sind Helden Heuchler

In den guten Medien, vom „Stern“ bis zum „Musikexpress“, sind die Deutschpopper von Wir sind Helden wieder präsent, um ihr neues Album zu promoten. Aber mit der Boulevardpresse, zu denen sie auch einige Frauenzeitschriften zählen, sprechen Judith Holofernes und ihre Mannen genauso wenig wie mit Politikern, und brüsten sich dessen gern. Finde ich auch voll okay, echt! Anderseits könnte man es schon recht bigott finden, wie die gleiche Band für die Bild-Zeitung der Lüfte, sprich: Privatsender wie Radio Energy die Beine breit macht. Interviews, Geheimkonzerte, die ganze Promoschiene. Und seltsamerweise stört es die aufrechten Helden gar nicht, daß diese Sender nicht nur ihren Moderations- und Nachrichtenanteil teilweise mit dem Verlesen von Bild-Meldungen und ähnlichen Qualitätsnews bestreiten, sondern auch ganz eigenständig Frauenfeindliches, Rassistisches oder einfach nur Niveauloses über den Äther schicken. Aber irgendwie muß man ja auch seine Alben verkaufen.

(Foto: Gerald von Foris/EMI Music)

Cannes macht mobil

Einfach schön: Das Plakat zum 60. Festival von Cannes mit Bruce Willis, Gérard Depardieu, Pedro Almodovar, Samuel L. Jackson, Souleymane Cissé, Penélope Cruz, Wong Kar-Wai, Juliette Binoche und Jane Campion – fotografiert von Alex Majoli.

Mittwoch, 16. Mai 2007

Johnnü Düpp – Pürat der Karübük

Die Presseabteilung der Buena Vista International ist immer wieder für einen Lacher gut. Mit stolz geschwellter Brust informieren sie, daß „in sechs deutschen Städten (...) Disney's PIRATES OF THE CARIBBEAN - AM ENDE DER WELT in türkischer Originalfassung laufen“ wird.



Und ich hielt Johnny Depps Piratentrip bisher immer für einen original Hollywood-Film.

So klingen übrigens Johnnü und sein „Karayip Korsanlari - Dünyanin Sonu“ im Original:



Nun bin ich gespannt, welche Originalfassung sie uns Montag früh in der Münchner Pressevorführung präsentieren: Die Amerikanische, Deutsche, Türkische oder Karibische?

(Foto: Disney Enterprises/Buena Vista International)

Dienstag, 15. Mai 2007

Poshwurfsendungen

Erst „Rich“, die kostenlose Wurfsendung für die upper class, und jetzt Reinhard G. Modritz' Revival des Reisemagazinklassikers „Traveller's World“ – alle wollen sie ihre Zeitschriften für den exklusiven elitären Kreis der Betuchten machen. Spam de luxe, wenn ich Turi recht in Erinnerung habe. Natürlich träumen sie von dieser Zielgruppe wegen der lieben Anzeigenkunden. Aber wenn ich ehrlich bin, leben sowohl Schnöselpostillen wie die „Vogue“, als auch deren Anzeigenkunden doch gerade von den Blendern und Möchtegerns der Mittelklasse, die gerade genug Geld haben, um sich eine echte Louis Vuitton mal leisten zu können. Nur um die zu erreichen, braucht es einen soliden Verlag im Hintergrund. Also kaschiert man die mangelnde Reichweite und stilisiert sich als edles Upper-class-Unternehmen. In Schönheit sterben...

Montag, 14. Mai 2007

Häuslebauer vor Bukarest

Deutsche Kultur habe ich in Rumänien bislang eher mit Wehrkirchen und ähnlich romantischem Erbe der Siebenbürger Sachsen verbunden, aber diesmal dienen wohl eher die Banater Schwaben mit ihrer monotonen Symmetrie als Vorbild: Denn die Häuslebauer von der baden-württembergischen Landesbank stehen vor der Hauptstadt und wollen im Nordwesten Bukarests die „Residenz – Cartierul German“, also das deutsche Viertel errichten, eine autogerechte Schlafstadt für den aufstrebenden Mittelstand. Dabei dachte ich, am deutschen Wesen würden heutzutage nur noch die Chinesen genesen.

Ungeordnetes zu Monogamie & Lokalen

Das Dilemma mit außergewöhnlich attraktiven Partnerinnen ist, daß jeder Depp sie anbaggert. Mit Lieblingslokalen ist es ähnlich, nur schlimmer. Denn – um im Bild zu bleiben – sie gehen auch gleich mit jedem ins Bett. Beim P1 bleibt mir der kleine Trost, daß ich als long time lover immerhin vom Türsteher durchgewunken werde und anschreiben kann. Beim Schumann's, daß ich an die reservierten Tische darf und anschreiben kann. Aber im 61 – Barry, darf ich bei Euch anschreiben?

Da öffnet so ein cappuccinistisches Juwel direkt vor meiner Haustür, verführt mich zu immer wilderen Kaffeemessen, ich lerne jeden Tag eine andere Medizinstudentin kennen und plötzlich ist es knallvoll, ich habe Mühe, überhaupt noch einen schönen Platz zu kriegen, und natürlich füllt es sich mit dem falschen Publikum. „Die alten Säufer, die früher immer im Schultz saßen“, charakterisierte sie gestern Narziss – und wie immer hatte er recht.

Heute saß dann auch Peter Schamoni da, den man am besten als Wahnmochinger Filmfürsten beschreibt oder noch viel besser man liest Günter Seurens großartigen Schlüsselroman „Die Asche der Davidoff“, in dem er Schamoni aufs Köstlichste bloßstellt.

Nun wird im ehemaligen Schultz eifrig gewerkelt und wohl am 1. Juni neu eröffnet. Ob dann die geriatrische Konkurrenz, diese ganzen schlecht gealterten Filmfuzzis mein 61er verschonen? Ich weiß nicht, denn die neuen Wirte im alten Schultz sind ausgerechnet die Jungs vom 61er. Heißt das Schultz dann Barer 47? Wird die Barer dann wie die Türkenstraße vom Gschwerl überrollt, zumal ein paar Häuser weiter, Georgen- Ecke Kurfürstenstraße angeblich die Nage & Sauge-Jungs einen neuen Laden aufmachen? Ziehen Schauspieler wie Thomas Darchinger dann ins Univiertel, woraufhin mir Narziss die Freundschaft aufkündigen würde?

Ich muß jetzt jedenfalls wieder runter, mein Revier verteidigen.

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Ökosex

Ein Vibrator aus glanzgeöltem splitterfreiem Ahornholz, der Lover Vib von HartesHolz, genau das hatte ich erwartet, als endlich das Sex-Sonderheft von Öko-Test vor mir lag. Natürlich hat der stramme Prügel das Testsiegel sehr gut erhalten. Der Ökostengel bleibt aber die Ausnahme, sonst herrscht selbst beim Alternativsex Plaste und Elaste vor, und Chefredakteur Jürgen Stellpflug redet sich in seinem Editorial gleich aufs nachhaltige Ganzheitliche heraus: „Poppen statt shoppen, das ist praktizierter Umweltschutz und Kapitalismuskritik vom Feinsten. Guter Sex statt Ersatzbefriedigung durch den Kauf eines noch schnelleren Autos oder noch teurerer Schuhe.“ Dann aber ausgerechnet einen Shoppingguide mit Empfehlungen Formulierungen wie den der „Porsche unter den Vibratoren“ mit „3600 Schwingungen pro Minute“ abzuliefern, ist knapp daneben, aber eben auch vorbei. Immerhin schneidet der Porsche im Test als ungenügend ab.

Das Heft war nicht leicht zu bekommen. Im Univiertel führte es keiner meiner Zeitschriftenhändler, sie hatten nicht einmal von der Neuerscheinung gehört. Am Flughafen gab es dann die Bückware, die überwiegend schon zu oft in Frauenzeitschriften gelesenes Grundsätzliches über guten Sex und Bettpannen enthält. An Tests nur vier Varianten: Gleitmittel, Vibratoren, Kondome und Potenzmittel – allesamt Neuaufgüsse bereits im „Öko-Test Magazin“ veröffentlichter Untersuchungen.

Bei den Gels schneiden 16 sehr gut ab, darunter neben den Standardschmieren von Billy Boy, Blausiegel, Durex und London auch zwei Ökomarken, die sich bereits im Namen auf den natürlichen Saft des Kiwibaumes berufen.

Bei den 22 geprüften Vibratoren ist die Ausschußquote weit größer: Nur acht schneiden sehr gut ab, darunter der apfelgrüne Freshvibes G2 Patchy Paul II von der Fun Factory und der bereits erwähnte Holzständer als Klassenbeste, während zehn ungenügend sind und einer mangelhaft.

Bei den Kondomen erhalten Marken wie Durex, Blausiegel, Fromms, Billy Boy und Ritex pauschal Absolution und werden gar nicht mehr getestet, während auf dem Prüfstand dann noch Chaps 12 Kondome Classic Natur (Med Device), Vulkan Sensitive zartrosa extra feucht (Schlecker) und Young Hearts Sensations 12 Kondome Perlgenoppt (Müller Drogeriemarkt) als sehr gut bewertet werden. Beate Uhse Feel schafft dagegen gerade ein Befriedigend.

Die aus Sexshops vertrauten Potenzmittel wie Voodoo Ekstase, Erotisan oder Penis Kraft Dragees fallen natürlich auch durch. Nur die rezeptpflichtigen Klassiker wie Cialis, Levitra und Viagra stehen ihren Mann... Aber muß man für diese Erkenntnisse 3 Euro 90 investieren?

Freitag, 11. Mai 2007

Die negativen Seiten des Fortschritts

Überall WLAN, nirgends Internetcafés, zumindest nicht dort, wo ich in Bukarest, Constanţa, Mamaia, Tulcea vorbeikam. Immer ein Zeichen, das es mit der Infrastruktur eines Landes aufwärts geht und immer mehr Leute eigene PCs besitzen. Nur war damit Narziss' Vorschlag, das PowerBook daheim zu lassen, zumindest meinen Netzaktivitäten nicht sonderlich dienlich – und Goldhund läßt solche Themen stets unkommentiert.

Anderseits waren fünf Tage offline auch recht erfrischend, und es ist zur Abwechslung ganz schön, ohne Handgepäck unterwegs zu sein. Heute werde ich wohl erst einmal nur erste Bilder flickrn, dann morgen im 61er nach dem Rechten schauen, einen neuen DVB-T-Receiver organisieren (Grand Prix d'Eurovision!!!) und dann auch wieder bloggen. Obwohl, das ist ja hiermit auch schon geschehen...

Sonntag, 6. Mai 2007

Babewatch

Als der US-„Playboy“ eines von Jessica Albas Promo-Bildern für „Into the blue“ ohne approval aufs Cover setzte, gab's von Sony Pictures und Alba böse was auf die Finger. Woraufhin sich Hugh Hefner persönlich entschuldigen mußte, und die Redaktion sich mit Spenden an zwei Benefizorganisationen ihren Ablaß verdiente. Mal sehen, wie es den Kollegen des britischen Online-Magazins „Monkey“ ergeht, die auf Seite 36 auch noch mit nackten Tatsachen nachlegen.