Samstag, 12. Oktober 2024

Servus Sepp! Ob Fußballikone Maier oder Oberstudiendirektor Weisenberger (Updates)

Ich kann mich an so einige Details meiner neun Jahre am Wittelsbacher Gymnasium erinnern. An meinen Lateinlehrer Wolfram Link, der mit dem Schlüsselbund nach lauten Schülern warf. (Schülerinnen durften erst auf unser humanistisches Knabengymnasium, als ich in der neunten Klasse war.)

An meinen Deutsch- und Geschichtslehrer Hans-Joachim Ruckhäberle, der daran verzweifelte, dass die beliebteste Lektüre unserer Klasse die „BILD“ und Konsalik-Bücher waren. (Später machte er Karriere als Dramaturg an den Kammerspielen und Theaterregisseur.)

Dass im Radio Blondies „Heart of Glass“ lief, als ich vor der Schule im Auto eines Mitschülers auf den Ausgang meines Disziplinarverfahrens wartete. (Während der Lehrer*innenkonferenz in meiner Abwesenheit wurde zu meiner Verteidigung als Beweis einer schweren Jugend so Absurdes behauptet, wie dass ich als Kind bedeutender und somit gefährdeter politischer Flüchtlinge von Leibwächtern zur Schule begleitet worden sei.)

Dass ich als 1. Schülersprecher drei jüngere Mitschüler*innen, Katrin G., Elli H. und Christoph S., wegen „dringender SMV-Arbeiten“ aus dem Unterricht holte, um mit ihnen dann im Mathäser Filmpalast eine Vormittagsvorstellung von Ridley Scotts „Alien“ zu genießen. (Den ich bereits zuvor ein erstes Mal in Paris im Normandie an der Champs-Élysées gesehen hatte.)

Dass ich das winzige SMV-Zimmer während jeder großen Pause in eine überfüllte Lasterhöhle verwandelt hatte, in der hemmungslos geraucht und geknutscht wurde. (Nach der revolutionären Ankunft des weiblichen Geschlechts in der Schülerschaft unserer extrem konservativen, wenn nicht sogar reaktionären Knabenanstalt war Knutschen selbstverständlich strengstens verboten. Katrin G. erhielt mal einen verschärften Verweis wegen Knutschens auf dem Sportplatz, wobei erschwerend hinzu kam, dass es sich beim Kerl um ein „schulfremdes Element“ gehandelt hatte.)  

Manche Momente, wenn nicht sogar die meisten, habe ich vergessen oder gar verdrängt. Etwa meine Abiturfeier 1980. Meine einzige vage Erinnerung daran ist, dass sie in der Turnhalle stattgefunden hatte. Verdrängt hatte ich dagegen erstaunlicherweise, dass ich nicht nur anwesend gewesen war, sondern als 1. Schülersprecher natürlich auch die oder eine Abiturrede gehalten hatte. (Die Erinnerungen meiner Mitschüler dazu sind inhaltlich aber gespalten.) 

Letztes Jahr bei einem Stehrumchen im Rio-Filmpalast musste mich Rainer Maria Schießler, der am Wittelsbacher Gymnasium die ganze Zeit in Parallelklassen und -kursen verbracht hatte, erst daran erinnern. Dass ich die Rede gehalten hätte. Ein Sakko getragen hätte. Am Revers statt einer Blume ein Foto mit einem von oben fotografierten vollen Papierkorb. 

Zuerst soll ich um eine Gedenkminute für den einzigen von uns gebeten haben, den man durchfallen ließ. Wofür sich alle Schüler erhoben. Anschließend soll ich Schießler zufolge „eine Münchner Boulevardzeitung“ (die „Abendzeitung“) zitiert haben, die wenige Tage zuvor Sepp Maiers Abschied vom FC Bayern mit der Schlagzeile „Servus Sepp“ begleitete.

Und so verabschiedete ich mich angeblich, ausdrücklich die Zeitung zitierend, von unserem Oberstudiendirektor Josef Weisenberger mit einem „Servus Sepp“, das ihn in Rage versetzt hätte. (Uns verband eine herzliche Abneigung, seitdem ich ihn in der von mir gegründeten jugendeigenen Schülerzeitung im Sinne Michel Foucaults mit einem Gefängnisdirektor verglichen hatte.)

Weisenberger soll wutentbrannt die Abiturzeugnisse auf den Boden geschmissen haben, die wir nicht verdient hätten, und die Halle verlassen haben.

In der WhatsApp-Gruppe unseres Abiturjahrgangs meinte auch ein weiterer Mitschüer: „Deine geniale Rede mit Servus Sepp am Ende vergess ich nie.“ Dem widersprach dann aber Christian Stolberg aus unsrem Jahrgang: „Sorry, das mit 'Servus Sepp' war ich (war ein Zitat einer Abendzeitungs-Schlagzeile zum Abschied von Sepp Maier).“ Wie gesagt, ich selbst kann mich so oder so überhaupt nicht daran erinnern.

Heute Abend erhält Sepp Maier – in Anwesenheit Rainer Maria Schießlers – beim Bayerischen Sportpreis in der BMW-Welt den Persönlichen Ehrenpreis des Ministerpräsidenten. Und obwohl ich als Blauer keine Roten mag, freue ich mich aus persönlichen Gründen in dem Fall doch auf die Veranstaltung. (Als Flüchtling rumänischer Herkunft bin ich ohne familiäre Bindung an irgendeinen deutschen Fußballverein aufgewachsen. Und so entschied ich mich, obwohl Münchner, aus freien Stücken für Borussia Mönchengladbach und Spieler wie Günter Netzer, Jupp Heynckes, Wolfgang Kleff und Rainer Bonhof. Der FC Bayern kam für mich nicht in Frage, weil an meiner Schule alle Arschlöcher Bayernfans waren. Meine Leidenschaft für Sechzig kam erst, als ich erwachsen war.)


Montag, 7. Oktober 2024

Wochenplan (Updates)

Expo Real / Messe; Verhandlung Gütetermin der fristlosen Kündigung der Betriebsrätin Nelli Birks durch die Flughafen-Tochter Eurotrade / Arbeitsgericht; Bürgerforum Schwabing / Seidlvilla; Münchner Kinopremiere von Andreas Dresens „In Liebe, eure Hilde“ in Anwesenheit der Schauspielerinnen Liv Lisa Fries und Lisa Wagner sowie der Drehbuchautorin Laila Stieler / Neues Maxim & City; David Dietls „Berlin Bouncer – Die Macht der Nacht“ mit Sven Marquardt, Frank Künster & Smiley Baldwin / 3sat; Konstituierende Sitzung des Verbandsgerichts / Bayerischer Journalisten-Verband; Barbara Vinken: „Mode queert“ / Sub; Vorstellung des Programms der Stadt-nach-Acht-Konferenz / Musikkantine Augsburg; Pressekonferenz von Pro Quote und Bundesfamilienministerin Lisa Paus: „Führungsfrauen in den Medien: Der harte Weg nach oben – Eine qualitative Studie weiblicher Karrierebiografien im Journalismus“ / Haus der Bundespressekonferenz; Staatsempfang anläßlich des 100-jährigen Bestehens der freien Wohlfahrtspflege / Kaisersaal der Residenz; rodeo Festival für Tanz, Theater und Performance / Hoch X; Robert Altmans „McCabe & Mrs. Miller“ mit Julie Christie, Warren Beatty, Shelley Duvall, Keith Carradine u. a. (Foto) / Filmmuseum; Konferenz AI@Work / Technische Universität; Eröffnungsparty des Prinz-Eugen-Buchladens; Pressegespräch Stefan Seffrin: „Der Psychonaut“ / Bayerisches Nationalmuseum; Vernissagen „Deutsche Minderheit in Rumänien“ / Haus des deutschen Ostens, Uta Alexander & Ele Kittl / Gagalerie Ecco Meineke, Leon Boden, Yaser Bashir, Fabian Beger & Roman Toulany: „Die vier Säulen“ / Bezirksdirektion Zurich, „Ecstatic Examen“ / Akademie der Bildenden Künste, Kiddy Citny: „Berliner Freiheit in Schwabing“ / Galerini und „Zeitfragmente“ / Franz-Marc-Museum; „100 Songs“ – Live-Hörspiel mit Musik / Werk*raum; Art Tech Prize & Conference; Underdox-Filmfestival / Filmmuseum, Werkstattkino & Theatiner Filmkunst; Big Brother Awards / Hechelei Bielefeld & Livestream; Deutsche Meisterschaft in Wellenreiten / Surftown; Belarussisches Kulturfestival Minsk x Minga / Amerikahaus, Bellevue di Monaco, Südstadt, Einstein Kultur und Lehmkuhl; SZ Nacht der Autor*innen; Weltpremiere „Woodwalkers“ / Mathäser; Bayerischer Sportpreis / BMW-Welt; Sabin Tambrea liest aus „Vaterländer“ / Isarphilharmonie; Mixology Awards / Grand Hyatt Berlin 

Dienstag, 1. Oktober 2024

Fundsachen (45): Aenne Burda Offenburg

Heute vor 25 Jahren war mein erster Arbeitstag bei Aenne Burda. Nachdem ich in Berlin schon die erste Testausgabe von „Sista“, einer neuen Zeitschrift für weibliche Teenager, als Subunternehmer produziert hatte, zog ich mit meiner Entwicklungsredaktion nach Offenburg. Gewohnt habe ich natürlich in Straßburg, etwa eine halbe Stunde mit der Bahn entfernt.

Während auf der anderen Straßenseite der neue fünffingrige Medien-Park aus dem Boden gestampft wurde, arbeitete ich noch im alten, von Egon Eiermann entworfenen Gebäude und war dann dort irgendwann der letzte Nutzer des Wachspatronendruckers und der Stechuhr, während alle anderen schon umgezogen waren. 

Eine zweite Testausgabe durfte ich noch entwickeln, dann wurde mein Team zu „Vivi@n“ abkommandiert, während ich im alten Burda-Moden-Bau als eine Art Frühstücksdirektor allein zurückblieb. Aenne Burda habe ich nie getroffen. Und nach einem Jahr kündigte ich und zog nach München.

Montag, 30. September 2024

Wochenplan (Updates)

Oktoberfest; „Antifa– Schulter an Schulter, wo der Staat versagt“, „New Life“ und Roland Klicks „Supermarkt“ / Werkstattkino; „Charlotte Gainsbourg über Jane Birkin“ / arte; KVR- und Finanzauschuss / Rathaus; Big Opening / Little Odessa; Grand Opening / A Kind of Guise im Luitpoldblock; Lange Nacht der Demokratie – Pussy Riot: „Riot Days“ & „Sweat and Blood“ / Black Box im alten Gasteig; Premiere von Michel Friedmans „Fremd“ mit Katharina Bach / Kammerspiele; Vernissage Walter Korn: „Momente aus Burkina Faso“ / Katholische Stiftungshochschule; Premiere von Florentina Holzingers „Sancta“ (Foto) / Opernhaus Stuttgart; Broke Today im Frühstücksraum / Happy End Hotel

Freitag, 27. September 2024

Das MVG-Museum muss auf seine Events verzichten

Am Stand eine Auswahl an Single Malt Whiskies, an der Wand dahinter eine Präsentation von Zweileitungsbremsanlagen. Das MVG-Museum führte zusammen, was nicht zusammengehört, und war eben deshalb eine spektakulär einzigartige Veranstaltungshalle für Messen und Märkte aller Art.

Ob München Spirits, der Modellbahn-Markt, der Kunst & Design Markt oder der Heldenmarkt, sie alle müssen sich künftig neue Locations aussuchen und etwa in die Wappenhalle oder die MTC World of Fashion ausweichen.

Das MVG-Museum selbst bleibt zwar erhalten, doch mit dem Beginn der Bauarbeiten am Tram-Betriebshof in der Ständlerstraße muss die MVG darauf verzichten, diese Event- und Ausstellungslocation weiter anzubieten. Womit den Stadtwerken auch Tausende von Euro aus den Mieteinnahmen jeder Veranstaltung entgehen.

Mit der Nutzungsänderung der 4000 Quadratmeter großen Halle ändern sich auch die Zuständigkeiten innerhalb der städtischen GmbHs. Bis Jahresende oblag das Museum der Zuständigkeit des Geschäftsbereichs SWM-Events. Nun, wo es keine externen Veranstaltungen und Einnahmen mehr geben wird, ist das hinfällig.

Wie es heißt, könnte die Abteilung Strategie Mobilität des Geschäftsbereichs Mobilitätsentwicklung und Innovation ab kommendem Jahr das MVG-Museum übernehmen. Die MVG wollte sich auf Nachfrage dazu nicht äußern, weil es sich um Interna handle.

Montag, 23. September 2024

Wochenplan (Updates)

Oktoberfest; Pressegespräch mit Konstantin Wecker / Circus Krone; Eröffnung des Google Accessibility Discovery Centre – Zentrum für Barrierefreiheit / Google; „Die Religion der Sikh kennenlernen“ – Besuch des Gurdwara Sri Guru Nanak Sabha-Tempels; „Töte zuerst – Israels geheimer Krieg“, „L'attentat“ und „Policeman“ / Werkstattkino; „Laim und die Toten ohne Hosen“ / ZDF; Räumungsverkauf Halle 2; Pressegespräch zur Filmnacht „Mysterien des Frisiersalons“ mit Konstantin Wecker, Florian Moser, Michael Backmund und Alexander Kinsky / Turmstüberl des Valentin-Karlstadt-Musäums; Spatenstich für für den neuen Campus der Geo- und Umweltwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität; Einweihungsfeier nach Generalsanierung und Erweiterung / Oskar-von-Miller-Gymnasium; Vernissagen Claudia de la Torre: „The Questions Library“ / VS Goethestraße und „Boden der Tatsachen“ / Kunstarkaden; Vollgremium des Bezirksausschusses 12 Freimann-Schwabing mit einem Vortrag der Bayerischen Schlösserverwaltung zum Thema „Den Englischen Garten fit für die Zukunft machen – Pflanzkonzepte im Englischen Garten angesichts des Klimawandels“ / Schulcampus Ungererstraße & YouTube; Versteigerung von Möbeln und Bar-Utensilien der Hemingway Bar im Pariser Hotel Ritz / Artcurial; IT-Ausschuss / Rathaus; Presseabend / Hofbräuzelt; Deutscher Fernsehpreis / ARD; Gedenkveranstaltung für die Opfer und Betroffenen des Oktoberfest-Attentats von 1980 / Theresienwiese; Mahnwache zum zehnten Jahrestag der gewaltsamen Massenverschleppung von 43 Studierenden in Ayotzinapa, Mexiko / Gärtnerplatz; Rosa von Praunheims „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ (Foto) / Bayerisches Fernsehen; Berufungsverhandlung gegen Jens Lehmann / Landgericht München; Buchpräsentation von Thomas Krafts „Der nackte Wahnsinn“ / Seidlvilla; „Emmanuelle – Königin des Softpornos“ / arte; Kongress „Bürgermeister*innen im Gespräch“ / Maximilianeum; Ander Art Festival / Odeonsplatz; Eröffnung des neuen Ferrari-Shops von Emil Frey Sportivo / Odeonsplatz; Robert Franks Rolling-Stones-Doku „Cocksucker Blues“ / Filmmuseum; „Saturday Night Live“ – Start der 50. Staffel / NBC; „Orson Welles in Deutschland“ – Vortrag von Stefan Drößler mit Filmausschnitten / Filmmuseum; Michel Friedman spricht mit Igor Levit über Hass / Kammerspiele

Donnerstag, 19. September 2024

Giesinger Bräu jetzt in der Wiesn-Peripherie (Updates)

Auf seinem langen, aber wohl unaufhaltsamen Weg zum Wiesnwirt nähert sich Steffen Marx mit seinem Giesinger Bräu zunehmend dem Festgelände. 

Heuer eröffnet er in der Oktoberfest-Peripherie zwei Pop-ups. Zum einen im Restaurant Ederer in der Lindwurmstraße 48 (Mo–Do 17–1 Uhr, Fr–So 12–2 Uhr) nur für die Dauer des Oktoberfestes, weil der Karl Ederer selbst keinen Bock aufs Wiesnpublikum hat. 

Diplomatisches Statement aus dem Ederer-Team: „Es stimmt, dass wir während der Wiesn schließen und das Restaurant dann untervermietet ist. Es wird aber weiterhin unser Bier, das Chiemseer ausgeschenkt werden. Und ein bisschen Giesinger.“  

Und dann eröffnet Giesinger Bräu noch ein Pop-up im und vorm ehemaligen Happy-End-Hotel in der Paul-Heyse-Straße 18, dessen über 85 Zimmer Broke Today als temporären kulturellen Hot Spot nutzt. Aus dem Truck gibt es von 10 bis 20 Uhr  Giesinger to Go und im Künstlertreff zudem bei Events im ehemaligen Hotel Barbetrieb. Und das nicht nur während der Wiesn, sondern die nächsten Monate über.


Montag, 16. September 2024

Personalabbau und Diskretion bei der Moderation Münchner Nächte

Kay Mayer war in München das offizielle Gesicht des Nachtlebens. Als erster übernahm er das von den Grünen als Nachtbürgermeister titulierte Amt. In der Chefetage des Münchner Rathauses war man von dieser Bezeichnung weniger begeistert, und das von der SPD geführte Sozialreferat bezeichnete die Position denn auch als Moderator der Nacht.

Lange Zeit war Kay Mayer nicht nur Leiter dieser Fachstelle, sondern auch deren einziger Vollzeitmitarbeiter. Als er nun Mitte April nach nicht einmal drei Jahren seinen recht überraschenden und kurzfristigen Ausstieg bekannt gab (worüber noch zu reden sein wird), war die Abteilung längst keine Ein-Mann-Show mehr.

Die Stellenausschreibung für Mayers Nachfolge erschien denn auch – anders als etwa bei der Vakanz der Leitung des Münchner Stadtmuseums – meines Erachtens nicht im wöchentlichen Stellennewsletter der Landeshauptstadt, sondern etwas diskreter auf Instagram (72 Likes).

Schließlich wurde die Nachfolge auch intern geregelt. Neue Nachtbürgermeisterin wurde Mayers Mitarbeiterin, die Fotografin Andrea Ferber, die seit 1. Februar 2023 bei der Moderation der Nacht (MoNa) arbeitet und schon vorher bei der Landeshauptstadt tätig war. Sie leitet MoNa nun gemeinsam mit Luzia Beer, die sich seit Dezember um den Bereich Awareness kümmert.

Ferber, die in London Fotografie studiert und bei Magnum in New York ein Praktikum absolviert hat, bleibt aber vorläufig offiziell unsichtbar. Das Sozialreferat konnte „leider noch“ kein Bild der Abteilungsleiterin und Fotografin zur Verfügung stellen.

Und auf die Frage, ob die Assistentenstelle jetzt nachbesetzt wird, wo Ferber den Job ihres Chefs übernommen hat, verweigert das Sozialreferat jede Auskunft. Das klingt eher nach einer vorläufig eingesparten Stelle.

(Foto: Screenshot des Instagram-Accounts der Moderation der Nacht/Landeshauptstadt München)

Wochenplan (Updates)

IGEL Disrupt / Infinity Conference Resort; „Sicherer Journalismus: Demonstrationen und Gefahrenlagen gut meistern“ – Veranstaltung der Polizei München mit Verdi und dem BJV / Bayerischer Rundfunk; Robert Enricos „Die Abenteurer“ mit Alain Delon (Foto), Lino Ventura, Joanna Shimkus und Serge Reggiani / arte; Lesung und Gespräch mit dem Pulitzer-Preisträger Nathan Thrall / LMU; Gedenkveranstaltung für den Fotografen Heinz Weißfuß / Augustinerkeller; Vernissagen „The Portal“ / Rathaus, Luise & Ingrid Ramsauer: „Auge hör mir zu“ / atelier ck-f, „Bordercrossings – Grenzen überschreiten“ / Shaere und Caro Dirscherl: „Red Light – von der Poesie des ältesten Gewerbes“ / mim; LUNAparty / Bayerischer Hof; Buchpräsentation von Stephan Zinners „Prachtexemplar“ / Lustspielhaus; Eröffnungsshow / Werkraumtheater; Kinostart von Coralie Fargeats „The Substance“ mit Demi Moore, Margaret Qualley und Dennis Quaid; Pressegespräch 10 Jahre Bildungsbauoffensive / Emmy-Noether-Grundschule; Wiesn-Presserundgang; Future Retail Stores Insight / Urban Gardeners; Eröffnung des Pop-up-Stores von Dirndl-Liebe / Sofitel Bayerpost; 20er Jahre Night Wiesn / Nachtkantine; Tag der Schiene; Release-Konzert Echokammer / Giesinger Bahnhof; Oktoberfest; „Solidarität verbindet – 100 Jahre Rote Hilfe“ / Werkstattkino; Bovver Bash / Schwarzer Hahn; Sieben Jahre Minna Thiel

Freitag, 13. September 2024

Multi-Wirt Aleks Vulic – Mehr Lokale als Tattoos und demnächst auch in der Türkenstraße präsent

Im Leben manchen Wirts sammeln sich über die Jahre mancherlei Lokale an. Neugründungen, Übernahmen, Zwischennutzungen. Einige gibt man wieder auf, weil sie sich nicht mehr lohnen. Andere, weil Geschäftspartnerschaften auseinander gehen. Aleks Vulic ist so ein Multi-Gastronom, der zwischendurch auch mal beim Café Mozart, Cord Club oder Café Cord seine Finger mit im Spiel hatte. 

Treu blieb er nur seinem Hotel Lux und dem Café Jasmin, von wo aus er sein in der Größe schwankendes Reich aus dirigiert. Parallel dazu gehört ihm auch die Getränkemarke Eizbach, die von der Heimatschorle über Alpengrantler bis hin zur Cryztal Cola ein hippes Münchner Sortiment anbietet.

So richtig unter die Haut scheint Vulic aber nur die Madam Bar in der Ledererstraße gegangen zu sein. Früher ein Striplokal und illegaler Puff (ausgerechnet neben dem Altstadtrevier der Münchner Polizei) und inzwischen wieder eine Table-Dance-Bar. Aber während des Pächterwechsels im Rotlichtmilieu als seriöse Zwischennutzung von 2016 bis 2018 eine anspruchsvolle Cocktail-Bar mit DJ und gelegentlicher Livemusik. Lieblingshangout der Münchner Gastro-Szene, was an Barchef Oliver von Carnap, aber vielleicht auch an der milieubedingten Öffnungszeit bis 6 Uhr früh gelegen haben mag. Das anspruchsvolle Intermezzo ist längst vorbei. Aber das Logo der Madam Bar, eine stylisierte Cocktailschale, trägt Vulic seitdem als Tattoo am Leib.

Als ich nun von Vulics kommender Wirkungsstätte hörte, sah ich ihn schon mit Schmissen im Gesicht. Doch die katholische Burschenschaft Aenania trägt zwar Farben, ist aber keine schlagende Verbindung. Im Aenanenhaus in der Türkenstraße 38, schrägt gegenüber vom Museum Brandhorst, versuchten sich über die Jahre verschiedene italienische Restaurants wie zuletzt Da Claudio. Zuletzt stand das Lokal aber länger leer.

Am 15. Oktober eröffnet dort nun aber Vulic sein neues Gasthaus Fux („das moderne Wirtshaus deines Vertrauens“). Der Name reimt sich einerseits auf sein Hotel Lux. Andererseits bezeichnen Studentenverbindungen neue Mitglieder während ihrer Probezeit als Fuchs oder Fux.

Partner von Aleks Vulic in der Türkenstraße ist Andi Weber, den man vom Hearthouse und Enter the Dragon her kennt. Zuletzt baute er als Restaurantleiter Michael Käfers vegetarischen Green Beetle auf. Zudem ist Weber in der Wiesn-Schänke für die Champagnerbars zuständig. Das verspricht in den kommenden Wochen eine doppelte Herausforderung für ihn zu werden. Aber dazu hat man ja Geschäftspartner, die als Multi-Gastronom parallele Herausforderungen gewohnt sind …

Update vom 25. Oktober: Seit gestern ist das Fux geöffnet. Es gibt beispielsweise Augustiner vom Fass, Rinderkraftbrühe (8,90 €), Brotzeitbrettl (15,90 €), Schweinsbraten (14,90 €), Wiener Schnitzel (25,80 €), Fux Burger (18,90 €).

Disclaimer: Der Autor war in der Madam Bar ein Jahr lang Türsteher.

Führungswechsel beim Münchner Stadtmuseum

Es ist schon eine Kunst, als jahrelang wegen Generalsanierung und Umbaus geschlossenes Museum dennoch für negative Nachrichten zu sorgen. Zumal wenn es sich nicht um überraschende Mängel in der Bausubstanz oder Kostensteigerungen beim Baufortschritt handelt. Zuerst sorgte eine unglücklich organisierte Podiumsdiskussion alter weißer Männer oder vielmehr Werbeveranstaltung für eine Verkaufsausstellung von Leni Riefenstahls rassistischen Nuba-Bildern für so viel Diskussion, dass das Stadtmuseum die Veranstaltung im angegliederten Filmmuseum kurzfristig wieder absagen musste. 

Und jetzt wirft die Direktorin des Münchner Stadtmuseums, Frauke von der Haar, hin. Und das so überraschend, dass selbst Mitglieder des Kulturausschusses im Rathaus das nur indirekt erfuhren, indem sie dieser Tage auf die Anfang September veröffentlichte Stellenanzeige für die Neubesetzung stießen.

Nachdem das Stadtmuseum am 7. Januar voraussichtlich bis Mitte 2031 schloss, kündigten Kulturreferent Anton Biebl und Museumsdirektorin Frauke von der Haar in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Architekten und weiteren beteiligten städtischen Referaten den weiteren Weg für die Generalsanierung und Neuorganisation des Museums an. Von einem Wechsel an der Spitze war da noch keine Rede.

„Wir sind trotz Sanierung weiterhin für sie da“, versprach von der Haar auf dem Youtube-Kanal des Stadtmuseums und verwies auf das Interimsprogramm, etwa in den Räumen der Kunsthalle.

Inzwischen muss aber von der Haar in ihrem Ausweichquartier auf dem Arri-Gelände die Lust am Warten auf bessere Zeiten verloren haben. Auf Nachfrage hin kommentiert die Pressestelle des Stadtmuseum die Stellenanzeige in dürren Worten, für deren Ausformulierung sie aber dennoch über 24 Stunden brauchte: „Die Stelle der Direktion des Münchner Stadtmuseums ist ab dem 1. Juli 2025 neu zu besetzen. Sie wird die inhaltliche und steuernde Direktionstätigkeit übernehmen und die Wiedereröffnung 2031 vorbereiten. Dr. Frauke von der Haar hat sich entschieden, diese wichtige Phase der Neuaufstellung an ihre Nachfolge zu übergeben.“ 

Dabei hat von der Haar die Leitung des Münchner Stadtmuseums überhaupt erst im Januar 2020 übernommen, als die Generalsanierung längst feststand. 2012 hatte der Stadtrat erste Weichen gestellt, seit 2015 arbeitete das Architekturbüro Auer Weber bereits an den Plänen. 2019 genehmigte der Stadtrat die Baumaßnahmen.

Es ist auch keine Frage des persönlichen Alters. Die Direktorin wird zum Zeitpunkt ihres Vertragsendes 65 Jahre alt sein. Also rund anderthalb Jahre bis zur Regelaltersgrenze brauchen. Und Frauke von der Haar will sich auch keineswegs vorzeitig zur Ruhe setzen: „Sie wird sich zu einem geeigneten Zeitpunkt nach passenden Engagements umsehen.“

So muss sich nun ein*e neue*r Direktor*in der Zukunftsperspektiven im Wartezustand annehmen. Vielleicht die letzte große Personalentscheidung, an der Kulturreferent Anton Biebl beteiligt ist, der selbst auch nur noch bis nächsten Sommer im Amt bleibt. Biebl, der dann noch zwei Jahre bis zum Ruhestand hätte, geht aber nicht aus freiem Willen, sondern weil im Rahmen des Rathausgeschachers ein Kandidat der Grünen den Parteilosen ablösen soll.  

Update vom 20. September: In einem ganzseitigen Interview mit Katja Kraft erklärt Frauke von der Haar in „tz“ und „Merkur“ vom 21. September 2024 ihre Beweggründe: Nachdem sich der Eröffnungstermin nach der Generalsanierung auf 2031 verschoben hat, kollidiere der Beginn der „tieferen Konzeptionsphase der 4000 Quadratmeter großen Dauerausstellung“ 2026 mit von der Haars Renteneintritt im Oktober 2026.

„Wenn erst dann eine neue Leitung käme, finge die Diskussion wieder von vorne an. Ich möchte, dass das Haus gut aufgestellt ist, damit es diesen Prozess erfolgreich hinkriegt. Bis zum Vertragsende zu bleiben, nur um der Konzeption meinen Stempel aufzudrücken, wäre meiner Meinung nach kontraproduktiv.“

Anders als von der Pressestelle angedeutet, scheint von der Haar keine beruflichen Pläne nach ihrem Ausscheiden Ende Juni zu haben: Sie wolle „in Ruhe lesen, kochen, Sport machen, solche Dinge, die in meinem Alltag gerade wenig Platz finden.“  

(Foto: Screenshot aus dem Youtube-Kanal des Stadtmuseums)

Mittwoch, 11. September 2024

Friedrich Ani auf Immobiliensuche in Schwabing

Friedrich Ani stelle ich mir immer als Flaneur in Giesing vor, von einer Boazn unterwegs zur nächsten. Dabei ist das eher die Kunstfigur des Schriftstellers Friedrich Ani, die der ehemalige Journalist selbst gerne pflegt, wenn er nicht gerade die Klatschkolumnistin der „tz“ zum Interview statt in einem Stüberl in Falk's Bar im Bayerischen Hof empfängt. „Ich bin öfter mal am späten Nachmittag hier, auf ein Bier oder zwei.“ 

Der „Bestseller-Autor aus Giesing“ („tz“), gebürtig in Kochel am See, ist gar nicht mehr so in Giesing zu Hause, dem schmutzigen Süden der Stadt, auch wenn Andreas Ammer es diesen April erst in seinem Ani-Porträt im „Münchner Feuilleton“ bestätigte. Ein Jahr zuvor hatte Ani auch in der „tz“ noch von Giesing geschwärmt, und wie schön es einfach sei, so nah bei seiner Ehefrau Ina Jung zu „wohnen. Nur ein paar Straßen voneinander entfernt. Ina hat drei Zimmer, und ich habe ein Zimmer. Mehr brauch ich nicht. Ich brauch einen Tisch, einen Stuhl, ein Bett und vielleicht eine Küchenzeile, mehr nicht.“ 

Inzwischen braucht er offenbar auch einen Tiefgaragenplatz. „Zu mieten oder kaufen“. Und das nicht etwa in Giesing, sondern in Schwabing, wo man den „Hohepriester des Verschwindens“, wie Andreas Ammer Ani bezeichnete, dieser Tage immer öfter sieht.