Samstag, 27. Juni 2009

Exit Polls & Twitter – Schluß mit dem Versteckspiel?

Bei den hessischen Landtagswahlen leugneten alle Beteiligten erst einmal grundsätzlich, daß Exit Polls überhaupt vor Schließung der Wahllokale zirkulieren würden. Bei den Europawahlen fiel auf, daß am frühen Nachmittag erste Zahlen getwittert wurden, und zwar ausgerechnet von politischen Insidern und erst zu einem Zeitpunkt, als die Wahlforscher die Parteien informiert hatten. Und jetzt entdeckt auch „Spiegel Online“ das Thema (auch Montag in der Printausgabe): Funktioniert der Insiderklüngel aus Politikern, Presse und Lobbyisten in Zeiten von Twitter noch oder ist das Spiel mit den Exit Polls passé?

Updates: Antonia Beckermann in der „Welt“ vom 24. August über die Angst der Politnomenklatur vor herausgetwitterten Exit Polls der Bundestagswahl 2009.

Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).

Freitag, 26. Juni 2009

Die SZ rockt

Wenn's nix wird, war's zumindest für einen guten Zweck. Ganz davon zu schweigen, daß es schön ist, mal nicht nur Blogger, Podcaster und Fernsehmoderatoren als Rampensäue zu erleben, sondern auch gestandene Printjournalisten einer seriösen Abonnementszeitung. Heute abend tritt Deadline, die Rock'n'Roll-Formation der „Süddeutschen Zeitung“ im Andechser Zelt des Tollwood-Festivals auf die Bühne: Bestehend u.a. aus Polizeireporterin Susi Wimmer (voc), Streiflicht-Feder Wolfgang Görl (g), Bayern-CvD Rudi Neumaier (tu, voc), Lokalchef Karl Forster (keyb) und den Feuilletonleitern Andrian Kreye (sax) und Dr. Thomas Steinfeld (b). Der Erlös geht an den Verein Journalisten helfen Journalisten.

Donnerstag, 25. Juni 2009

În caz de identificare, să fie reţinut *

Aus der Fahndungskartei der Securitate über meinen Vater Ion „Iani“ Popa (aka Pancrator aka Ion Măgureanu aka Popicul) und meinen Großvater mütterlicherseits Ion „Ionel“ Dragu ( aka Ioan Dragu aka Ionel Drăgescu aka Jean Dragu):

1656. – POPA IOAN, zis IANI, fiul lui Ignat şi Ecaterina, născut la data de 1 ianuarie 1913 în Vereşti, cu ultimul domiciliu în Bucureşti, str. Dr. Tomescu nr. 10, ziarist.

Semnalmente: talia mijlocie, părul negru, ochii negri, vorbeşte cu accent moldovenesc.

Rude:
- POPA ECATERINA, cu domiciliul în Focşani, str. Cezar Boliac nr. 11, reg. Galaţi (mamă).
- POPA DUMITRU, profesor, domiciliat în Focşani, str. Cezar Boliac nr. 11, reg. Galaţi (frate).
- FILIMON POLIXENIA, domiciliată în Bucureşti, str. Parfumului nr. 28 (soră).
- BALABAN VASILICA, casnică, domiciliată in Focşani (soră).
- DIACONESCU HORTENSIA, domiciliată in Bucureşti, str. Dr. Tomescu nr. 10 (fostă soţie).
- POPA ANCA MARIA, domiciliată in Bucureşti, str. Dr. Tomescu nr. 10 (fiică).

In anul 1949 a fugit din RPR în Franţa, unde s-a încadrat în "Asociaţia gazetarilor români din exil".
Este folosit de postul de radio Paris, ca şpiker pentru emisiunile în limba română. Este cunoscut ca agent al lui OPRAN MIHAIL.

În caz de identificare, să fie reţinut.
Dosar UŢ nr. 4.610 la Dir. a II-a MAI.


642. – DRAGU ION, născut la 5 noiembrie 1889 la Constanţa, fiul lui Ioachim şi Aurelia, de profesie zianst, cunoscut cu ultimul domiciliu in Bucureşti, str. Slătineanu nr. 4.

Semnalmente: talia mijlocie, gras, faţa rotundă, părul alb, chelie frontală, sprâncenele negre, stufoase, nasul mare, semne particulare nu are.

Rude:
- DRẮGESCU HORIA, cu domiciliul în Bucureşti, str. Slătineanu nr. 4 (frate).
- STEFẮNESCU ANGELA, cu domiciliul în Craiova, str. Simion Bărnuţiu nr. 30 (soră).
- DRẮGESCU MARIANA, cu domiciliul în Bucureşti, str. Lt. Dumitru Lemnea nr. 2 (nepoată).

În anul 1944, fiind rechemat în ţară din Franţa, unde fusese consilier de presă pe lângă Legaţia Română din Vichy, a refuzat să se întoarcă. S-a încadrat în organizaţiile fugarilor români care duc activitate duşmănoasă împotriva RPR.

Are legături de spionaj cu OPRAN MIHAIL.

În caz de identificare, să fie reţinut.
Dosar UŢ nr. 4.066 la Dir. a II-a MAI.

* Bei Identifizierung festzunehmen

Mittwoch, 24. Juni 2009

Insider-Tweets vom Filmfest München

Wenn Freitag das Münchner Filmfest startet, wird es neben dem Medienecho drumrum auch Nachrichten aus erster Hand, in Echtzeit geben.

Hier eine kleine, laufend aktualisierte Liste der twitternden Filmschaffenden, die ihre Werke nach München begleiten:



Pedro Almodóvar, Regisseur von „Zerrissene Umarmungen“

Duncan Jones, Regisseur von „Moon“

Max Kidd, Darsteller „Hangtime - Kein leichtes Spiel“

Ralph Kretschmar, Darsteller „Hangtime - Kein leichtes Spiel“

Kerstin Krieg. Produktion „Keine Angst“

Raya Martin, Regisseur von „Independencia“

Greg Mottola, Regisseur von „Adventureland“

Benoît Pilon, Regisseur von „Ce qu'il faut pour vivre“

Verne Troyer, Hauptdarsteller in „The Imaginarium of Doctor Parnassus“

Freitag, 19. Juni 2009

InStyle riskiert 'ne dicke Lippe – oder Nase?

Wer braucht bei der Burda Style Group schon journalistischen Nachwuchs? Ein weit unterhaltsameres Human Resource Management pflegt die Münchner „InStyle“-Redaktion. Praktikanten sucht man per Castingshow und nach diesem Flop wollte man sich offenbar etwas mehr Glamour gönnen, schließlich verkehrt doch „InStyle“ auf einem Level mit den Stars, von Du zu Du, und so muß offenbar bei irgendeinem Stehrumchen, so von Du zu Du, die Personalentscheidung getroffen worden sein, Chiara Ohoven
als Verstärkung der Beauty-Redaktion zu verpflichten (offenbar ein „Star“ auf dem Niveau der deutschen „InStyle“). Schließlich ist die 24-Jährige gleich doppelt prädestiniert, hat sie doch immerhin eine „Bild“-Kolumne (2005: „Chiara Ohoven - Ich riskier' 'ne dicke Lippe“) vorzuweisen und ein Paar Lippen, das sie zeitweise zur Heavy Userin in Sachen Hyaluronsäure, Lippenstiff, Gloss & Co machte, also zur Fachkraft. Nun soll sie, relativ unbemerkt von der Fachpresse, drei bis vier Mal die Woche eigens aus Düsseldorf eingeflogen werden, zu einer Art 3-monatigem „Praktikum“. Mit dabei: Ihre Chihuahuas Mogli und Prince. Letzterer soll Gerüchten zufolge bereits eine Kollegin in die Nase gebissen haben.

Im Impressum der aktuellen „InStyle“ taucht Chiara Ohoven nicht auf. Das Büro Ohoven hat auf eine schriftliche Anfrage bislang nicht reagiert, die Burda Kommunikation will von der Personalie nichts gewußt haben und geht der Information jetzt nach. Eine Stellungnahme steht derzeit noch aus.

Updates: Ex-Endemol-Manager Borris Brandt, der mit Chiara Ohoven längerfristig zusammenarbeitet, bestätigt das Praktikum: „Mode-Studium sehr erfolgreich abgeschlossen, jetzt das Praktikum bei der Instyle und noch die eine und andere Überraschung für dieses Jahr“ Ansonsten findet er meinen Blogeintrag „vorlaut“, während er betont, daß Chiara Ohoven „sehr gut schreibt“ und eben deswegen bei der „InStyle“ säße.

Doch nicht nur ein Praktikum? Gegenüber der „Bild“ erklärt Chiara Ohoven: „Ich schreibe eine Beauty-Kolumne für die Instyle‘.“

Mittwoch, 17. Juni 2009

Puma zeigt Fashion Spot die Krallen

Mal trägt sie rote Sneakers zum roten Oberteil, mal das ganze in blau, aber in beiden Fällen einen Schwall Sperma auf dem Oberschenkel: Das unbekannte, knieende Puma-Girl, dessen hochprofessionelles Modeshooting 2003 lange für besonders raffiniertes virales Marketing gehandelt wurde, bis Puma die Fake-Kampagne aus den meisten Webseiten löschen ließ. Nun feierte das Motiv ausgerechnet beim Thema alte Schuhe fröhlich Urständ. Das so gut informierte wie beliebte Modeportal Fashion Spot illustrierte mit der Blowjob-Szene eine Meldung zu einer Benefizaktion der Herzogenauracher in den USA, wo Puma Kunden 30 Prozent Rabatt einräumt, wenn sie ihre alten Schuhe wohltätigen Zwecken spenden. Offenbar hat es fünf Tage gedauert, bis heute das Schmuddelbild von der Redaktion wieder entfernt wurde.

Dienstag, 16. Juni 2009

Eine wie keine: freundin 17/78

„Ohrläppchen durchstechen: Ist's gefährlich? Tut's weh?“

„Wenn die Eltern immer sagen: Nimm doch den, der ist so nett...“

„10 Mark Menü für zwei: Kassler-Aspik, Omelett mit Paprika, Baiser-Kranz“

„Nur noch chemisch reinigen? Viele Hersteller empfehlen, daß man sogar Baumwolle nicht mehr selbst waschen sollte“

Sonntag, 14. Juni 2009

Wochenplan

Media Coffee: Wer profitiert von der Medienkrise?, „Transformers: Die Rache“, Fetishism in Cinema/Kunstbau, Vernissage Munich and Washington Heights/Jüdisches Museum, Release-Party „Boris“/Weltraum, Update: Gruppenausstellung Style-Blogger, Jean Dubuffet/Hypo Kunsthalle, Anna Dumitriu: Hybrid Encounters/Muffatwerk, Vernissage Raum 500, Sommerfest im Akademiegarten, Brass Banda/Schwögler am See, „The Pawnbroker“ und „The Man in the Glass Booth“/Filmmuseum

(Foto: „Transformers – Die Rache“/Paramount)

Samstag, 13. Juni 2009

Berliner Jahre (3): Hellmuth Karasek

„Etwa zwölf Stunden veritabler Arbeits- und Lebenszeit muß man hergeben, bis man Hellmuth Karaseks 429 Seiten langes Buch 'Das Magazin' durchgelesen hat. Das ist keine schöne Arbeit und keine schöne Zeit: Durch viel Brei muß man hindurch, und am Ende hat man, außer reichlich Langeweile, nichts gewonnen. Denn Karasek, über zwanzig Jahre Angestellter beim Spiegel, hatte zwar die Ambition, einen Schlüsselroman über den Spiegel und die Spiegel-Leute zu schreiben. Andererseits aber ist er genau der Adabei-Journalist, als den man ihn kennt, und der möchte er auch bleiben. (...) So ist es fast schon egal, worüber Karasek schreibt, denn so, wie er schreibt, macht er alles gleich: In seinen Händen wird die Welt zu Soße.“
Wiglaf Droste in „Ticket“, dem Veranstaltungskalender und Kultursupplement des „Tagesspiegel“, 37/1998

Martina Kaden: In der Beilage Ihrer eigenen Zeitung, Tagesspiegel-Ticket, ist auch ein Verriß erschienen.
Hellmuth Karasek: Ja, da frage ich mich, wieviel Wut muß da vorhanden sein, daß sich jemand bei Ticket einschleicht, bei einer Beilage, in der sonst nie, nie Buchkritiken erscheinen? Das war eine echt linke Nummer. Und dann schreibt der Kritiker, er habe so eine unendliche Mühe, sich durch den Roman durchzuquälen. Warum tut er's dann überhaupt, frage ich mich. (...)
Kaden: Wird Wiglaf Droste, der Ticket-Kritiker, weiter für den Tagesspiegel schreiben?
Karasek: Ich werde einen Teufel tun und auf Personalentscheidungen Einfluß nehmen. Ich werde nur nicht mehr seine eigenen Werke lesen, das hat er sich jetzt verdient.“

„BZ“ vom 18. September 1998

„'Sehr, sehr langfristig', können sich die Tagesspiegel-Geschäftsführer Joachim Meinhold und Hans Homrighausen eine 'Synergie' zwischen ihrem Neuerwerb Zitty und der Tagesspiegel-Beilage Ticket vorstellen – was nichts anderes heißen dürfte, als den teuren Verlustbringer Ticket sehr, sehr langfristig abzuwickeln. Sehr, sehr kurzfristig kam dagegen der erste Querschläger aus dem eigenen Hause. Ticket-Redaktionsleiter Dorin Popa hatte in der letzten Ausgabe den neuen Schlüssel-Roman ('Das Magazin') des Tagesspiegel-Herausgebers Hellmuth Karasek verrissen – und für den Verriß den zweifellos besten Experten in dieser Gattung gewonnen: Wiglaf Droste. Zitat: 'Karasek ... ein Schmock unter Schmöcken.' Das sorgte für ein mittleres Erdbeben in der Holtzbrinck-Etage, beim Herausgeber für üble Verstimmung – die Noch-Chefredakteure schauten betreten – und bei allen anderen für die Vermutung, daß die angestrebte Synergie mit Zitty nun doch nicht so lange auf sich warten läßt. Wie dem auch sei: wenn es Popas Absicht war, den Arbeitgeber von einer beschleunigten Freistellung vom Vertrag (inkl. Abfindung) zu überzeugen, dann dürfte er mit dem Droste-Stück weitergekommen sein.“
„tip“ 20/1998

Denkste! Es gab weder eine keine Kündigung, geschweige denn eine Abfindung. Der Art Director/Objektleiter und ich verließen zum Jahresende 1998 aus eigenem Entschluß das Haus. In einer der letzten von uns verantworteten Ausgaben schrieb Wiglaf Droste zu Weihnachten über Hausgeburten, Nachgeburten und die perfekte Festtagssuppe.