Sonntag, 8. Juni 2008

Statt Twitter (5)

Oh Gott, ich sehe wie mein Bruder aus...

SZ: Aufschub beim Umzug nach Sibirisch-Steinhausen

Wie die „Welt am Sonntag“ heute aus dem Intranet des „Süddeutschen Verlags“ zitiert, bleibt den Mitarbeitern der „Süddeutschen Zeitung“, „w&v“, „Kontakter“ & Co die Aussiedlung in die Steinhauser Pampa zumindest ein paar weitere Wochen erspart: „'Bedingt durch bauliche Verzögerungen sowie die Auswirkungen eines Wasserschadens', werde das Gebäude nicht wie geplant zum 1. Juli bezugsfertig sein. 'Aus heutiger Sicht' müsse man 'voraussichtlich von circa zwei Monaten Verzögerung ausgehen'.“ Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unterstellt, daß es nach dieser Nachricht bei der „SZ“ im alten Redaktionsgebäude in der Innenstadt „vor lauter Freude zu ersten Champagnerschäden gekommen“ sei.

Update: Das „SZ-Magazin“ am Vorabend des Umzugs über Wehmut und Verlustängste.

Axel Hacke traut sich nach Sibirisch-Steinhausen und besucht fürs „SZ-Magazin“ seine ehemaligen Kollegen am neuen Arbeitsplatz.

Juristenschleuder

Woran erkennt man einen Jurastudenten: am roten oder hellblauen, ziegelschweren Wälzer in der Hand. Die einen tragen ihn nackt mit sich, die Spießer in seinem pappfahlen Schuber. Sarah Haug und Christina Rößler haben diesem Juristenelend ein Ende bereitet und schmucke Henkeltäschchen für Loseblattsammlungen wie Schönfelder, Sartorius, Dürig oder Ziegler-Tremel genäht, die sie über DaWanda unter Namen wie Capri, Nero oder Casablanca (7,90 bis 14,90 Euro je Tasche) vertreiben. (via „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“)

Frauen treuer als die „AZ“ schlagzeilt

Jetzt ist die Münchner „Abendzeitung“ unter Arno Makowsky schon so tief gesunken, daß der BILDblog sich ihrer annehmen muß. Aber der Umgang mit Statistiken erforderte schon immer ein Quentchen Intelligenz, gerade auch wenn es um Sex geht und die eingängige wie falsche Schlagzeile, daß jede zweite Frau untreu sei.

Freitag, 6. Juni 2008

Warum Bloggen durchaus subversiv ist

Als ich die – gar nicht rhetorisch gemeinte – Frage in die Bloggerrunde warf, ob unsere Kommunikationsform subversiv sei, war ich ob des Echos doch ein wenig erstaunt. Nicht daß die lieben Kollegen gänzlich unrecht hätten, aber mit so massivem Widerspruch hätte ich nicht gerechnet. Nun kommt es auf die Definition an, aber wenn man sich an die reine Lehre orientiert, derzufolge etwa Kommentare zuzulassen sind oder Korrekturen nicht klammheimlich zu erfolgen hätten, sondern durch sichtbare Durchstreichung sichtlich zu machen wären, sind Blogs nun mal durchaus die subversivste Kommunikationsform, weil sie den unfehlbaren, ex cathedra dozierenden Sender in ein menschliches Wesen verwandeln, das Fehler einräumt sowie dabei Transparenz und Widerspruch zuläßt. Es mag traurig sein, daß das heutzutage schon reicht, um subversiv zu sein, aber ich denke, und die Auswirkungen sind ja auch längst allerorten zu bewundern, ich bin wirklich mehr denn je überzeugt, daß Bloggen deshalb – im Unterschied zu Playstations und Fahrrädern – per se einen subversiven Standpunkt in unserer Medienwelt darstellt.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Mirakulöser Zufall

Oh, im Seminar heute war auch die Bassistin von Candelilla.

Liveblog Kommunikations- und Medienguerilla

16:21
Vorab: Ich gehe fremd. Zwar bin ich meinem Beuteschema treu geblieben und blogge mit einem PowerBook MacBook Pro, aber nicht mit dem mir Angetrauten, sondern mit dem Leihkoerper eines Studenten. Irgendwie hat mein Mac den Uniclient nicht schlucken wollen, der hier in der LMU den Weg ins Netz ebnet.

Mit im Saal vielleicht zwanzig Studenten, Alt- oder vielmehr Exblogger Stefan Knecht und der Praschl kommt aneblich auch noch.

16:25
Nicht nur, dass es nicht mein Rechner ist, aber er hat auch noch eine englische Tastatur, und Blogspot will auch nicht so wie ich will, dass heisst ich muss auch immer noch ein bisschen tricksen, um den Post zu aktualisieren.

16:28
Mal sehen, ob ich ein paar Bilder aus dem Hoersaal hochgeladen kriege. Hoffentlich sind auf meiner Kamera keine schmutzigen Bilder, nicht, dass ich auf meine alten Tage noch aus der Uni fliege.

16:29
Ah, Foucault. Den habe ich als Schueler verschlungen, und die Lektuere hat mich zur ersten Guerillaaktion gebracht. Wir haben an unserer Schule in Konkurrenz zur offiziellen Schuelerzeitung eine Gegenschuelerzeitung gegruendet, in der ich unseren Direx mit einem Gefaengnisdirektor verglichen habe. Ergebnis: Fuer mich ein Disziplinarverfahren und beinahe den Schulausschluss, der Direktor wurde im Gegenzug von der Jungen Presse Bayern mit dem Silbernen Maulkorb ausgezeichnet.

16:30
Die Professorin (Dozentin?) ist jetzt auch schon da.

16:39
f.k. bloggt auch live oder?

16.40
Lobo, die Pflaume, hat nichts zu unserem Blogkarneval beigetragen, aber immerhin wird er jetzt im Referat zur digitalen Boheme gewuerdigt. Digitale Boheme, ich nenne es ja immer: das Cafe wird zum Buero, wo wir frueher beim Cappuccio immer diskutiert, geflirtet und den Passanten auf dem Weg zur Arbeit nachgeschaut haben, hocken wir jetzt jeder fuer sich allein im Cafe, den Blick starr auf den Monitor gerichtet und schreiben, bloggen, skyppen, konzipieren, mailen, statt uns untereinander zu unterhalten, kennenzulernen oder einfach nichts zu tun. Seit wann arbeitet die Boheme?

16:47
Jetzt geht es um Web 2.0, social software und gerade eben hoerte ich den Ausdruck "Beziehungsmanagement", als ob ich ihn noch nie gehort haette, Beziehungsmanagement, bin ich nur gerade schlecht drauf oder klingt das wirklich so schrecklich desillusionierend, aeh, knallgrau, aeh, langweilig... Ich will nicht einmal meine Businesskontakte managen....

16:49
Wann kommt denn Blog Queen endlich nach Hause. Noch kein einziger Live-Kommentar in diesem Live-Blog.

16:53
Oh, Blog Queen kommt wohl nicht und weiss nicht zu wuerdigen, dass wir hier an Deutschlands akademischer Zukunft arbeiten, waehrend um uns herum in den Cafes das Leben tobt.

16:59
"Bloggen ist so neunziger Jahre", meinte Stefan Knecht zur Begruessung, was nur wieder beweist, wie zeitlos jung ich bleibe. 1992 sass ich auch das letzte Mal in einem Hauptseminar, schon damals einige Jahre nach dem Abbruch meiner gluecklosen Studienversuche, aber meine damalige Freundin musste sich zu Semesterbeginn in der Rostlaube der Freien Universitaet Berlin fuer ein Referat eintragen, und da sie es an dem Tag nicht in die Uni schaffte, uebernahm ich die Aufgabe. Seitdem hat sich in den Unis, ob Muenchen oder Berlin, optisch nicht viel veraendert - bis auf die Rollstuhlrampen und die Muelltrennung.

17:09
Back to my baby. Man braucht nur die richtige Stimmung, kaum geht es bei den Referaten um den Chaos Computer Club, schon schlüpft mein eigener Rechner ins Uni-Netz, und ich kann jetzt wieder mit Heimvorteil bloggen.

17:18
Da soll noch einer behaupten, man würde von der Uni nichts fürs wahre Leben mitbekommen. Als Handout haben wir alle gerade neue Fingerabdrücke bekommen.

17:23
Oh, die neue Weblogumfrage der Forschergruppe Online-Kommunikation am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich ist jetzt da und hier zu lesen.

17:31
Vier von 40 Anwesenden lesen oder schreiben Blogs. Zehn Prozent.

17:33
Mehrere Mitglieder des CCC anwesend, und ich blogge hier ungeschützt...

17:37
Schicke Brille!

17:41
Das Handout mit den wichtigsten Stichpunkten zu dem Thema und einigen interessanten Links und Fundstellen stelle ich nachträglich noch online, um den Wissensdurst von Blog Queen & Co zu stillen.

17:44
Jetzt kommt der Schlußmonolog von Frau Ort. Mal sehen, wer danach noch mit mir und Stefan Knecht einen trinken geht. Ich würde ja Wünsche äußern, aber dann redet Markus nie mehr mit mir.

17:45
Frau Ort wird auch noch Futter für uns auf ihre Website legen.

17:50
So ein Hauptseminar ist nun mal keine Oscar-Verleihung, da kann man nicht so schnell oberflächlich über Outfits und Dankesreden bloggen, sondern müßte tief in die Materie eindringen, aber überzogen wird auch hier.

Ist Bloggen bereits an und für sich subversiv?

Blogkarneval anläßlich des Hauptseminars Kommunikations- und Medienguerilla der LMU München im Sommersemester 2008. Dieser Beitrag wird im Laufe des Tages bis 16 Uhr ständig aktualisiert.

Ich persönlich denke, daß Bloggen nicht unbedingt per se subversiv ist, daß aber die Charakteristika dieser Technik dazu führen, eingefahrene Strukturen aufzubrechen und subversive Inhalte fördern. Das Internet im Allgemeinen und Blogs im Speziellen entreißen den Medienunternehmen die Produktions- und Vertriebshoheit von Meinung. Brauchte man früher Geld, um etwas zu drucken oder einen Rundfunkbeitrag zu produzieren, und noch einmal mehr Geld, um es landesweit an den Mann zu bringen, so kann das inzwischen nahezu jeder, sofort, kostengünstigst. Die Technik ist schwer zu kontrollieren, und selbst in Konzernen haben die Online-Abteilungen und Blogger meist wesentlich mehr Freiheiten als die sonstigen Mitarbeiter, weil es schnell gehen muß, oft keine Hierarchien und somit Kontrollinstanzen wie Textchefs, Abteilungsleiter oder Chefredakteure vorgesehen sind und ehrlich gesagt die meisten Bosse das Medium immer noch nicht ernst genug nehmen, um es wahrzunehmen und somit zu kontrollieren. Der computerlose Chef ist bis heute keine Seltenheit...

Joachim Graf: „Natürlich ist Blogging subversiv. Ungefähr genauso wie Playstation spielen. Oder Skaten. Oder Bier trinken. Oder, von mir aus: Genau so subversiv wie zur Wahl gehen ('If voting could change the system, it would be illegal').

Bloggen erleichtert vielleicht, kritisch, alternativ, subversiv zu sein. Gibt Mittel der Gegenöffentlichkeit in die Hand. Aber genau so wenig, wie Studenten heute deswegen politisch engagiert sind, weil sie die Zeit dazu haben, genau so wenig sind Blogger subversiv, nur weil sie das Werkzeug dazu haben.

Das ist im Iran, in China, in Zimbabwe sicher anders. Aber es gibt Millionen staatstreuer Blogger, reaktionärer Blogs, Scientology- oder Nazi-Blogs.

Natürlich gibt es subversive, linke, kritische, fortschrittliche Blogs. Aber die nutzen ein Medium nur in einem Sinne, der mir gefällt.

Aber der Blogger an sich ist kein besserer Mensch, nur weil er bloggt.“



Patrick Gruban: „Das Medium Internet oder das Medium Blog ist erstmal neutral. Da aber jeder ohne zusätzliche Kosten vom Konsument zum Produzent werden kann und seine Meinung parallel zu den großen Medien und Meinungsmachern publizieren kann, kann es subversiv genutzt werden. Aber das heisst noch lange nicht, dass das was geschrieben wird auch gelesen und geglaubt wird.

Der grosse Unterschied zu den handkopierten Flugblättern und Zeitschriften des letzten Jahrhunderts ist die Möglichkeit, dass Artikel von Einzelpersonen innerhalb von wenigen Stunden als Zitate mit Link auf den Originaltext verbreitet werden können. Insofern können sich schon Informationen verbreiten, die von den Massenmedien vergessen wurden.

Der Regelfall in der Praxis ist aber eher, dass Blogs Beiträge aus traditionellen Medien aufgreifen und kommentieren.“



Stefani Akins: „An und für sich sind Blogs bestimmt nicht subversiver oder effektiver als andere Medien, denn hauptsächlich scheint der Grossteil der Blogger doch dieses Medium als Verlängerung, bzw. Ergänzung der digitalen Community zu benutzen. Wäre interessant, ob durch Twitter manche privaten Info-Blogs nun verschwinden. Ansonsten muss man immer noch darauf setzen, dass man überhaupt Leser für sich gewinnen kann, die sich auch mit dem gebotenen Material auseinandersetzen. Wenn's keinen interessiert, ist der beste Blog wertlos.

Die Macht des Blogs liegt meiner Ansicht nach in der kaum zu überbietenden Aktualität. Dass manch einer dies ausser Acht lässt, beschreibt Todd S. Purdum in seinem Clinton-Artikel in der Vanity Fair sehr schön:

Perhaps more than anything, Clinton, whose audiences in recent years have tended to be adoring crowds who hang on every word of what those who have heard his standard speech say is a rambling tour d’horizon of world problems, has simply lost a step.

'Look, the game has changed,' said Mike McCurry. 'He ran his last national campaign in 1996, and remember, we kind of ran unopposed. It’s been a while since he did that, and the way you summon people up and get them to do things has changed. All of this stuff, the blogging and the YouTubing and the way in which everything is instantaneously available: I tell you, until you get out there and are actually dealing with the consequences—having what you just said as you were walking out the door [all over the Internet], that’s brand-new to him.'

Dennoch sollte man im Sinne der Diskussion unbedingt zwischen rein privaten Blogs unterscheiden und solchen, die sich eine bestimmte Art von Aufklärung zur Aufgabe machen; wahlweise auch Propaganda, womit wir wieder bei der Subversion wären...“



Stefan Knecht: „'Es gibt keinen Kanon, der festlegt, wie ein Weblog geschrieben werden muss, es gibt keine Kriterien, nach denen man beurteilen könnte, was ein gutes und was ein schlechtes Weblog ist, es gibt keine Vereinbarungen darüber, wie lange ein Weblogbeitrag sein muss, wovon Weblogs sprechen sollten, wie sie keineswegs sprechen sollten, wie oft sie sprechen sollten, zu wem sie sprechen sollten, und wie sie jene behandeln sollten, mit denen sie sprechen. Es gibt noch nicht einmal eine einigermaßen akzeptierte Auskunft darüber, was ein Weblog eigentlich ausmacht. (...) Deswegen bildet sich der Weblogautor ziemlich bald ein, er habe eine Pflicht, er müsse weitermachen, am besten jeden Tag, ohne dass er wüsste, wohin. Also schreibt er jeden Tag etwas in sein Weblog, und nicht selten stellt er sich die Frage, ob es denn wirklich so viel gibt, über das zu schreiben sich lohnt.' - Peter Praschl. Hinter den Texten lauern andere. Jungle World Nr. 5, 29. Januar 2004. via Sofa. rites de passage

Roland Keller: „Blogs sind so subversiv wie Margarine oder ein Fahrrad, das in Hongkong umfällt.
Die meisten Blogs sind leider nur langweilig. Subversiv können nur Inhalte sein, die sich entsprechend verbreiten und wirken.

Gegenöffentlichkeit:

Zunächst würde ich Blogs als Teil der Öffentlichkeit verstehen, viele auch, Privates öffentlich zu machen.
Gegenöffentlichkeit herzustellen, um en Begriff aus den 68er-Zeiten zu nutzen, heißt ja, dass Blogs dazu da wären, um der Öffentlichkeit Informationen zu liefern, die von der Presse unterdrückt oder falsch dargestellt werden.
Damit beschäftigt sich aber nur eine Minderheit der Blogs, ebenso mit dem, was ich unter kritischer Öffentlichkeit verstehe. Dies ist zumindest in Deutschland eine gute Ergänzung zur Presse, reichert die Vielfalt an.

Ich weiß nicht, wie Peter Turi zu der Aussage das Internet verschlänge „alle Ärmelschonerträger und Hierarchen“ kommt. Keine Angst, diese Feindbilder bleiben uns auch in Zeiten des Internet erhalten. Vielleicht passen sie sich an die neuen Umstände und Verkehrsformen etwas an oder nutzen das Internet gar als Tarnung, aber das Internet wird diese Mentalität und das Verhalten nicht abschaffen.“


Frau Klugscheisser: „Vielleicht ist das Wort 'subversiv' zu stark, zu bedeutungsschwanger aber das Blog als individueller Gegenpol - den dann aber aufgrund des erschlagenden Überangebotes dieser und anderer Medien eh keiner wahrnimmt - zu einer öffentlichen Meinung wäre theoretisch das systemimanente Potential dieses speziellen Mediums. Dass es so eher selten in der Praxis genutzt wird, hat sicher vielerlei Gründe.

Mein persönliches Beispiel war ein bewußt überspitzt formulierter Beitrag bei Mindestenshaltbar zum 30jährigen Andenken an den Deutschen Herbst, worauf sich in meinem Blog ein Zeitzeuge zu Wort meldete, der als Kind bei der Entführung der Landshut dabei war und die Geschehnisse aus seiner persönlichen Sicht schilderte.
Das war für mich nicht nur bewegend, sondern auf gewisse Weise auch subversiv.“


Harald Mandl: „Bloggen und subversiv? Was hat das eine mit dem anderen am Hut? Das ist in etwa so wie Angela Merkel und ironisch, oder Schäuble und entspannt.

Bloggen ist erst einmal nichts anderes als die Möglichkeit, Inhalte ins Internet zu stellen. Diese werden in der Regel so beachtet wie eine Ansprache mitten im Wald. Um subversiv zu wirken, braucht man eine interessierte Öffentlichkeit. Diese schert sich in der Regel aber nicht wirklich um einige Textfragmente im weiten Internet. Um subversiv zu wirken, muss jemand echt und authentisch sein. Auch das ist das Gegenteil von Bloggen - hier kann jeder, so er will, als Hinz und Kunz alles mögliche behaupten und das Gegenteil davon. Bloggen und Beliebigkeit, das passt schon eher.

Management Summary: Gerade durch die mögliche Anonymität kann keine subversive Wirkung zustandekommen, da nie klar ist, ob hier jemand hinter seinen Aussagen steht oder schlicht provozieren will, um des Krawalls willen.“


Manuelle Trackbacks: Gruban, Blog Queen

Mittwoch, 4. Juni 2008

Blog-Karneval & Live-Blog zur Medienguerilla

Passend zum morgigen Hauptseminar Kommunikations- und Medienguerilla hat Peter Turi unlängst behauptet, das Internet verschlänge „alle Ärmelschonerträger und Hierarchen“. Doch ist es deswegen auch schon per se subversiv – oder ist es nur ein Medium wie alle anderen?

Morgen, am Donnerstag, wird es von 16 Uhr c.t. bis 17.45 fünf Referate geben, bei denen es um Gegenöffentlichkeit unter Foucault'scher Perspektive geht, um die digitale Bohème und das Web 2.0, um Open Source und den Chaos Computer Club – und natürlich um Blogs. Unter den studentischen Referenten: Fred Kapinski.

Damit das Ganze nicht zu akademisch wird, wollen wir ein bißchen Praxiserfahrung ins Spiel bringen:
  1. Im Stil eines improvisierten Blogkarnevals würde ich Euch bitten, mir bis morgen 16 Uhr ein kleines Statement zu mailen (oder hier als Kommentar zu setzen), inwieweit Ihr Blogs als Gegenöffentlichkeit empfindet. Diese Beiträge präsentiere ich dem Hauptseminar.
  2. Ab 16.15 Uhr werde ich dann live aus dem Seminar bloggen und versuchen, die Referate ein bißchen aus dem Hörsaal in die Blogosphäre zu tragen, wofür ich natürlich möglichst viele spontane Kommentare erwarte, die wir wiederum umgehend per Beamer im Hörsaal sichtbar machen werden.
Mögen die Spiele beginnen!

Riekel redet über München

Seitdem Katharina Rieger von der „freundin“ zur „Abendzeitung“ gewechselt ist, hat man nicht viel von ihr gehört oder gelesen, aber in der morgigen Ausgabe zeigt sie Flagge und interviewt auf über einer halben Seite eine alte Kollegin aus dem Arabellapark, „Bunte“-Chefredakteurin Patricia Riekel, zu Münchner „Glamour, Stil und die Society an der Isar“. Ein einziger Lobgesang auf die Münchnerinnen („Es gibt kaum eine Stadt auf der Welt, in der Frauen so gut angezogen sind wie hier. Nicht mal in Paris.“). Elegant zieht sie die Kurve vom Bogenhausener Bonzenkiez zum Glasscherbenviertel („Ich lebe in der Flemingstraße am Herzogpark. Ich liebe diese Straße, ich kenne die meisten Nachbarn dort. Das ist wie auf dem Dorf. Doch es gibt ein paar andere, sehr interessante Gegenden, die münchnerischen Viertel Giesing und die Au. Das sind sehr aufstrebende Bezirke.“) Während Berlin von der dennoch dort gern Hof haltenden People-Pusherin gedisst wird: „Ich kenne viele Leute, die aus Berlin wieder zurückwollen und es kaum erwarten können, freitags im Flieger nach München zu sitzen.“ Immerhin findet sie auch in München nicht alles gelungen: „Ich bin für Hochhäuser“ und „ich bekenne: Ich war immer für den Transrapid.“

Dorin, Sorin & Co

Danke, liebe „SZ“-Sportredaktion, daß zu Euren 99 Herzenswünschen anläßlich der EM die Hoffnung zählt, Rumänien ins Viertelfinale vordringen zu sehen – auch wenn Ihr der deutschen Mannschaft so nur Mannschaften wie Frankreich, Italien oder die Niederlande als Endspielgegner ersparen wollt. Falls meine Landsleute tatsächlich weiterkommen, färbe ich mir die Haare, oder was davon noch übrig geblieben ist, blond!

Aufgesexter Arabellapark

Platzhirsch im Arabellapark, Münchens Stadtteil mit der höchsten Redaktionsdichte, ist sicherlich der Burda-Verlag, Mauerblümchen der IPM Magazin-Verlag, aber so ziemlich sämtliche Werbeflächen am Rosenkavalierplatz hat sich Marquard Media gesichert. Und so starren die Kolleginnen und Kollegen von „Bunte“, „InStyle“ & Co jahrein, jahraus auf dem Weg zur Arbeit oder während ihrer Mittagspause im sogenannten Gefängnishof auf die Cover der Konkurrenztitel „Celebrity“, „Cosmopolitan“, „Joy“ und „Shape“, die ehrlich gesagt auch recht austauschbar wirken. Da ist es nahezu eine optische Revolution, daß nach dem Verkauf des Springer-Titels „Maxim“ an Marquard Media flugs eine weitere Plakatfläche angemietet wurde und jetzt doch eine etwas andere Titelästhetik das Mediendorf bereichert.

Dienstag, 3. Juni 2008

Nichts verstanden

Jetzt.de beschwert sich heute im Lokalteil der „Süddeutschen“, „dass ein Weißbier im Viktualienmarkt-Biergarten prinzipiell zwar eine ausgezeichnete Idee ist. Aber noch bayerischer würde es schmecken, wenn man es auch in Weißbiergläsern anstatt Krügen bekäme.“ Kleiner Tip: Die Weißbiergläser gibt's, man muß nur den Schankkellner darum bitten und ein Pfand dafür zahlen...

Montag, 2. Juni 2008

Online-Prosa zum Einschlafen

Herr Wichtigmann hat sich ein paar Hot-Shots gesichert, um anläßlich des Münchner Stadtgeburtstags eine Prosa-Stafette online zu stellen. Nichts gegen Bernhard Keller, Thomas Lang, Kerstin Specht und Thomas Palzer, aber die erste Folge ihres Online-Projekts „2158 – Die letzten Tage von München“ liest sich tödlich langweilig. Und wer bitteschön ist Robert Mnusil?

Servus Sopherl


Sophie Grützner ist jetzt "Stellvertretende Chefredakteurin/ Deputy Editor-in-Chief" bei "Bauer Lifestyle Magazine KG Redaktion Life&Style". Xing-Statusmeldung der bisherigen „InStyle“-Autorin

Google Earth kommt zu literarischen Ehren

Bei einem Coffeebreak heute mittag hat ein Freund Woody Allen gelobt, dessen alten Bücher er gerade wiedergelesen hätte und die sich als zeitlos gut erwiesen hätten, weil sie eben nicht irgendwelche Trends und Moden widerspiegeln, sondern immerwährende Wahrheiten. Andererseits war die Gier nach DEM Schlüsselroman zur deutschen Wiedervereinigung oder dem Anschlag auf das World Trade Center für mich sehr nachvollziehbar, weil man gerade im rasend zunehmendem Tempo der mäandernden Nachrichtenbits und -bytes nach der großen Linie, der alles verbindenden Wahrheit sucht.

Nun liegt seit ein paar Tagen Joseph O'Neills 9/11-Roman „Netherland“ vor, den die „New York Times“ feiert: „the wittiest, angriest, most exacting and most desolate work of fiction we’ve yet had about life in New York and London after the World Trade Center fell“. Aufgegriffen wird darin aber nicht nur die politische Gegenwart, sondern auch die technologische – und Google Earth besonders gewürdigt. Oder um die „New York Times“ noch einmal zu zitieren: „There’s a moment in 'Netherland' involving a father, the son who has been taken from him, and Google Earth that’s among the most moving set pieces I’ve read in a recent novel.“

O'Neill schreibt: „There was no movement in my marriage, either; but, flying on Google's satellite function, night after night I surreptitiously traveled to England. Starting with a hybrid map of the United States, I moved the navigation box across the north Atlantic and began my fall from the stratosphere: successively, into a brown and beige and greenish Europe bounded by Wuppertal, Groningen, Leeds, Caen (the Netherlands is gallant from this altitude, its streamer of northern isles giving the impression of a land steaming seaward); that part of England between Grantham and Yeovil; that part between Bedford and Brighton; and then Greater London, its north and south pieces, jigsawed by the Thames, never quite interlocking. From the central maze of mustard roads I followed the river southwest into Putney, zoomed in between the Lower and Upper Richmond Roads, and, with the image purely photographic, descended finally on Landford Road. It was always a clear and beautiful day – and wintry, if I correctly recall, with the trees pale brown and the shadows long. From my balloonist's vantage point, aloft at a few hundred meters, the scene was depthless. My son's dormer was visible, and the blue inflated pool and the red BMW: but there was no way to see more, or deeper. I was stuck.“ (Seite 123/124)

R.I.P.

Yves Saint Laurent,
1. August 1936 – 1. Juni 2008

Sonntag, 1. Juni 2008

Update

Jetzt auch hintenrum ordentlich getrimmt, wo ich selbst nicht richtig hinkam.

Manueller Trackback

Rapunzel, Rapunzel

Systemausfall bei Statcounter

„Due to an outage at The Planet (data center) several of our servers are down and service is limited. We sincerely apologise for this interruption in service. Unfortunately, some stats will be lost during this outage. We continue to work to restore full service and thank you for your patience.“ Zum Glück passiert das an einem heißen Sonntag... Ganz abgesehen davon, daß man immer mehrere Zähler parallel am Start haben sollte wie Google Analytics und Sitemeter.

Update

Petit Déjeuner Musical (54)

Messieursdames, Caroline Loeb!

Samstag, 31. Mai 2008

Die vierte Gewalt

„Nun hat ja auch Presse für den Zustand der Gesellschaft eine gewisse Verantwortung; unsereins sollte also den Mund nicht zu voll nehmen bei der Klage über Elite-Defizite. Unlängst begab es sich, dass der Spitzenmann einer größeren Zeitung in einer großen deutschen Stadt einen Brief an seine 'Leserinnen und Leser' schreiben wollte.

Bei der Abfassung kam ihm das Wort von der Presse als 'Vierter Gewalt' in den Sinn und er wandte sich an seine Redakteure, um sich bestätigen zu lassen, dass man das so sagen könne. Er schrieb es zufrieden nieder, wandte sich dann noch einmal um und fragte ganz ernst: 'Und wer sind eigentlich die anderen drei Gewalten?'“


Heribert Prantl heute in einem Kommentar in der „Süddeutschen Zeitung“ – mal sehen, ob ich noch herausbekomme, um wen es sich da handelt...

Update: In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 29. Juni outet Peer Schader den Chefredakteur und Geschäftsführer der „Berliner Zeitung“, Josef Depenbrock, als den o.g. Ahnungslosen.

Falscher Flohmarkt

Merkt Euch endlich mal: Univiertel ist nicht Schwabing, sondern Maxvorstadt. Insofern war das heute in der Adalbertstraße einige Wochen zu früh...

Statt Twitter (4)

„Bin ich froh, daß ich nicht mit Dir vögeln muß“, f.k. zu mir.

Statt Twitter (3)

„Schön, daß es Dich gibt, Du schreibst immer so witzige Sachen“ – bei solchen Komplimenten verspreche ich, meinen Anrufbeantworter in Zukunft regelmäßiger abzuhören...

Freitag, 30. Mai 2008

Waren die offline?

„Endlich ist es so weit - die Blogs bei freundin.de sind wieder online und wir freuen uns auf neue Einträge und Kommentare. Und natürlich gibt es noch weitere Neuigkeiten: Ab sofort blogt Autor Kai Franke regelmäßig bei freundin.de.“ („freundin“-Newsletter)

Oh, what a day

Bisher hielt ich den 35. Mai für ein besonderes Datum, aber heuer steigen alle Verrücktheiten offenbar schon morgen.

Nachdem die bayerische Staatsregierung trotz des Bundeswehreinsatzes in Heiligendamm und der prügelnden Polizei in Nürnberg ausgerechnet das Versammlungsgesetz für unzureichend hält, hat sie sich ein neues mit so heißer Nadel gestrickt, daß jetzt sowohl der Innenminister, als auch die CSU-Landtagsfraktion es nachbessern wollen. Vernünftigere Menschen halten den Entwurf so oder so für verfassungswidrig und treffen sich Samstag um 14 Uhr am Geschwister-Scholl-Platz zur Gegendemonstration. Update: Fotos hier.

Wenn schon Prügel, dann aus Liebe: Im Zenith steigt die Boundcon, und ich würde gern mein Vorurteil vom spießigen Sadisten im Hobbykeller überprüfen, frage mich aber, ob es die 29 Euro Eintritt wert ist.

Persönlich finde ich es eh origineller, statt Sextoys Alltagsgegenstände zweckzuentfremden. Mal sehen, was morgen auf dem Schwabinger Hofflohmarkt an Spielsachen angeboten wird. (Im Barerkiez und der übrigen Maxvorstadt finden die Hofflohmärkte am 12. Juli statt.)

Die Akademie der bildenden Künste bei mir um die Ecke feiert heuer 200-Jähriges, und eingeläutet wird das Ganze aushäusig mit einer großen Party Samstag abend in der Muffathalle und dem Ampère. Neben Projektionen, Diskussionen, Videotapes und Performances gibt es bei „Föhn Form Ferstand“ auch Liveacts mit F.S.K., Les Robespierres und Munk.

Im Schumann's gibt's ab 21.30 Uhr Tango mit dem Cuarteto Kilombo, in der ganzen Stadt die Nacht der langen Musik lange Nacht der Musik, und bei mir im Haus bitten meine neuen Nachbarinnen zur Housewarmingparty.

Statt Twitter (2)

Die letzten Wochen immer zwischen 6 und 7 Uhr aufgewacht, gestern um 5.53 Uhr und heute um 4.49 Uhr. Präsenile Bettflucht?

Donnerstag, 29. Mai 2008

1&1 legt Münchner DSL lahm

Kein PPoe-Server meldet mir mein Netzwerk, und auf meinem Anruf bei der 1 & 1 Servicenummer kurz vor acht sagt mir der Anrufbeantworter, daß es in meiner Region Ausfälle beim DSL gäbe. Dafür zahlt man nun monatlich über 30 Euro Grundgebühr, einen unbekannten Betrag für den Anruf (0 bis 24 Cent pro Minute – ja was nun?*) sowie die Kosten für einen alternativen Weg ins Internet. Und wieso hat die Hotline Servicezeiten von 8 bis 20 Uhr, wenn da eh nur eine automatische Ansage erfolgt? 1&1 – wieder einmal die Pest!

*Update zur Abmahnung von 1&1 wegen Rufnummernmißbrauchs durch die Bundesnetzagentur.

Explicit: Flecken

Guter Sex muß nicht unbedingt schmutzig sein, kann aber trotzdem Spuren hinterlassen. Zumindest bis zum nächsten Waschgang. Aber jetzt wusch ich in zwei aufeinander folgenden Fällen vergeblich dagegen an. Ob 40 Grad oder 60 Grad, selbst die Kochwäsche half nicht. Liegt's an meinem Ökowaschmittel, oder gilt nicht nur für den Geschmack, daß es Auswirkungen haben kann, was ich zuvor gegessen oder geschluckt habe? Wenn ich nur noch wüßte, was an dem Abend auf den Tisch kam...

Statt Twitter (1)

Heute erstmals von jemandem mit einem breiten Lächeln auf der Straße begrüßt worden, der mich seit Monaten beharrlich ignoriert. Ob da jemand gemerkt hat, daß ich auf seinem studiVZ-Profil war?

Die zwei Seiten des Heiko H.

Tagsüber trimmt Heiko Hebig den Burda-Konzern auf 2.0 mit direktem dienstäglichem Zugang zum Verleger, aber nach Büroschluß setzt er seine coole Sonnenbrille auf, verwandelt sich in den verwegenen Heikoh und macht München unsicher.

Nummerngirls

Abgesehen davon, daß eine Münchner Mädchenband per se meine Sympathie genösse, habe ich Candelilla auch schon live erlebt und gemocht. Heute abend präsentieren sie ab 21 Uhr im Café King ihre EP „123456“ „... don't rely on what others say“ mit einem Konzert.

Mittwoch, 28. Mai 2008

Freunde für welches Leben?

Entdecke gerade zu meiner größten Verwunderung, daß Mario Grobholz, der heute über Reputation Management eher schlecht als recht doziert hat, auf meiner facebook-Freundesliste steht. Wer? Wie? Was?

Zeitalter der Finsternis

Die Welt beginnt irgendwann in den neunziger Jahren. Und während ich heute beim Frühstück allerlei über Online Reputation Management hören durfte, Blogveteranen wie Stefan Knecht nach Jahren plötzlich verstummen, weil ihnen frühere Einträge unangenehm sind, und eine durchaus nachvollziehbare Paranoia um sich greift vor einer allgegenwärtigen Öffentlichkeit, die nie vergißt, ärgert mich viel mehr, daß dieses Gedächtnis nur bis irgendwann in die neunziger Jahre zurückreicht. Als ob wir in den siebziger und achtziger Jahren nichts verbrochen hätten. Mein Engagement bei amnesty international und den Jungdemokraten, Zeitschriftenkollektive wie „Kafka Hauser“, „Outonom“, „Die Provinz“ oder das „Münchner Buch-Magazin“, die Verlagsära mit Werken von Emily Brontë, Serge Gainsbourg, Valérie Valère und Eugène Ionesco, die zahllosen in München oder Berlin veröffentlichten Artikel, mein Internet braucht keine Saubermänner und Ausputzer, sondern fleißige Archivare, die die Vergangenheit aus den staubigen Abgründen der Bibliotheken und Zeitungsarchive online bringen.