Donnerstag, 24. September 2015

Indira Weis: Schleichwerbung auf Snapchat?

Indira Weis ist über die Jahre ein bißchen zum Gemischtwarenladen unter den Sternchen geworden: ein neuer Plattenvertrag bei Universal, eine Kolumne bei „Smalltalk Entertainment“, nahezu allgegenwärtiger Gast bei Stehrumchen, zahllose Benefiz-Golfturniere, „Promiboxen“, gelegentliche Auftritte in Fernsehserien, „Playboy“, „Dschungelcamp“, Bro'sis, „Popstars“ und ein äußerst reges digitales Leben, von Twitter über Instagram bis hin zu Snapchat.
Das Haus Schaeben ist nicht minder rührig: Erdbeer-Peeling-Masken, Totes-Meer-Pflege, Anti-Falten Lifting-Konzentrate, die Derma-Forte-Serie, Fett-Binder Medical-Tabletten, Omega-3 Premium oder Birkenblätter-Dragées zur Entwässerungskur.
Klingt eher nach „Senioren-Ratgeber“ oder zumindest „Apotheken-Umschau“ als nach Twerking Indira.
Wenn da nicht diese Veröffentlichung auf Snapchat gewesen wäre. „She pulled a Lindsay“, würde man in den Vereinigten Staaten sagen, wo Stars wie Lindsay Lohan oder die Kardashians für Schleichwerbung auf Instagram oder Snapchat berüchtigt sind. Gerade letzteres eignet sich vorzüglich für die juristische Grauzone, weil sich der Nachweis „Mission: Impossible“-mäßig von allein vernichtet.
Auf Snapchat berichtete Indira Weis nun von ihrem Ausflug nach Würzburg, wo Königin Silvia diesen Monat zu einem Charity Dinner der World Childhood Foundation bat. Indira war als Gast geladen. Und schien offenbar Probleme mit der angemessenen Garderobe zu haben. Sie meinte, nicht ins Kleid zu passen und ließ ihre Follower auf Snapchat an dem Drama hautnah teilhaben. „Katastrophe! Kleid geht nicht zu…“ Also doch in bewährter Street Credibility Hot Pants & Top anziehen? Oder schnell in der Hotelboutique ein Ersatz-Gala-Outfit shoppen gehen?
Nein, gemach. Zufällig hatte sie etwas zur Hand. Schaebens Birkenblätter-Dragées zur Entwässerungskur. „Erstmal ne Überdosis.“ Nicht umsonst ist „Sex, Drugs and Rock’n’Roll!“ Indiras Motto. Und das Teufelszeug wirkt wahre Wunder. Quasi sofort paßt sie nun doch ins Kleid. Und ich will jetzt lieber nicht fragen, wohin sie sich minutenschnell entwässert hat. „Aufm Weg ins Schloß! Kleid sitzt!“
Das Haus Schaeben und die sie betreuende Werbeagentur Necom haben Anfragen zum Einsatz von Celebrities und Social Media in Werbung und Öffentlichkeitsarbeit unbeantwortet gelassen. Indira Weis antwortete auf meine Anfrage, ob es sich bei ihrem Posting auf Snapchat um „bezahlte Promo, einen Freundschaftsdienst oder Satire“ gehandelt habe: „Journalist. Soso. Kannst du nächste Woche in meiner Kolumne auf smalltalk-entertainment nachlesen.“ In dieser ging sie aber auf diese Thematik dann doch überhaupt nicht ein.


Montag, 14. September 2015

Wochenplan

#FreePaul – Strafverfahren gegen den inhaftierten Antifaschisten Paul / Justizzentrum Nymphenburger Straße, „Falbalas – Sein letztes Modell“ & „Les falbalas de Jean Paul Gaultier“ – Vorführung in Anwesenheit von Jean Paul Gaultier / Filmmuseum, Konzertfilmpremiere „Eisbrecher: Schock live“ / Cinema, Season Opening ponyhof artclub mit einem Überraschungskünstler, „Lerchenberg“ – die 2. Staffel / ZDF, Vernissage „Pussy Riot Unmasked“ und „Simply Beauty“ von Bert Verwelius / Galerie Kronsbein, Jean Paul Gaultier – From the sidewalk to the catwalk / Kunsthalle, Kosy*s wird 4, Wiesn, der Berliner 80er-Jahre-Kultfilm „Kalt wie Eis“ / Werkstattkino, Pressevorführung „Marguerite“

Sonntag, 6. September 2015

Mittwoch, 2. September 2015

Wiesn-Playmate 2015: Press-Nippel & Redaktionswirrwarr (Updates)

Einerseits ist das Wiesn-Playmate eines der größten Oxymora: ein Medienformat, dessen Erfüllung gerade in nackten Tatsachen gipfelt, mutet sich den Trachtenfasching zu. Und die Press-Nippel der diesjährigen Siegerin Jessica Kühne (übrigens nach Sarah Nowak Sarah Nowak und Ramona Bernhard schon wieder ein Playmate aus Günzburg) zeigen, wie schief das gehen kann.
Aber Playmates klicken. Wiesn klickt. Und ein Wiesn-Playmate klickt so gut, daß es ausgerechnet als Politik-Meldung der sz.de (in memoriam Rainer Brüderle?) gleich „meistgelesen“ ist. Wie bitte, Ressort Politik? Auch ohne Sakko und Budapester? 
Nun ja, der Online-Desk der „Süddeutschen Zeitung“ war ja in letzter Zeit wiederholt für Verwirrendes gut. Da wird ein gut ausgefülltes Dirndl auch mal von der Frühschicht – oder als Agenturbeitrag automatisch? – um 7.30 Uhr in die Politik gequetscht: „Die Zutaten für ein erfolgreiches Oktoberfest: Bier, Brezen und Brüste. Zumindest Teil drei gab's jetzt schon mal zu sehen - Jessica Kühne, Wiesn-Playmate 2015.“

Vom SZ-Teaser neugierig geworden? Tja... Im Lauf des Vormittags wurde die Reportage – trotz hervorragender Google-Plazierung – offenbar nicht in ein passenderes Ressort verschoben, sondern gleich vollständig gelöscht. 404.

Frustrierende Zahlen auch bei der sonst tittengestählten „BILD“-Redaktion. Aus den 87-62-86 86-62-87 des Wiesnplaymates werden dort, nicht etwa im Politikressort, sondern im Münchner Lokalteil, die „Traummaße 87-82-86“ „Traummaße 86-82-87“. Sozusagen das Wiesn-Playmate Plus.

Updates: Der „Playboy“ gibt auf seiner Webseite die Maße auch mit 86-82-87 an. Jetzt bin ich aber verwirrt... Auf den Bildern dort wirkt die Taille doch deutlich schmaler...


Und selbst im gedruckten Heft wird das Playmate des Monats Oktober mit stattlichen 86-82-87 angepriesen. Ich will jetzt nicht anfangen, wie die „Bunte“-Redaktion ohne Faktenwissen zu viel in Bilder hineinzuinterpretieren, aber ich habe doch einen Blick für Maße.
Also flugs beim „Playboy“ selbst nachgefragt, und tatsächlich bestätigt der Burda-Verlag: „Das ist - natürlich und bedauerlicherweise - ein Druckfehler. Der Taillenumfang der Dame, so hört man, misst in Wirklichkeit 62 Zentimeter.“

Dienstag, 1. September 2015

Forschungsgruppe Wahlen – „die mangelnde Transparenz ist das Verbrechen“

Bei meinem Dauerthema Exit Polls habe ich mich ja schon wiederholt an den Arbeitsmethoden und dem Kommunikationsverhalten der Forschungsgruppe Wahlen gestört. Im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ von heute ist nun ein äußerst spannendes Interview mit Andreas Diekmann, „einem führenden Kopf der empirischen Sozialforschung“, in dem er sich auch mehrere Absätze lang mit den fragwürdigen Methoden der Forschungsgruppe Wahlen auseinandersetzt. Etwa, um nur einen Absatz zu zitieren:
„Die Forschungsgruppe Wahlen behauptet, sie erhebe Zufallsstichproben. Ich behaupte: Das tut sie gar nicht. Sie macht nämlich nicht einmal öffentlich, wie hoch die sogenannte Ausschöpfungsquote ist, obwohl auf ihrer Internet-Seite ein Umfrage-Glossar zu finden ist und der Begriff 'Ausschöpfungsquote' da genau erklärt wird. Auf jedem Joghurtbecher muss stehen, was alles drin ist. Von Meinungsumfragen, die politisch ja zweifellos einflussreicher sind, oft sogar sehr folgenreich, erfährt man gar nichts außer den Ergebnissen. Aber Umfrageergebnisse, von denen man nicht weiß, wie sie zustande gekommen sind, sind eigentlich wertlos.“
(Link zu dem Interview via Blendle oder SZ-Paywall.)

Montag, 31. August 2015

Mittwoch, 26. August 2015

#TeeVsEspresso – Was bisher geschah

Bei Tinder würde ich mich auf keine Challenge mit Ingo Wohlfeil aka Jonas Grünanger einlassen, aber als er neulich trotz tatkräftigster Unterstützung während seines Second-Screen-Periscopes zum „Promi Big Brother“ es gerade mal auf an die 143 Zuschauer brachte, dachte ich mir in meinem präsenilen Größenwahn: Das schaffe ich locker, selbst wenn ich nichts anderes vor laufender Kamera bewerkstellige, als einen Espresso zu kochen. Kenner meiner Küchenkünste wissen, daß dabei durchaus die halbe Küche in Flammen stehen kann.
So leicht wollte es mir der früh ergraute Ingo aber nicht machen. Statt mich einfach nur mit einer Sendung seinen Peak von 143 anvisieren zu lassen, nahm er zwar durchaus todesmutig die Herausforderung an, wählte aber andere Waffen. Nicht mein Periscope-Auftritt gegen seinen Alten, bereits Gesendeten. Sondern ein ehrliches Duell, zwei aktuelle Streams. Ich sollte ruhig einen Espresso kochen, er wollte mit einer Teezeremonie dagegen halten. Wenn man es denn so nennen will, denn als Sendedauer hat er sich lumpige zwei Minuten vorgestellt. So schnell sprudelt nicht einmal mein Kaffee…
Überhaupt werden die Details dieser Wette nicht einfacher auszuhandeln sein als die Debatten US-amerikanischer Präsidentschaftskandidaten. Wer sendet zuerst? Wie lange? Und worum wetten wir überhaupt? Ingo, den es nächste Woche nach Los Angeles verschlägt, bot an, bei einer Niederlage mir dort eine Gefälligkeit zu erweisen. Sollte ich verlieren, müßte ich zu seiner Lesung nächsten Montag nach Köln reisen und vorab eifrig die Werbetrommeln dafür rühren.
Ich will hier jetzt nicht die Emotionen hochpushen oder unser freundschaftliches Geplänkel unnötig dramatisieren, aber Wohlfeil vs. Popa, das ist auch Berlin vs. München. BILD-Reporter vs. unabhängiger linker Blogger. Ein ehemaliges Mitglied der ruchlosen Nepper Schlepper Schlechte Rapper gegen die einst glockenhelle Stimme des Kirchenchors von St. Theresia.
Bevor es aber zum „High Noon“ kommt, die entscheidenden Fragen: Parallel senden, unmittelbar hintereinander oder mit Abstand? Alter vor Schönheit oder die Reihenfolge auslosen? Und worum sollen wir überhaupt wetten? Vorschläge sind hier oder via Twitter (#TeeVsEspresso) herzlich willkommen.
Vor allem aber solltet Ihr uns auf Periscope folgen, um das dämliche Duell auf keinen Fall zu verpassen.

Dienstag, 25. August 2015

Heidenau in den Köpfen der sz.de (Updates)

Die Seite Vier der „Süddeutschen Zeitung“, die Kommentarwüste aus der Hultschiner Straße, gibt sich elitär reduziert, trägt quasi Sakko. Kurze Überschriften und statt eines Anrisses nur ein oder höchstens ein paar wenige Schlagworte. Online tickt anders, Online ist schnell, Online will Klicks, Online geht mit der Zeit. Hoodie-Journalismus. Hoodies tragen auch Menschen mit zweifelhaften Ansichten.
Einer in der Online-Redaktion sah da offenbar seine große Stunde. Sei es hoffentlich nur, um Klicks zu generieren. Vielleicht aber auch aus der inneren Überzeugung eines, wie sagt man heute so schön, Asylkritikers.
Constanze von Bullion hatte für die heutige Print-Ausgabe der „SZ“ einen Kommentar zum Ost-West-Gefälle in der finanziellen Ausstattung von Kitas und Ganztagsschulen geschrieben. Überschrift: „Es gäbe jetzt Geld dafür“. Anriß, Vorspann oder genauer gesagt Rubrum: „Kitas“.
Ost-West-Gefälle? Osten? Da brodelt doch gerade etwas. Da sorgt doch etwas aktuell für Schlagzeilen. #Heidenau. Da kann man vielleicht den drögen Kommentar etwas aufpeppen. Und seit Franz Josef Strauß und seinem „Freiheit statt Sozialismus“ wissen wir Bayern, wie das funktioniert.
„Geld für Kinder statt Flüchtlinge“ heißt es plötzlich in der Überschrift der ja in solchen Dingen ausgesprochen unverdächtigen von Bullion, als ihr Text gestern abend um 18.48 Uhr vorab bei sz.de online geht. Und weiter im Anriß: „Bei der Kinderbetreuung herrscht in Deutschland ein inakzeptables Ost-West-Gefälle. Deshalb müssen freiwerdende Mittel aus dem Betreuungsgeld hier investiert werden – und dürfen nicht Flüchtlingen zugutekommen.“
Christopher Lauer (vom konkurrierenden Axel-Springer-Verlag) reagiert gestern gegen 23:01 Uhr: „Haha, bei der SZ darf jetzt einfach mal jeder aufschreiben was er so denkt“. Tatjana Kerschbaumer (die als Autorin u.a. für den konkurrierenden „Tagesspiegel“ schreibt) greift den Tweet auf, prangert um 23.06 Uhr den ungeheuerlichen Ansatz als „billigste Klick-Masche“ an (offenbar ohne den Kommentar überhaupt gelesen zu haben) und formuliert es gegen 23.24 Uhr präziser, aber auch direkter: „Nachgelesen: Bei @SZ nehmen #Flüchtlinge dt. Kindern im Teaser Geld weg, um im Text nicht mehr aufzutauchen. Widerlich.“
Weitere Twitterer greifen die Ungeheuerlichkeit, eine Ungeheuerlichkeit auch gegenüber der Autorin von Bullion, auf. Wenige Minuten nach der sich steigernden Tweet-Welle, aber eben erst Stunden, nachdem der Beitrag in dieser Form von der „Süddeutschen“ publiziert wurde, sind Überschrift und Vorspann dann korrigiert (Abbildung) und inzwischen noch weiter der Printversion angepasst. Über Nacht wurde auch die URL bereinigt. Twitter wirkt!
(SZ-Online-Chef Stefan Plöchinger und Constanze von Bullion sind mit der Bitte um Stellungnahme angefragt. Letztere über eine womöglich veraltete Mailanschrift.)

Updates: Plöchingers Antwort kurz nach elf beschränkte sich mehr oder weniger auf einen Link zu diesem Statement und der Bemerkung, es wäre ihnen nicht um Klicks gegangen.

Am Mittwoch, dem 26. August, schlägt dann derselbe oder ein anderer von der „Süddeutschen“ bei Facebook zu, wie mir eben hier bei den Kommentaren zugesteckt wurde.
Anläßlich von Merkels Besuch in Heidenau teaserte die Redaktion: „Im sächsischen Heidenau spricht die Bundeskanzlerin nur mit Flüchtlingen und Helfern. Weil sie für die Ängste der Menschen kein Ohr hat, schlägt Merkel Hass entgegen.“
Laut Versionsverlauf bei Facebook scheint diese Formulierung etwa 45 Minuten online gewesen zu sein, bevor der zweite Satz dann geändert wurde: „Merkel ignoriert die rechten Pöbler, deren Hass schlägt ihr entgegen.“